„Smart“ hat Vorrang

Nach dem Jahrtausend-Crash der Jahre 2000/2003 schossen Anlage-Strategien mit Langfrist-Charakter wie Pilze aus dem Boden. Ein Rolling-Ansatz hier, ein Optimierungsmodell dort. Vieles wurde ausprobiert und fand auch bei den Anlegern zunächst reißenden Absatz, wie z.B. die Rolling-Discounter. Doch mit der Finanzkrise und den aberwitzigen Rettungsmaßnahmen kehrte immer mehr „Kurzsichtigkeit“ in die Anlagen ein und kaum jemand scheint derzeit mehr auf längerfristige Strategien setzen zu wollen. Die Folge: Der Großteil der Strategie-Zertifikate wurde mangels Nachfrage von den Emittenten gekündigt und stattdessen der Fokus auf den Verkauf einfach gestrickter, dafür aber hochspekulativer Hebel-Produkte gelegt. Parallel dazu hat sich die Innovationskraft, die die Branche noch in den Jahren zuvor gerade im Struktur-Bereich auszeichnete, fast völlig in Luft aufgelöst und ist einer fabrikmäßigen Emissionsflut von gängigen Standard-Produkten gewichen. Die einfache Begründung: Was der Anleger nicht kennt, das kauft er nicht. Zudem werden den Anbietern durch eine Vielzahl von Reglementierungen immer mehr Knüppel zwischen die Beine geworfen, was scheinbar jegliche Experimentierfreudigkeit zu lähmen scheint.

„Alter Wein in neuen Schläuchen“

Um den Anleger auch heutzutage noch den Schlüssel zu seinem Depotkonto zu entlocken, braucht es deshalb eine Menge Fingerspitzengefühl in Verbindung mit einem gewissen Marketinggeschick. So hat längst der Begriff „smart beta“ in die Anlage-Praxis Einzug gehalten und umschreibt dabei Ansätze, die auf intelligente Weise versuchen, einen vorgegebenen Index weiter zu optimieren, indem z.B. nach anderen Kriterien als der üblichen Marktkapitalisierung gewichtet oder beispielsweise die Zusammensetzung anhand der volatilitätsschwächsten Werte (Minimum Varianz) vorgenommen wird. Wer ganz genau hinsieht, wird schnell erkennen, dass es sich dabei eigentlich nur um alten Wein in neuen Schläuchen handelt und lediglich der Name ein neuer ist, die „guten“ alten Strategien eben gehüllt in ein „smartes“ Gewand.

Neues Produkt ist smart und sicher

Nach diesem Muster kommt auch die neue noch bis 22. August zeichenbare Smart-Garant-Anleihe der Société Générale daher. Ausgestattet mit einer Laufzeit von stolzen acht Jahren bietet das Produkt zum Laufzeitende im August 2022 einen vollständigen Kapitalschutz, der gerade in zinslosen Zeiten bei freilich meist kürzer laufenden Papieren gar nicht mehr so selbstverständlich ist. Darüber hinaus lockt das Zertifikat mit jeder Menge Zusatz-Features, wobei als Basiswert ein internationaler Basket bestehend aus den acht Aktien von GDF Suez, GlaxoSmithKline, HSBC Holdings, Deutscher Telekom, Zurich Insurance Group, Siemens, Total und Volkswagen fungiert. Die für die Endabrechnung maßgebliche Performance, an der der Anleger eins zu eins partizipiert, setzt sich hier wie folgt zusammen. An jedem der acht jährlichen Stichtage wird die Wertentwicklung der jeweils seit Emission am besten gelaufenen Aktie festgeschrieben und kann sich in den nachfolgenden Perioden nicht mehr ändern. Dadurch nimmt die Zahl der effektiv betrachtbaren, noch nicht fixierten Werte von Jahr zu Jahr ab. Sollte an einem Bewertungstag eine „freie“ Aktie wenigstens um 15 Prozent seit der Auflage des Produkts gestiegen sein, beträgt ihr Festschreibungswert mindestens 125 Prozent des Startniveaus. Sollte sie also an einem späteren Stichtag noch höher notieren, wird stattdessen dieser Wert eingefroren. Am Laufzeitende ergibt sich die Gesamtentwicklung des Baskets aus dem Durchschnitt der nach und nach festgeschriebenen Aktienwerte. Sollte dabei ein Verlust eingetreten sein, erhält der Investor zumindest noch den Nominalbetrag von 1.000 Euro in voller Höhe zurückerstattet.

Der Börse Go Tipp:

Die Smart-Garant-Anleihe eignet sich für sehr konservative Anleger mit einem langen Investitions-Horizont, die den ersten Schritt in den Aktienmarkt wagen möchten. Da es hier keine Seitwärtsrenditemöglichkeit gibt, muss evtl. eine lange Durststecke einkalkuliert werden.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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