Kommentar
21:59 Uhr, 27.04.2009

Singapur-Dollar mit Schwächephase - Notenbank unternimmt Währungsabwertung

Der Singapur-Dollar (SGD, www.godmode-trader.de/de/devisen/USDSGD-,i138181.html), der traditionell zu den stabileren und weniger schwankungsanfälligen Währungen im asiatischen Raum gehört, erlebt derzeit eine Schwächephase. Seit Beginn des Jahres hat die Valuta des Stadtstaates knapp 5,0% ihres Wertes zum US-Dollar eingebüßt, womit der Singapur-Dollar 2009 bislang der größte Verlierer unter den asiatischen Währungen ist. USD/SGD legte im März bis auf ein Jahreshoch von 1,5579 zu, um aktuell im Umfeld der 1,50er-Marke zu konsolidieren.

Unterdurchschnittlich stellt sich auch die Entwicklung am Singapurer Aktienmarkt dar. Zwar hat das lokale Börsenbarometer, der Straits Times Index, seit Jahresanfang ein leichtes Plus von 2,4% zu verzeichnen, dieses fällt jedoch im Vergleich mit anderen asiatischen Ländern eher bescheiden aus. Beim Hongkonger Hang Seng Index schlagen im selben Zeitraum bereits Kursgewinne von 4,5% zu Buche, während der koreanische Kospi Index um 17,5% zulegte. Auch die Börsen der beiden Nachbarländer Malaysia und Indonesien entwickelten sich mit einem Plus von 14,3% bzw. 15,8% deutlich besser.

Hauptgrund für die parallele Schwäche von Währung und Aktienmarkt ist der Umstand, dass der Konjunktureinbruch in Singapur einen der stärksten im asiatischen Raum darstellt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Tigerstaates schrumpfte im ersten Quartal um 11,5% im Jahresvergleich und damit noch deutlich stärker als mit -9,1% erwartet. Im Quartalsvergleich ist die Wirtschaftsleistung Singapurs um sagenhafte 19,7% zurückgegangen und damit doppelt so stark geschrumpft, wie von Analysten prognostiziert (Konsens: -9,6%). Besonders der Exportsektor des Landes leidet, wie die jüngsten Zahlen aus dem Industriesektor belegen. So ging die Industrieproduktion im März um 33,9% zum gleichen Vorjahresmonat zurück, nachdem sie bereits im Februar um 15,1% gesunken war. Ähnlich katastrophal sieht es bei den Elektronik-Exporten aus, die im März um 25,7% einbrachen (Februar: -31,9%). Aber auch die Binnenkonjunktur lahmt, wie die im Februar um 5,7% rückläufigen Einzelhandelsumsätze offenbaren. Im Januar ergab sich gar ein Minus von 11,8% im Jahresvergleich.

In der Konsequenz wertete Singapurs Zentralbank zum ersten Mal seit 2003 die eigene Währung ab. Um dem dramatischen Abschwung der heimischen Ökonomie entgegenzutreten, senkte die „Monetary Authority of Singapore“ (MAS) am 14. April das Handelsband, in dem der Singapur-Dollar gegenüber einem mit den wichtigsten internationalen Handelswährungen bestückten Währungskorb schwanken darf. Die genaue Zusammensetzung des Korbes wie auch die exakte Handelsspanne werden offiziell nicht bekannt gegeben. Zugleich teilte die MAS mit, dass es sich bei der Anpassung des Handelsbandes um einen einmaligen Schritt handeln würde. Die Absenkung der Handelsspanne des Singapur-Dollar ist in dem Stadtstaat der Ersatz für Zinssenkungen, da hier Geldpolitik über den Devisenmarkt gemacht wird. Nach dem Abwertungsschritt konnte der Singapur-Dollar sogar leicht zulegen, da Investoren angesichts des massiven Wirtschaftseinbruchs noch drastischere Schritte erwartet hatten. Mit größeren Markteingriffen der MAS sei nun nicht mehr zu rechnen, so die Einschätzung.

Nicht nur Pessimisten gehen davon aus, dass Singapur vor dem größten wirtschaftlichen Einbruch seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1965 steht. Das Handelsministerium korrigierte jüngst seine Wachstumsprognose für 2009 nochmals deutlich nach unten und erwartet nun nach dem ursprünglich anvisierten Minus von 5,0% für das Gesamtjahr eine Kontraktion des BIPs zwischen 6,0 und 9,0%. Auch der Immobiliensektor, der in Singapur neben der Finanzbranche eine der wichtigsten Stützen der Wirtschaft stellt, ist von dem dramatischen Einbruch betroffen. Viele international agierende Banken und Investmentgesellschaften haben wegen der Finanzkrise ihre Präsenzen aufgelöst oder reduziert, weshalb ausgedehnte Leerstände im Bürosegment zu beklagen sind und die erzielbaren Mieten sinken.

In Anbetracht eines zweistellig schrumpfenden BIPs sowie der sich auch in Singapur massiv auswirkenden Kreditklemme ist eine fortgesetzte Abschwächung des SGD im weiteren Jahresverlauf zu erwarten. Die eng mit dem Exportsektor verknüpfte konjunkturelle Situation Singapurs ist von dem zurückgehenden internationalen Handel überproportional betroffen, ein weiteres Manko besteht in der stark auf Banken und Finanzdienstleistungen ausgerichteten Wirtschaft. USD/SGD sollte damit Potenzial für einen neuen Anlauf auf die Widerstandsregion von 1,5570-80 besitzen, deren Überwindung den Weg frei für einen Anlauf auf die 1,60er-Marke machen würde. Darüber rückt die den Jahresanfang 2006 dominierende Seitwärtszone zwischen 1,6200 und 1,6400 in den Blickpunkt. EUR/SGD dürfte sich hingegen mit Kursgewinnen schwerer tun und müsste erst einmal seine Unterstützungszone um die 1,92er-Marke erfolgreich verteidigen, bevor es wieder in Richtung der hartnäckigen Widerstandsregion von 2,0800-2,1000 aufwärts gehen könnte. Gegenüber einem selbst angeschlagenen Euro reicht es aktuell für den Singapur-Dollar sogar zu einem leichten Plus von 2,3% seit Jahresbeginn.

Volker Zenk
FXdirekt Bank

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