Sind Sie fleißig genug für die Börse?
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Erwähnte Instrumente
- DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 9.959,07 Punkte (XETRA)
Erfolg im Trading ist keine Selbstverständlichkeit, wie wir in der Kolumne von Brokerdeal im letzten CFD Report erfahren durften. Die hier zitierte Studie der französischen Regulierungsbehörde zeigt dies mehr als überdeutlich. Wenn über einen Zeitraum von mehreren Jahren nur 11% aller beobachteten Tradingkonten gewinnen – und das im Vergleich zu den Verlusten auch eher nur unterdurchschnittlich – dann ist das eine bittere Pille. Dies wird umso deutlicher, umso mehr wir uns vor Augen halten, dass wir in den letzten Jahren einen ungebrochenen Bullenmarkt hatten. Kaufen und liegenlassen hätte jedem Tradingdepot wunderbare Renditen gebracht. So schwer war es also nicht, Geld zu verdienen. Wir sollten uns fragen, warum es der Masse an Tradern trotzdem nicht gelungen ist, das Konto ins Plus zu bringen.
Lassen Sie uns deshalb einen Blick darauf werfen, wie die meisten privaten Trader agieren. Seit mehreren Jahren coache ich Trader und nicht zuletzt auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele gerade am Anfang relativ planlos agieren. Um Ein- und Ausstiege zu rechtfertigen, werden relativ wahllos Argumente ins Feld geführt. Ich habe gehört, dass Aktie X gerade ein Geheimtipp ist und zudem auch noch gute Quartalszahlen vorgelegt hat. Die Aktie notiert an einer Unterstützung und die soll ja bekanntlich eine höhere Chance mit sich bringen, gehalten zu werden. Warum also nicht jetzt einsteigen. Bei der nächsten Tradingchance hingegen ist es die gerade im überverkauften Bereich liegende Stochastik und einfach ein gutes Gefühl, welches den Trader zu einem Einstieg animiert. Morgen hingegen sind es wieder andere Gründe, warum man gerade dies oder jenes tun sollte. Da die meisten Trader zu Beginn ihrer Karriere eher nur die Longseite kennen, kann dieses Vorgehen temporär sogar zu guten Ergebnissen führen, nämlich dann, wenn wir uns mitten in einem Bullenmarkt befinden. In einem solchen Trendmarkt ist Timing weniger entscheidend, aber wehe dem, es kommt zur Trendumkehr oder zu einem volatilen Seitwärtsmarkt. Spätestens hier rutscht ein Konto nach dem anderen ins Minus.
Dies ist der Punkt, an dem jeder Trader an einer Kreuzung steht. Entweder Sie sind von den Verlusten so genervt, dass Sie der Börse den Rücken zukehren oder aber, Sie sehen ein, dass das erfolgreiche Trading doch nicht ganz so einfach ist und nehmen die Herausforderung an. In diesem Fall wird Ihnen klar, dass Sie eine gewisse Ausbildung, eine Strategie brauchen und nichts scheint in der heutigen Zeit leichter zu erlernen, als eine solche. Schauen Sie nur einmal in den Wissensbereich von Godmode-Trader.de oder nehmen Sie sich die Ausgaben des CFD Reports in diesem Jahr vor. Potentielles Tradingwissen liegt quasi auf der Straße und wir haben den Eindruck, dieses einfach nur aufsammeln zu müssen. Schließlich brauchen wir als erfolgreicher Trader nur eines: eine gewinnbringende Strategie. Also auf zum nächsten Webinar, in dem Trader X uns zeigt, wie er die Märkte liest und seine Gewinne erzielt und voila, der Euro rollt.
Spätestens einige Monate später aber werden Sie mit einer gewissen Ernüchterung auf Ihr eigenes Tradingergebnis schauen. Von den Supergewinnen sind Sie immer noch weit entfernt. War das Webinar vielleicht eine Lüge? Funktioniert die dort vorgestellte Taktik eventuell nicht mehr? Es sieht so aus, denn immerhin zeigt Ihr Konto einen Stand, der weit von dem entfernt ist, den Sie sich eigentlich versprochen haben. Aber was für ein Glück. Gleich morgen gibt es schon wieder ein neues Seminar, in dem Ihnen ein erfolgreicher Trader seine ganz speziellen Taktiken näher bringt.
In dieser „Ausbildungs“-spirale kann man lange verweilen, schließlich gibt es unendlich viele Taktiken. Ich habe das Wort „Ausbildung“ aber nicht umsonst in Anführungszeichen gesetzt, denn selbst wenn Sie hunderte von Büchern gelesen oder Webinaren/Seminaren besucht haben, mit Ausbildung hat dies nur bedingt etwas zu tun.
