Kommentar
13:43 Uhr, 10.10.2014

Sind zu viele Krisen des Aktienmarkts Tod?

Deutsche Aktien gelten als konjunkturzyklisch und damit als Spielball der Weltkonjunktur. Krisen, die die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen beeinträchtigen, sind daher pures Gift. In Euroland leiden sie darunter, dass das deutsche „Brot- und Butter-Exportgeschäft“ stagniert. Im August sprachen die harten Fakten eine deutliche Sprache: Die Exporte, die Auftragseingänge in der Industrie und die Industrieproduktion sind kräftig gefallen, wobei das Alibi des Ferienmonats nur bedingt taugt.

Daneben sorgt aber auch das Krisen-Trio Infernale Ebola, ISIS und der schwelende geopolitische Konflikt in der Ukraine für eine eingetrübte Wirtschaftsstimmung.

Dieses insgesamt schwierige außenwirtschaftliche Umfeld stellt sich in einem hohen Gleichlauf der deutschen ifo Exporterwartungen für das Verarbeitende Gewerbe mit der Entwicklung von exportsensitiven Aktien wie z.B. des Exportabwicklers Hamburger Hafen und Logistik AG dar.

GRAFIK DER WOCHE

Insofern ist auch die deutlich schwächere Wertentwicklung von typischerweise konjunktursensitiven - insbesondere deutschen - zu defensiven Aktien in Europa nicht verwunderlich.

In der Eurozone werden Zinsen und Renditen zu einer aussterbenden Spezies

Aufgrund von Deflationstendenzen in der Eurozone sowie der Rettungsgarantie und der ultralockeren Geldpolitik der EZB sind trotz bereits historischer Tiefstände weiter fallende Renditen italienischer, spanischer und deutscher Staatsanleihen zu erwarten. Banken können zinsgünstiges Zentralbankgeld ausfallrisikobefreit - und ohne Eigenkapitalunterlegung - in höherrentierliche Staatspapiere anlegen.

Zwar könnten sich Nicht-Euro-Anleger in Erwartung einer fortgesetzten Euro-Abwertung und damit Währungsverlusten veranlasst sehen, Gewinne bei Euro-Staatsanleihen mitzunehmen. Ein folgender Renditeanstieg würde jedoch die zur Konjunkturstützung der Eurozone auch zukünftig erforderliche Staatsneuverschuldung massiv erschweren. Im Bedarfsfall wird die EZB ihr Rettungsversprechen einlösen müssen, um einer Wiederkehr der Euro-Staatsschuldenkrise vorzubeugen. So oder so bleibt die Euro-Rentenblase die Mutter aller Anlageblasen. Mittelfristig kann die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen auf 0,5 Prozent und können die Renditeaufschläge italienischer, spanischer und Euro-Unternehmensanleihen (BBB) zu deutschen Anleihen deutlich unter einen Prozentpunkt fallen.

Deutscher Immobilienmarkt - Wo keine Blasen, da kein Platzen

Vor diesem Hintergrund sind Baukreditverteuerungen und damit Risiken für einen Immobiliencrash in Deutschland völlig ausgeschlossen. Zwar zeigt auch der deutsche Hauspreisindex eine klar aufsteigende Preistendenz. Im Vereinigten Königreich verläuft die Preisentwicklung jedoch deutlich dynamischer. Zudem zeigt sich die deutsche Preisentwicklung im Zeitablauf relativ stabiler und weniger schwankungsanfällig.

Für eine Fortsetzung des Immobilienbooms - wenn auch weniger euphorisch - spricht, dass deutsche Baukredite vergleichsweise umfangreicher mit Eigenkapital unterlegt und mit höheren Tilgungsraten ausgestattet sind. Der hohe Bestand an liquidem Geldvermögen - Zinssparen lohnt sich nicht mehr - ermöglicht außerdem den Immobilienerwerb ohne Darlehensaufnahme. Weiteres Potenzial ergibt sich aus der immer noch sehr hohen Mietquote und der zunehmenden Wertschätzung deutscher Immobilien seitens ausländischer Investoren, die unser stabiles politisches und soziales Umfeld schätzen. Auf rationale Argumente wie „Lage, Lage, Lage“ und nachhaltige persönliche Finanzierbarkeit ist zu achten. Emotionen müssen wie Hunde beim Metzger draußen bleiben.

