So macht die Geldpolitik den Durchschnittsbürger relativ arm
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Die Nullzinspolitik wird gerne als Enteignung der Sparer bezeichnet. Das ist richtig und ist auch Sinn der Geldpolitik. Durch sehr niedrige oder Negativzinsen wird Vermögen von denen transferiert, die es haben, zu jenen, die es nicht haben. Vereinfacht fließt Geld von den Bürgern zum Staat. Dieser Prozess wird finanzielle Repression genannt und existiert, seit es Notenbanken gibt. Immer wieder wurde finanzielle Repression zur Entschuldung angewendet, zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg.
Keine Zinsen auf dem Sparbuch oder für Staatsanleihen zu erhalten, ist ärgerlich. Im Vergleich zu anderen Nebenwirkungen der Nullzinspolitik ist es aber verkraftbar. Zum einen ist da die Verteilung des Vermögens. Der Durchschnittsbürger verliert in der finanziellen Repression. Das gilt aber nicht für diejenigen, die besonders viel haben.
Während die Mittelschicht die Krise mehr oder minder gut überstand, traf es den Niedriglohnsektor hart. Dafür wurden die Milliardäre deutlich reicher. So rasch wie das Vermögen der Milliardäre im Krisenjahr 2020 anstieg, könnte man meinen, dass es keine Krise gab (Grafik 1).
Langfristig ist nicht zu übersehen, wie Milliardäre immer mehr Vermögen bei sich konzentrieren. Es eilt der Wirtschaftsleistung und dem Gesamtvermögen der Wirtschaft davon. Das macht den Durchschnittsbürger nicht unbedingt direkt ärmer. Weil Jeff Bezos 10 Mrd. mehr hat, wird man selbst ja nicht ärmer. Relativ gesehen ist das anders. Der Durchschnittsbürger wird im Vergleich zu den Reichen ärmer.
Indirekt macht die Vermögenskonzentration auch den Durchschnittsbürger ärmer. Die reichsten Menschen der Welt sind so reich, weil sie de facto Monopole geschaffen haben. Monopole sind selten gut. Margen sind zu hoch und die Kompensation vom Faktor Arbeit zu gering.
Nullzinspolitik enteignet Sparer, macht die Reichen aber reicher. Gleichzeitig schwächt die enorme Konzentration von Kapital den Faktor Arbeit. Es gibt zusätzlich noch ein weiteres Problem. Kurzfristig haben Notenbanken und Staaten Unternehmen in der Krise gerettet. Kredite, Subventionierungen, direkte Staatshilfen usw. haben das Überleben vieler Firmen gesichert.
Das hat kurzfristig den positiven Effekt, dass Arbeitsplätze erhalten werden. Langfristig gesehen gibt es nun zu viele Unternehmen, die zu hoch verschuldet sind. Eigentlich können sich die Firmen die Schulden nicht leisten. Sie gelten als Zombie-Firmen.
Seit den 80er Jahren steigt der Anteil dieser Firmen. Sprunghaft geht es seit der Finanzkrise nach oben. Seither ist die Geldpolitik besonders aggressiv. Das ist kein Zufall und führt dazu, dass immer mehr Firmen kaum überlebensfähig sind. Es wird wenig investiert. Das bedeutet, dass die Produktivität kaum zunimmt, ebenfalls ein Phänomen, welches seit der Finanzkrise besonders stark ausgeprägt ist. Zombie-Firmen können auch keine Reallohnsteigerungen bieten.
Unterm Strich bedeutet das, dass der Lebensstandard für die meisten nicht mehr steigt, sondern sogar sinkt. Lebensstandard ist das, was zählt. Es ist das, was man sich leisten kann und dies wird auf mehreren Seiten durch die Geldpolitik angegriffen (Enteignung der Sparer, Vermögenskonzentration bei wenigen, unproduktive Firmen und dadurch stagnierende oder sinkende Realeinkommen).
Clemens Schmale
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