Analyse
15:02 Uhr, 03.05.2018

S&P 500 – Denn sie wissen nicht, was sie tun sollen

Die US-Anleger haben ein Problem: Unentschlossenheit. Dies spiegelt sich in einer großen Dreiecksformation wider, die den Markt seit dem Abverkauf von Ende Januar dominiert. Die Auflösungsrichtung der Formation wird die kommenden Monate prägen.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.635,67 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.635,67 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Was bisher geschah

Der S&P 500 Index stieg seit dem Tief bei 666 Punkten vom März 2009 in einer „höllischen“ Rally bis auf ein Allzeithoch bei 2.872 Punkten, das am 26. Januar dieses Jahres erreicht wurde. Dieser Anstieg verlief mit einer Geschwindigkeit von 1 Punkt pro Handelstag, womit im Allzeithoch eine Zeit-Preis-Symmetrie erreicht und mit dem anschließenden Abverkauf vorerst beendet wurde. Gleichzeitig ist der Hochpunkt auf dem Niveau der 1:1-Projektion der Aufwärtsbewegung von Oktober 2011 (1.074 Punkte) bis zum Maihoch 2015 (2.134 Punkte) abgetragen an das Ausgangstief der letzten langfristigen Rallyphase, die bei 1.810 Punkten im Februar 2016 begann. Mit anderen Worten: Bei 2.872 Punkten ist etwas Großes zu Ende gegangen, das aktuell korrigiert wird. Die entscheidende Frage ist daher, wie weit und wie lange die Korrektur andauert.

Dass der Abverkauf im Januar eine Korrekturphase eingeläutet hat, ist offensichtlich. Noch sieht es danach aus, als könne der Markt den Einbruch zur Seite hin korrigieren und oberhalb von 2.553 Punkten verbleiben. Aber der Schein trügt: Der Einbruch seit dem Allzeithoch hat nicht nur den Anstieg seit dem Zwischentief bei 2.417 Punkten neutralisiert und die Aufwärtstrendlinie seit 2.083 Punkten unterschritten (grün im Chart), sondern auch die Aufwärtstrendlinie seit dem Tief bei 1.810 Punkten vom Februar 2016  mehrfach angekratzt (violette Trendlinie im Chart). Damit wurden etliche kurz- bis mittelfristige Verkaufssignale aktiviert, die gegen einen direkten Anstieg an das Rekordhoch sprechen. Und um diese (violette) Trendlinie schlingert der Index seit dem Februartief und hat sie im heutigen Handel direkt im Visier.

Im kurzfristigen Bild dominiert seit dem Tief vom 02. April ein korrektiver Anstieg, der bislang auf 2.718 Punkte führte, ehe eine weitere Abwärtsbewegung begann, die den Index aktuell an den Bereich um 2.630 Punkte drückt. Die Sollbruchstelle dieses Anstiegs liegt bei 2.616 Punkten (38,2 %-Retracementniveau der Strecke von 2.553 bis 2.717 Punkten) und wurde schon unterschritten. Ein kurzfristiger Punktsieg für die Bären. Zudem ist die Zone von 2.612 bis 2.618 Punkten auch eine wichtige Unterstützung, deren Bruch zu einem Test der Unterseite des großen Dreiecks führen dürfte. Diese liegt aktuell bei rund 2.570 Punkten. Ein wichtiger Support auf diesem Weg liegt noch bei 2.591 Punkten. Hier könnte der Index kurzfristig noch einmal noch oben abdrehen. Ein Bruch der Marke dürfte dann aber den Test der Dreiecksunterseite nach sich ziehen.

Einbruch unter das große Dreieck - Kursziele für das Szenario

Bei einem Bruch der Dreiecksunterseite (aktuell ca. 2.570 Punkte) dürfte sich die Abwärtsbewegung weiter beschleunigen. Je nachdem, an welcher Stelle die große Abwärtskorrektur begonnen hat, ergeben sich andere relevante Zielmarken. Ich konzentriere mich hierbei auf die wahrscheinlichsten Bewegungen. Es gibt noch die ein- oder andere Variante, die aber aufgrund der bisherigen Gleichförmigkeit der Einzelbewegungen ähnliche Marken zum Ergebnis haben.