Aktuelle Marktlage US-Aktien

Die USA überzeugen durch fundamentale Substanz. Amerika ist von den aktuellen Krisenfaktoren allein schon geographisch weniger betroffen. Es gilt zudem als ein Land, dass die Wirtschaftsprobleme beherzt anpackt. Das Land hat seinen Status als safe haven wiederbelebt. Nach dem Platzen der Immobilienblase wurden in einer konzertierten Aktion von Fiskal- und Geldpolitik zügig Gegenmaßnahmen ergriffen. Daneben sind Ängste vor einer großen Zinswende der US-Notenbank übertrieben. Die Fed weiß um ihre Bedeutung für die Volkswirtschaften insbesondere der Schwellenländer. Zudem will sie negative Rückkopplungseffekte auf die US-Wirtschaft verhindern.

Amerika hat es aber nicht nur bei diesen instabilen Maßnahmen belassen. Auch in punkto Strukturreformen zeigen die USA wieder Stärke. Mit seiner Renaissance als Industrie- und Exportnation sowie als einer der maßgeblichen Protagonisten der zweiten Internet-Welle wird Amerika sein Image als reine Konsumnation abgeben. Neue Wege in der Energierohstoffförderung machen Amerika bis 2020 energieseitig autark und sogar zum Energieexporteur.

Diese Argumente schlagen sich in einer aktuell relativen Stärke von US-Aktien gegenüber deutschen Aktien nieder. Die Einschätzung, dass in der Eurozone nur eine geldpolitische Lösung der Euro-Konjunkturkrise betrieben wird, behindert euroländische bzw. deutsche Aktien seit Sommer ebenso wie zwischen 2011 und 2012, als die Euro-Politik unfähig war, eine Beilegung der Euro-Staatsschuldenkrise ohne Zutun der EZB zu bewerkstelligen.

Allerdings nimmt mit steigender Aktienbewertung die Wahrscheinlichkeit einer Konsolidierung auch am US-Aktienmarkt zu. Mit einer Bewertung von ca. 16 gemäß Kurs-Gewinn-Methode ist der S&P 500 teuer. Allerdings ist von einer Fortsetzung der relativen Stärke von US-Aktien auszugehen, solange die Kakophonie der Euro-Politik in der Beilegung der Wirtschaftsschwäche der Eurozone anhält.

Aktuelle Marktlage Deutsche Aktien

Zwar stellt die weiterhin offensive Ausrichtung der Geldpolitik ein gewisses Auffangnetz für Aktien dar. Allerdings hat billiges und viel Geld als Wundermittel für steigende Aktien deutlich an Bedeutung verloren. Die Marktteilnehmer erwarten, dass endlich fundamental von der Konjunktur und den Unternehmensergebnissen - zumindest auf der Stimmungsebene - geliefert wird.

Eine sich abschwächende Exportwährung Euro, die stabile US-Konjunktur sowie zumindest nachhaltig wachsende Schwellenländern und sinkende Energiepreise sind immerhin Lichtblicke. In der Eurozone ist zur Abwendung einer Rezession mit einer deutlich erhöhten Schuldenaufnahme zu rechnen. Dies ist stabilitätspolitisch hoch bedenklich, wenn diese staatlichen Konjunkturmaßnahmen nicht durch gleichzeitige Reformanstrengungen flankiert werden, die den Wirtschaftskräften erst die profunde Wirkung verleihen. Eine gewisse Stabilisierung der Konjunkturstimmung für deutsche Aktien ist zu erwarten.

Momentan werden die positiven Argumente ignoriert. Die Anlegerpsychologie befindet sich fest im Krisenmodus. Die Marke von 10.000 DAX-Punkten ist nur bei deutlicher Entspannung an der Krisenfront zu erwarten.

Marktstimmung und Charttechnik

Trotz einer Vielzahl an Krisen sind die Kursschwankungen deutscher Aktien - gemessen am VDAX New Index - immer noch sehr niedrig. Gemessen am aktuellen Volatilitätsniveau wäre für die nächsten 30 Tage mit einer theoretischen Schwankungsbreite im DAX zwischen etwa 9.300 Punkten oben und 8.300 unten zu rechnen.

