Kommentar
14:30 Uhr, 22.03.2019

Sind Zinserhöhungen jetzt endgültig vom Tisch?

Die US-Notenbank hat geliefert. Die Zinswende wird vorerst ausgesetzt. Mittelfristig sind weitere Zinserhöhungen aber überhaupt nicht vom Tisch.

Die Notenbank hat sich vom Markt treiben lassen. Noch im Herbst 2018 sah sie mindestens 3 Zinsanhebungen in diesem Jahr vor. Im Dezember waren es dann nur noch zwei. Auch das reichte nicht, um den Markt zu beruhigen. Daraufhin wurde verbal interveniert.

Erst wurde angekündigt, dass die Bilanzverkleinerung nicht dogmatisch gehandhabt wird, also nicht wie im Dezember angekündigt auf Autopilot ist. Das reichte aber immer noch nicht. Mehr und mehr Notenbanker ruderten auch bei den Zinsen zurück. Einige spekulierten vage mit einer längeren Pause, andere hielten sogar eine Zinssenkung für möglich, sollte sich die Lage weiter eintrüben.

Ob sich die Lage eintrüben wird, wissen wir noch nicht mit Sicherheit. Die Notenbank selbst hält ja daran fest, dass die Wirtschaft eigentlich gut läuft. Das tut sie vor allem dann, wenn der Finanzmarkt rund läuft. Das tat er Ende 2018 nicht mehr. Daher kam auch die Kehrtwende.

Nun hat sich die Lage wieder beruhigt. Der Anleihemarkt, der im Dezember noch still stand, wurde wiederbelebt. Unternehmen können sich wieder ohne Probleme finanzieren. Jetzt kann die Notenbank natürlich nicht sofort wieder die Daumenschrauben anlegen und die Zinsen anheben. Das würde den Kreditmarkt sofort wieder irritieren.

Die Notenbank hatte also keine andere Wahl als nun auch offiziell eine Pause einzulegen. Die meisten Notenbanker sind aber Ökonomen und haben eine ganz klare Meinung zur Lage, insbesondere zur Inflation. Obwohl Inflation seit einem Jahrzehnt kein Thema mehr ist, wird die Teuerung immer noch genau beobachtet.

Preisstabilität ist ja immerhin Teil des Mandats und die Inflation wird von einigen wenigen Faktoren maßgeblich bestimmt. Dazu gehört das Lohnwachstum. Steigen die Löhne schneller als die Inflation, haben Verbraucher effektiv mehr Geld zur Verfügung und können mehr kaufen. Je mehr nachgefragt wird, desto mehr Druck gibt es auf die Preise.

Es ist daher kein Zufall, dass der Leitzins und die Lohnentwicklung parallel verlaufen (siehe Grafik). Beschleunigte sich in der Vergangenheit das Lohnwachstum, wurden auch die Zinsen angehoben. Fiel das Wachstum schwächer aus, wurden die Zinsen gesenkt.

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Historisch lag der Leitzins höher als der Lohnzuwachs. Seit 2008 ist das nicht mehr der Fall. Das trägt dem Umstand fehlender Inflation Rechnung. Nichtsdestotrotz ist die Arbeitslosigkeit niedrig und die Löhne steigen daher immer schneller. Früher oder später führt das zu einer höheren Inflationsrate.

Die Notenbank hinkt der Lohnentwicklung schon meilenweit hinterher. Solange die Löhne weiter steigen – und zwar immer schneller – desto wahrscheinlicher sind weitere Zinsschritte nach oben. Vorerst kann man also wirklich nur von einer Pause der Zinswende sprechen.

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23 Kommentare

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  • 280a
    280a

    Und wir haben den JSK 2016 wieder unterschritten, diese Marke scheint auch irgendwie wichtig zu sein.

    20:01 Uhr, 22.03.2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Its coming sooner then later ........

    17:10 Uhr, 22.03.2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Wo ist Dr. Bull? Läuft heute wieder mit den Wachstumsaktien😂👍

    16:54 Uhr, 22.03.2019
    2 Antworten anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    ich mag Anpassungsreaktionen

    16:09 Uhr, 22.03.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Ich lach mich kaputt. Es spielt keine Rolle mehr, was in der Vergangenheit wie lief. Wir sitzen in der Mausefalle und beten alle, dass die Maus und nicht so schnell frist. Dauergeldflutung ist überhaupt noch der einzige Grund, dass das ganze System noch lebt. Selbst wenn die Inflation bis zum Mond steigt, können die Notenbanken nichts machen. Entweder frist uns die Inflation dann auf oder die Sytemlichter gehen aus. Egal wie, es wird eine Anpassungsreaktion im kranken System kommen.

    15:33 Uhr, 22.03.2019
  • WD GANN
    WD GANN

    Helikoptergeld kommt, wird aber auch nicht viel helfen.

    15:00 Uhr, 22.03.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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