1. Die Korrektur verläuft beginnend am Allzeithoch über das Tief bei 2.532 Punkten und die zweite Abwärtsbewegung startete bei 2.802 Punkten im März (im Chart blauer Pfeil)

Für diesen Fall liegen die Ziele bei 2.590 Punkten (also an der Unterseite des Dreiecks) und darunter bei 2.461 Punkten.

2. Die Korrektur verläuft wie in Variante 1, jedoch war das Hoch bei 2.802 Punkten nur Teil einer Zwischenerholung und der eigentliche Start der zweiten großen Abwärtswelle liegt ein tieferes Hoch später bei 2.717 Punkten (im Chart grüner Pfeil)

Für diesen Fall liegen die Ziele bei 2.507 und 2.377 Punkten.

3. Ein Sonderfall: Das Allzeithoch war zwar der offensichtliche Endpunkt der Rally, doch der gesamte Trend der letzten Monate und Jahre endete erst bei 2.802 Punkten. In diesem Fall wäre das letzte Hoch der Startpunkt der Abwärtsbewegung zweiter Teil – die 2.717 Punkte-Marke (im Chart roter Pfeil)

Das Hauptziel wäre dann im Bereich des Kursziels der ersten Variante anzusiedeln und liegt bei 2.470 Punkten. Auch die erste Extension dieser Variante trifft mit dem grünen Ziel zusammen. Beide Varianten würden Potenzial bis 2.375 Punkte entfalten können.

4. Die vierte und letzte Variante macht die Prognose nicht einfacher, denn es besteht oberhalb von 2.612 Punkten auch die Möglichkeit, dass wir noch einen Anstieg brauchen, um ein finales Hoch auszubilden, welches zwischen 2.655 und 2.684 Punkten liegen dürfte. Diese Variante muss aber noch außen vor gelassen werden und wird nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Genauso halte ich es für den Fall, dass die Bullen verhindern, dass das Dreieck nach unten aufgelöst wird. In erster Linie müsste dann die auf Höhe von 2.717 Punkten verlaufende ehemalige Aufwärtstrendlinie schnell und vor allem dauerhaft überschritten werden, um einen Anstieg in Richtung Allzeithoch zu ermöglichen.

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Fazit und Tradingideen

Unterhalb von 2.660 Punkten haben die Bären aktuell auf allen Zeitebenen die besseren Karten. Für kurzfristige Shorttrades ist dies auch ein guter Stoppbereich. Wer dem Markt auf dem Weg nach unten etwas mehr Raum geben möchte, kann Stopps knapp über 2.677 Punkten platzieren. Darüber steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der S&P 500 ein weiteres Mal an die grüne Aufwärtstrendlinie und die Widerstandszone von 2.707 bis 2.717 Punkten klettern kann. Das Risiko eines Abverkaufs unter 2.532 Punkte wäre damit jedoch nicht gebannt. Selbst ein Anstieg über die obere Trendlinie des Dreiecks könnte von den Bären immer noch bei 2.742 Punkten abgebremst und in einen neuerlichen, mehrwöchigen Abverkauf gewandelt werden. Erst darüber kann Entwarnung gegeben und das Allzeithoch anvisiert werden.

Setzen sich die Bären durch, dürfte das Dreieck nach unten aufgelöst werden. Wichtige Zielmarken sind 2.507, 2.467 und 2.375 Punkte. Da an diesen Zielmarken die gesamte Korrektur seit dem Allzeithoch enden könnte, sollte man das Marktverhalten dort engmaschig verfolgen. Denn der Ziel- bzw. Endpunkt einer Korrektur ist zugleich immer der potenzielle Startpunkt einer neuen übergeordneten Aufwärtsbewegung. Entsprechend könnte der Markt an diesen Kursbereichen schnell wieder nach Norden drehen. Denn trotz allem ist der Index seit 666 Punkten weiter in einem übergeordneten Aufwärtstrend – das sollte man nicht vergessen.

S&P 500 Chartanalyse (Tageschart)
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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: S&P 500 (short)

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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