Aus charttechnischer Sicht kann im DAX nach seiner markanten Korrektur erst Entwarnung gegeben werden, wenn er den Widerstand bei 9.500 hinter sich lässt. Chancen auf eine Fortsetzung der Hausse ergeben sich aus heutiger Sicht erst oberhalb der Hürde bei 9.800 Punkten. Hierzu muss allerdings zunächst die Widerstandszone zwischen 8.900 und 9.000 Punkten zurück erobert werden.

Im Falle einer Fortsetzung der Korrektur warten die nächsten Unterstützungen bei 8.500 und darunter 8.100 Punkten. Im Falle einer heftigen Baisse dürfte der seit 2009 bestehende Aufwärtstrend bei rund 7.500 Punkten Halt bieten.

Und was passiert in der KW 42?

Im Rahmen der US-Berichtsaison für das abgelaufene III. Quartal 2014 werden die US-Banken JP Morgan, Wells Fargo, Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley insgesamt von abgearbeiteten Altlasten aus Rechtsstreitigkeiten profitieren. Allerdings wird sich das Investment Banking zumindest vereinzelt als Bremsklotz erweisen. Während Google von einer verstärkten Werbeausrichtung für mobile Endgeräte profitiert, kommt dem Chiphersteller Intel der Ausbau von Rechenzentren zugute. Von General Electric sind keine negativen Überraschungen zu erwarten.

Auf Makroebene weisen in den USA die Baubeginne und -genehmigungen auf eine fortschreitende Verstetigung auf dem US-Immobiliensektor hin. Eine solide US-Industrieproduktion im August verdeutlicht gemeinsame mit dem Konjunkturbericht der US-Notenbank - Beige Book - sowie einem stabilen Einkaufsmanagerindex der Philadelphia-Fed die insgesamt stabile Konjunkturlage der USA. Die Einzelhandelsumsätze legen im August eine kleine Verschnaufpause ein, das Verbrauchervertrauen, veröffentlicht von der Universität von Michigan, bleibt allerdings freundlich.

In Deutschland weisen die ZEW Konjunkturerwartungen darauf hin, dass sich auch die deutsche Wirtschaft nicht von der Konjunkturstagnation in Euroland abkapseln kann.

HALVERS WOCHE

Der Rückfall der Eurozone in die Schuldenbarbarei: Was nun tun, liebe Anleger?

Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo Mario Draghi her. Mit seiner Vollkaskoversicherung der Marke „Whatever it takes“ ist die Euro-Staatsschuldenkrise keine Krise mehr. Mission erfüllt! Aber Geldpolitik schafft es nicht, der Euro-Konjunktur wie ein Energy Drink Flügel zu verleihen. Die EZB kann der Kreditwirtschaft zwar günstige Zinsen ähnlich vorhalten wie dem Hund die Wurst. Wenn sie aber nicht zubeißt, ist die EZB mit ihrer Ernährungslehre gescheitert. Durch den Rückfall der Euro-Nachbarstaaten in die Stagnation hat mittlerweile selbst das bislang vergleichsweise gut genährte Deutschland an Gewicht verloren. Überhaupt, auch die mannigfaltigen geopolitischen Unsicherheitsfaktoren sorgen dafür, dass die Eurozone konjunkturell auf Diät ist.

„Konjunkturprogramme“ sind wieder hoffähig

So ist es nicht verwunderlich, dass sich Internationaler Währungsfonds, Weltbank und G20 um den Nährwert der Euro-Konjunktur kümmern. Nicht zuletzt fürchtet man die sozialpolitischen Konsequenzen einer stagnierenden Wirtschaft. Ohnehin kennt die französische IWF-Chefin Madame Lagarde den revolutionären Geist ihrer Landsleute nur allzu gut. Das zukünftige Motto dieser supranationalen Institutionen wird sein „Mehr Wirtschaftswachstum wagen“. Frei nach der Werbung für einen Kräuterlikör ist aber gemeint: Nie waren Schulden so wertvoll wie heute. Wertvoll sind sie nicht zuletzt, da sie zinsgünstig zu haben sind.

