Sinkender Ölpreis gibt Börsen Auftrieb
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USA
Die US-Börse stieg im Wochenverlauf. Sie reagierte auf den Ölpreisrückgang, den starken Anstieg der US-Ölreserven und die Erwartung, dass die Nachfrage aus China sinken wird. Die Kurse amerikanischer Staatsanleihen fielen im Wochenergebnis.
Das Verbrauchervertrauen sank im Oktober wie schon in den beiden Vormonaten. Der Konsumklima-Index des Forschungsinstituts Conference Board fiel von 96,7 im September auf 92,8 im Oktober und erreichte damit den niedrigsten Stand seit März 2004.
Die Bestellungen langlebiger Güter stiegen im September auf Grund einer erhöhten Nachfrage nach Geschäftsausstattungen und militärischem Gerät. Das war der dritte Anstieg in vier Monaten. Unerwartet stiegen auch die Verkaufszahlen bei neuen Eigenheimen.
Der Dollar setzte seine Talfahrt gegenüber dem Euro im Wochenverlauf fort. Zuletzt hatte eine Abwertungsphase im Januar 2003 so lange gedauert. Die US-Währung notiert momentan nur 1 Prozent über ihrem Allzeittief gegenüber dem Euro.
Der Chef der weltgrößten Versicherungsmaklerfirma Marsh & McLennan trat zurück. Er reagierte damit auf Vorwürfe wegen skandalöser Geschäftspraktiken. Sein Nachfolger Michael Cherkasky hat zugesagt, Geld an betroffene Kunden zurückzuzahlen. Das Unternehmen bemüht sich, Ansprüche zu regeln und Anschuldigungen auszuräumen. Nach Bekanntwerden der Nachricht legte die Aktie um fast 10 Prozent zu.
Wellpoint, der zweitgrößte Krankenversicherer der USA, meldete für das dritte Quartal einen Gewinnanstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Versicherten des Unternehmens ist auf 15,6 Millionen gestiegen.
Der amerikanische Telefonkonzern AT&T (die weltweite Nummer eins bei Ferngesprächen) gab bekannt, er werde 100 Mio. $ zahlen, um einen Rechtsstreit mit Aktionären beizulegen. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, vor dem IPO und der Vollendung der Übernahme von MediaOne Group eine falsche Darstellung der Geschäftsentwicklung gegeben zu haben.
Exxon Mobil hat seinen Gewinn im dritten Quartal nach eigenen Angaben um 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Neben einer Vervierfachung der Erträge in der Chemiesparte trug auch der Ölpreisanstieg dazu bei.
Großbritannien
Der britische Aktienmarkt stieg im Wochenverlauf - hauptsächlich auf Grund des hohen Ölpreises und seines Effekts auf die Gewinne der britischen Ölkonzerne.
Die Renditen britischer Staatsanleihen fielen auf den niedrigsten Stand seit Anfang des zweiten Quartals. Darin spiegelte sich die Erwartung wider, dass am Immobilienmarkt eine Abkühlung begonnen hat.
Der britische Ölriese BP nannte die starke globale Nachfrage als Grund für einen Gewinnanstieg. Für das dritte Quartal meldete das Unternehmen einen Anstieg des Proforma-Gewinns um 2,1 Mrd. £ gegenüber dem Vorjahr. Das entsprach einem Plus von 43 Prozent.
Nach Angaben der Bausparkasse Nationwide Building Society sind die Häuserpreise im Oktober um 0,4 Prozent gesunken. Das war der stärkste Rückgang seit Februar 2001. Auf das Jahr hochgerechnet verlangsamte sich der Preisanstieg auf 15,3 Prozent im Vorjahresvergleich (September: 17,8 Prozent). Der durchschnittliche Preis für ein Eigenheim beträgt jetzt in Großbritannien 152.159 £. Im Juli war mit 154.299 £ ein Höchststand erreicht gewesen, wie Nationwide mitteilte. Als Gründe nannte das Unternehmen unter anderem ein geringes Lohnwachstum und Zinserhöhungen.
Der größte britische Lebensversicherer Aviva meldete für die ersten neun Monate des Jahres bessere Geschäftszahlen als erwartet. Dazu trugen insbesondere steigende Versichertenzahlen bei Renten- und Lebensversicherungen in Großbritannien und Kontinentaleuropa bei. Nach Angaben des Unternehmens erhöhten sich die Umsätze in den ersten drei Quartalen um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,85 Mrd. £.
