Kommentar
19:26 Uhr, 28.06.2011

So hilft man den Griechen moralisch korrekt

Als ich am Wochenende gelesen habe, dass die Urlaubsbuchungen in Griechenland auf hohem Niveau stehen und sogar deutlich zugelegt haben gegenüber dem Vorjahr, habe ich mich ehrlich gefreut. Denn das Geschäftsmodell von Hellas ist ebendies: Ein Urlaubsland zu sein!

Die einzig sinnvolle und zugleich auch moralisch einwandfreie „Hilfe“, die wir den Griechen leisten können, ist ihrer Wirtschaft direkt auf die Beine zu helfen, indem wir FREIWILLIG griechische Produkte und Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Das mag jetzt albern klingen, aber mit dem Kauf eines griechischen Olivenöls oder der Buchung eines Kreta-Urlaubs haben Sie unseren europäischen Freunden tatsächlich geholfen und nebenbei sich selbst einen Gefallen getan. In der freien Wirtschaft gibt es in der Regel solche Win-Win-Situationen, wenn der Staat sich nicht allzu sehr einmischt, sie sind sogar ein typisches Charakteristikum des Kapitalismus.

Jede erzwungene, nicht vom Volk legitimierte staatliche Überweisung ohne Gegenleistung ist im Vergleich dazu Diebstahl (das gleiche gilt analog für den privaten Bereich).
Der amerikanische Kongressabgeordnete Ron Paul charakterisiert solche Zahlungen (er meint insbesondere Entwicklungshilfe) völlig korrekt als „forced transfer of wealth“.

Wenn den Griechen nun ein sehr unbequemes Sparprogramm auferlegt wird, so mag das hart aussehen. Aber ist es etwa fair, alternativ andere Völker bluten zu lassen? Ist es gerecht, durch einen „Haircut“ Gläubiger teilzuenteignen, ohne dass sie sich wehren können?
Es ist ehernes Gesetz und Voraussetzung einer funktionierenden Kreditwirtschaft, dass Schuldner mit ihrem gesamten Vermögen für ihre Verbindlichkeiten haften. Ich persönlich bin ja strikt dagegen, dass Staaten überhaupt Schulden aufnehmen. Aber wenn sie es tun, müssen sie auch dafür gerade stehen, ohne wenn und aber. Deswegen sind die aktuellen Ansätze in Richtung einer sanften, nicht erzwungenen Umschuldung akzeptabel.

Übrigens ist es hochinteressant zu beobachten, wie die Chinesen in der Krise agieren. Sie präsentieren sich hier und da als Kapitalgeber für die Krisenstaaten. Damit verfolgen sie ein multiples Interesse: Sie stabilisieren den Euro, den sie zur Diversifikation ihrer gigantischen Währungsreserven benötigen. Und sie etablieren kleine politische Brückenköpfe in Europa, ohne sie bisher aktiv zu nutzen. Tatsächlich könnte es sein, dass China sich Europa wohl gewogen, um nicht zu sagen gefügig machen will. Das hilft später bestimmt bei der wirtschaftlichen Expansion auf dem alten Kontinent. In Afrika und Südamerika sind die Chinesen ja schon länger in Sachen Rohstoffen sehr aktiv. Isolationistisch ist China nur oberflächlich und wenn es darum geht, sich Einmischungen in die eigenen Angelegenheiten zu verbitten.

Ihr
Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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