Konkret geht es um die Wiederbelebung von staatlichen, schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen. Die Vorschläge, die hierzu aktuell gemacht werden, sind originell. EU-Politiker wie der neue EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schlagen vor, man könne doch die 90 Prozent an ungenutztem Geld aus dem Europäischen Rettungsfonds ESM für europaweite Konjunkturstützung verwenden. Immerhin hat der ESM an Bedeutung eingebüßt, weil die Tragfähigkeit nationaler Staatsschulden von der EZB garantiert wird.

Ich kann mir die Wollust von Euro-Politikern gut vorstellen, an diesen großen, schon bereitstehenden Finanztopf heranzukommen, um ihn für staatliche Füllhornpolitik zu nutzen. Dass das Ganze eine klare Zweckentfremdung wäre, muss man ja nicht an die große Glocke hängen. Aber hat Herr Juncker nicht erst im Juni versprochen, unter seiner Ägide würden Wachstum und Arbeitsplätze geschaffen, ohne neue Schulden zu machen? Der kräftige Griff in den ESM in Höhe von maximal 450 Mrd. Euro auf Basis einer Eigenkapitaleinlage von 80 Mrd. Euro der Euro-Länder bedeutete aber kräftig neue Schulden. Herr Juncker ist in der Vergangenheit schon des Öfteren mit Aussagen aufgefallen, die später zur Makulatur wurden. Eine so kurze Halbwertszeit ist aber auch für ihn ein Rekord.

Dieses Schuldeninstrument wäre übrigens auch der willkommene Startschuss für ein grundsätzlich eigenes Verschuldungsvehikel der Eurozone, für das jedoch die Mitgliedsstaaten und ihre starken Länder - also vor allem Deutschland - gerne haften dürfen. Für diese souveräne Verschuldungsfähigkeit Brüssels schwärmt auch Pierre Moscovici. Das ist der neue EU-Wirtschafts- und Währungskommissar, der sich für dieses europäische Schlüsselamt aufgrund seiner zweijährigen erbärmlichen Erfolgsbilanz als französischer Finanzminister sicherlich „bestens“ empfohlen hat.

Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten (Albert Einstein)

So ist der finanzpolitische Zeitgeist längst wieder auf Schuldenkurs eingeschwenkt. Seit dem Platzen der Immobilienblase nimmt die Verschuldung von Ländern wie Frankreich, Italien oder insgesamt der Eurozone dynamisch zu. Die Eurozone wird bis 2016 ihren Schuldenstand von 1995 fast verzweieinhalbfacht haben. Da bleibt kein Stabilitätsauge trocken.

Die Finanzgeschichte zeigt unmissverständlich, dass der Erfolg schuldenfinanzierter Aufbauspritzen allein ohne gleichzeitige Wirtschaftsreformen nie nachhaltig gewesen ist. Außer einem konjunkturellen Strohfeuer und Mitnahmeeffekten produzieren neue Staatsschulden außer einer immer schlechter werdenden Bonität keinen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung. Und warum machen Politiker dennoch immer wieder diesen gleichen Fehler? Warum laufen sie trotz empirisch bewiesener Erfolglosigkeit immer wieder gegen die gleiche Mauer? Vielleicht weil Reformen die Wiederwahl gefährden? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Das Beispiel Frankreich zeigt, dass immer mehr Schulden aufgewendet werden müssen, um Wirtschaftswachstum zu erzielen. Von 1991 werden sich die französischen Schulden bis 2014 fast versechsfacht haben, die Wirtschaftsleistung hat sich jedoch nur verdoppelt. 1991 zahlte man für einen Euro Wirtschaftsleistung etwa 39 Euro-Cent Schulden. 2016 wird man fast einen ganzen Euro dafür entrichten müssen. Würden Sie als Anleger jemals in so ein Investitionsobjekt investieren?

Man kann natürlich mit Berechtigung einwenden, dass auch die USA keine Schulden-Waisenkinder sind. Aber sie tun viel dafür, ihre industrielle Basis wieder flott zu bekommen. Ökonomen sprechen bereits von der Wiedergeburt Amerikas als Industrie- und Exportnation. Dagegen scheint man in Euroland das Ziel zu verfolgen, ein Industriemuseum aufmachen zu wollen. Hallo, schon mal was von ordentlicher Wertschöpfung in der Industrie gehört? Das Geld wird nicht im Bistro oder Café verdient. Eine reformallergische Volkswirtschaft, in die Unternehmen nicht investieren und damit auch keine Arbeitsplätze schaffen wollen, geht längerfristig vor die Hunde.