MG Rover meldete einen Verlust von 77 Mio. £. Im Vorjahr war das Minus mit 95 Mio. £ noch größer ausgefallen. Das Unternehmen konnte weniger Fahrzeuge absetzen, und ein in Indien produzierter neuer Kleinwagen kam am Markt nicht gut an.
Der Waschmittel-, Lebensmittel- und Eiscremehersteller Unilever hat wegen ungünstiger Witterungsverhältnisse und einer schlechten Verbraucherstimmung in seinen wichtigsten europäischen Märkten weniger Eiscreme verkauft, mit negativem Effekt auf sein Ergebnis für das dritte Quartal. Nach einer Gewinnwarnung im September meldete das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Europa:
Die europäischen Aktienmärkte verzeichneten am Mittwoch und Donnerstag positive Tagesergebnisse, als der Ölpreis, der zuvor Rekordstände erreicht hatte, nachzugeben begann. Der Referenzpreis der Sorte West Texas Intermediate war am Mittwoch auf über 55 $ geklettert, bevor er auf rund 50 $ zurückfiel.
Die Kurse 10-jähriger europäischer Staatsanleihen stiegen im Wochenverlauf. Hintergrund waren Erwartungen, dass die hohen Energiekosten die Konjunkturentwicklung in Europa bremsen werden. Dadurch wurde das Interesse an dieser Assetklasse geschürt. Hinzu kommt, dass Anzeichen für eine Abschwächung des Wachstums die Wahrscheinlichkeit verringert haben, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen demnächst erhöhen wird.
Die EU-Kommission hat ihre Wachstumsprognose für 2005 auf 2 Prozent gesenkt. Im April war sie noch von 2,3 Prozent ausgegangen. Nach Einschätzung der Kommission wird der Ölpreis die globale Nachfrage dämpfen. Außerdem dürfte der feste Kurs des Euro die Wettbewerbsfähigkeit der Exportwirtschaft im Euroraum vermindern. Angesichts der schwachen Entwicklung der Beschäftigung ist auch vom privaten Konsum wenig Rückenwind zu erwarten.
Die Inflationsrate für den Euroraum kletterte im Oktober deutlich auf 2,5 Prozent (September: 2,1 Prozent). Der Ölpreisanstieg auf ein Rekordhoch trieb die Verbraucherpreise in die Höhe. Einige Hersteller reagierten auf den Ölpreisschub mit Preiserhöhungen. Etliche Unternehmen hatten jedoch große Schwierigkeiten, die gestiegenen Kosten voll an die Kunden weiterzureichen - mit negativen Folgen für die Gewinnmargen.
In Deutschland verbesserte sich das Geschäftsklima im Oktober nicht wesentlich. Arbeitsplatzabbau und Ölpreisanstieg senkten die Wahrscheinlichkeit einer Erholung des privaten Konsums. Der Ifo-Geschäftsklima-Index stieg allerdings leicht auf 95,3 (September: 95,2).
Sagem, der französische Hersteller von Handys und Rüstungselektronik, gab ein Übernahmeangebot für den staatlichen Flugzeugmotorenbauer Snecma ab. Die Offerte, die einen Aktientausch vorsieht, geht von einem Wert des Unternehmens von etwa 4,9 Mrd. Euro aus. Es sollen jeweils 13 Snecma-Aktien gegen 3 Sagem-Aktien getauscht werden - das entspricht einem Wert einer Snecma-Aktie von 18,16 Euro. Alternativ bietet Sagem pro Snecma-Aktie 20 Euro in bar bis zu einer Höchstsumme von 1,25 Mrd. Euro.
Die Deutsche Bank, nach der Bilanzsumme Europas drittgrößtes Geldinstitut, meldete für das dritte Quartal einen Gewinnanstieg von 18 Prozent. Der Reingewinn stieg von 576 Mio. Euro im Vorjahr auf 680 Mio. Euro. Eine geringere Steuerquote, niedrigere Hedging-Kosten und Risikorückstellungen machten den Rückgang der Erlöse im Aktienhandel mehr als wett.
Japan
Die japanische Börse hat eine wechselhafte Woche hinter sich. Gute Geschäftszahlen sorgten am Mittwoch für steigende Kurse. Am Freitag dämpfte jedoch eine Zinserhöhung in China die Stimmung der Anleger. Überdies belastete die anhaltende Yen-Stärke gegenüber dem Dollar die Exportaktien.