Maulheldentum statt Reformaktivitäten

Auch Mario Draghi ist ein regelmäßiger Rufer in Eurolands Reform-Wüste. Aber seine Rufe verhallen wie bei einem Kind, das von seiner Mutter aufgefordert wird, doch endlich sein Zimmer aufzuräumen. So ist Draghi gezwungen, günstige Schuldzinsen für neue Staatsschulden zu geben, weil ansonsten in der Eurozone die Existenzfrage gestellt wird. Und die Politiker haben keine Hemmungen, zu nehmen, ohne wirtschaftsreformistische Gegenleistung zu geben.

So sind wir in der Dauerschleife des Schuldenmachens angekommen. Wie will man eigentlich jemals aus den Schulden herauswachsen oder einen ausgeglichenen Haushalt hinbekommen, wenn Wachstumspotenziale durch Reformen nicht konsequent gehoben werden? Der neue französische Ministerpräsident Valls hat versprochen, dramatische Reformen durchzuführen. Wie bei Herrn Renzi gilt: Die Worte hör‘ ich wohl…

Und wie geht es weiter mit dem Makrokosmos der Europäischen Schuldenunion…

Es gibt vier Auswege aus der Schuldenfalle. Erstens erhöhen die Staaten kräftig die Steuern. Dann entfernen sich jedoch die guten Unternehmen schneller aus der Eurozone als ein ICE, wenn er nicht gerade bestreikt wird. Oder zweitens kauft die EZB voluminös Staatsschulden auf. Dann haben die Schuldnerländer aber noch weniger Anreiz, zu sparen oder zu reformieren, weil sie sich ja der Last der Verschuldung mühelos entledigen können.

Damit bleibt eigentlich drittens nur der Ausweg, die Volkswirtschaften mit konsequenten und umfangreichen Reformen fit für die Zukunft zu machen. Ist man dazu - wie im Moment leider zu erwarten - nicht bereit, besteht viertens früher oder später nur noch die Möglichkeit, Staatschulden zu schneiden. Der Staat wäre dann schuldenbefreit und die Deutschen - die Staatstitel als Anlageblase bis Oberkante Unterlippe angehäuft haben - vermögensbefreit.

… und Ihrem Mikrokosmos als Anleger?

Gut, dass es sachkapitalistische Alternativen gibt. Substanzaktien haben alle Finanzkrisen überlebt. In die ewigen Jagdgründe der Finanzwelt gehen sie auch zukünftig nicht ein.

Ja, ihre Kurse können fallen, wie sie das im Moment auch tun. Diesem Kursrisiko können Anleger mit regelmäßigen Sparplänen in Fonds oder ETFs begegnen. Denn sie behalten die Kraft der zwei Herzen: Steigen die Kurse, sind die Anleger vermögender. Fallen sie, erhält man für den gleichen Sparbeitrag mehr Aktienanteile. Diese banale Strategie macht sich im Zeitablauf bezahlt.

Aus einem Klumpenrisiko Zinsvermögen sollte sicher kein Klumpenrisiko Sachvermögen werden. Aber eine Aufteilung 50:50 wäre für deutsche Anleger sicher ein guter Anfang.

Edelmetalle mögen im Moment nicht en vogue sein. Aber ihre Werterhaltungsfunktion bleibt wertvoll. Für ein schuldenbarbarisches Wirtschaftssystem wie das unsere hat es in der Geschichte noch nie ein Happy End gegeben. Oft genug wurde aus einem Staatspapier tatsächlich Papier.

Liebe deutsche Anlegerinnen und Anleger, bitte behalten Sie ihre persönlichen Anlageblasen, also ihren Mikrokosmos im Auge! Nur den können sie beeinflussen. Der Makrokosmos macht, was er will.

VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK

KAPITALMARKT AUF EINEN BLICK

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

1 Kommentar

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  • nuetzi
    nuetzi

    ​BRAVO, Herr Halver !

    Dem ist nichts hinzuzufügen, jedenfalls nicht von mir.

    Nur was ändert das alles ? Sollte man diese unfähigen Typen ( z.B. Juncker,Moscovici ) erschießen ? Freiwillige vor !

    22:51 Uhr, 10.10. 2014