Aktuelle Konsumdaten zeigen, dass die restriktive Lohnpolitik der japanischen Unternehmen die Verbrauchernachfrage dämpft. Die Ausgaben der privaten Haushalte sanken von August auf September um 1 Prozent. Im dritten Quartal betrug der Rückgang 3,7 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal. Auch die Umsätze der Bedarfsartikelgeschäfte fielen im September, und zwar um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Japans Industrieproduktion verringerte sich im September um 0,7 Prozent im Monatsvergleich. Die ungünstige Entwicklung war das Resultat einer sinkenden Nachfrage nach elektronischen Geräten und Teilen.
Nissan Motor überraschte viele Analysten mit der Mitteilung, sein Gewinn sei im zweiten Quartal um 3,5 Prozent gesunken. Der festere Yen schadete den Auslandserlösen des Unternehmens, und die Einführung neuer Modelle verursachte hohe Kosten. Honda meldete ebenfalls einen Gewinnrückgang wegen des Währungseffekts.
Sony konnte seinen Reinerlös kräftig steigern und hob die Gewinnprognose für das Gesamtjahr an. Die Filmsparte des Unternehmens profitierte vom Kinostart von "Spiderman 2". Sony ist um eine stärkere Diversifizierung seiner Aktivitäten bemüht und will den Entertainment-Inhalten mehr Gewicht gegenüber der Konsumelektronik geben.
Canon hat seinen Gewinn im fünften Jahr in Folge auf einen neuen Rekord gesteigert. Der Anteil margenstarker Produkte wie Digitalkameras und Farbdrucker an den Umsätzen des Unternehmens ist gestiegen.
Südostasien
An den Aktienmärkten der asiatisch-pazifischen Region bot sich ein gemischtes Bild. Die etablierteren Börsen in Hongkong, Singapur und Australien verzeichneten die besten Ergebnisse.
Die Geldpolitik sorgte für Schlagzeilen. Zum ersten Mal seit neun Jahren erhöhte die People's Bank of China ihren Leitzins, und auch Indiens Notenbank beschloss überraschend eine Zinserhöhung - die erste in diesem Jahrtausend.
Die größte Bank Singapurs, DBS Group, meldete für das dritte Quartal einen Gewinnsprung von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Angesichts der rapiden Konjunkturbelebung erzielte das Unternehmen deutliche Zuwächse im Kreditgeschäft auf seinem Heimatmarkt. Die Regierung des Stadtstaats rechnet für das laufende Jahr mit dem höchsten Wirtschaftswachstum seit vier Jahren.
Der größte thailändische Baustoffhersteller Siam Cement meldete den höchsten Quartalsgewinn seit 1998. Umsatzsteigerungen bei Petrochemikalien zur Kunststoffherstellung stärkten das Gesamtergebnis.
Lateinamerika
Die meisten Aktienmärkte in Lateinamerika verzeichneten ein Wochenplus. Als Reaktion auf erfreuliche Konjunkturmeldungen sowie Unternehmenszahlen für das dritte Quartal, die höher als erwartet ausfielen, legte der MSCI-Index für die Region um 1,6 Prozent zu.
Brasilianische Ökonomen hoben ihre Wachstumsprognose für 2004 auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn an, nachdem ein amtlicher Bericht offenbart hatte, dass die Industrieproduktion im August kräftig gestiegen ist. Die Experten rechnen mit einem Wachstum von 4,56 Prozent im laufenden Jahr.
Telesp Celular, Brasiliens größter börsennotierter Mobilfunker, hat seine Verluste im dritten Quartal nach eigenen Angaben mehr als verdoppelt. Das Minus von 53,3 Mio. $ entstand durch die Gewährung höherer Rabatte, mit denen das Unternehmen neue Kunden anlocken wollte.
Fomento Economica Mexicano, der zweitgrößte Coca-Cola-Abfüller der Welt, meldete für das dritte Quartal einen Gewinnsprung von 53 Prozent. Als Gründe nannte das Unternehmen wachsende Bierumsätze und den stärkeren Peso. Der Reingewinn stieg auf 1,38 Mrd. Pesos.
Quelle: Fidelity
Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.000 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 32.500 Mitarbeiter und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung.
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