Warum funktionieren die angeblich guten Taktiken vieler Bücher, Seminare & Webinare nicht? Ist das alles mehr Schein als Sein?
- 1. Klare Regeln, aber trotzdem nicht erfolgreich
In dem einen oder anderen Seminar bekommen Sie als Trader tatsächlich relativ klare und strikte Regeln an die Hand, wann Positionen zu eröffnen sind. Ihnen wird mitgeteilt, wie mit offenen Positionen umzugehen ist und wann diese wieder zu schließen sind. Hinsichtlich solcher Strategien sollten Sie eines wissen: Je klarer die Regeln sind, je weniger Interpretationsspielraum diese also haben, desto kleiner ist der Vorteil, den diese Strategie in der Regel besitzt. Sollte Ihnen wider Erwarten eine Performancekurve der letzten Jahre gezeigt werden, die sehr geradlinig nach oben läuft, können Sie davon ausgehen, dass zur Erzeugung dieser massiv in die Optimierungstrickkiste gegriffen worden ist. Damit mag die Performance zwar in der Vergangenheit perfekt gewesen sein, aber die Gefahr dass die Taktik zukünftig nicht mehr funktioniert (oder mit enormen Risiken verbunden ist), steigt überproportional an.
Behalten Sie diese grundlegenden Zusammenhänge immer im Hinterkopf, wenn Sie sich neuen Tradingtaktiken zuwenden. Bilden Sie ein Portfolio aus mehreren Strategien, um die Risiken zu verteilen. Dies ist meiner Erfahrung nach umso wichtiger, umso mehr die Strategien vollautomatisch getradet werden können und gerade dieser Aspekt gewinnt bei vielen privaten Tradern zunehmend an Bedeutung. Dank populärer Plattformen wie dem Metatrader können auch Kleinstanleger und –trader Handelssysteme entwickeln und sich so Tradingstile und –märkte erschließen, die Ihnen üblicherweise nicht zur Verfügung stünden. Wie „einfach“ es zum Teil ist, solche soliden, aber nicht überschwänglich gigantische Taktiken zu entwickeln, zeigt die jüngste Entwicklung im von mir betreuten Ausbildungspaket. Hier finden Sie unzählige Strategien mit klaren Handelsanweisungen, die in ein Portfolio gepackt eine sehr stabile und auch zukunftsträchtige Gesamtperformance erzielen dürften.
- 2. Grundlegende Regeln ja, aber…
Ob eine Ihnen präsentierte Strategie zur ersten Kategorie gehört, lässt sich relativ einfach erkennen. Lassen sich die Ihnen präsentierten Regeln programmieren und damit in ein automatisches Trading involvieren, gehört diese Strategie der Kategorie 1 an. Die meisten Ihnen präsentierten Strategien haben zwar relativ klare Regeln und sehen damit unserer ersten Kategorie zum Verwechseln ähnlich, werden aber vom Trader selbst nicht vollautomatisch umgesetzt. Vielmehr behält sich der Trader einen gewissen Interpretationsspielraum vor und genau dieser ist entscheidend für den Erfolg.
Wie müssen Sie sich das vorstellen? Nun, ganz einfach. Ich habe in den letzten Jahren unzählige Trader nach Ihren Handelsregeln befragt und meist eine klare Antwort erhalten. Profiscalptrader Heiko Behrendt beispielsweise nutzt für seinen Intradayhandel ein Setup, in dem auf einen Fehlausbruch aus einer 5 Minutenkerze spekuliert wird. Nehmen wir an innerhalb eines Aufwärtstrends kommt es zu einer Korrektur und die aktuelle 5- Minutenkerze war fallend und ist gerade zu Ende gegangen. Kommt es nun direkt mit Beginn der neuen 5-Minutenkerze in der ersten Handelsminute zu einem neuen Tief, besteht eine erhöhte Chance, dass dieser Ausbruch nach unten ein Fehlausbruch wird. Läuft der Kurs der ersten Minute per Schlusskurs wieder in die Spanne der vorangegangenen 5-Minutenkerze zurück, ergibt sich eine Longchance. Das ist jetzt zwar etwas vereinfacht ausgedrückt, soll für unsere Zwecke aber reichen. Dieses Muster ist relativ klar definiert und so habe ich dieses programmiert und über das letzte halbe Jahr im DAX angewendet. Das Ergebnis war ernüchternd, denn mit diesem Setup ließ sich in einer stringenten Anwendung kein Geld verdienen. Heiko hingegen setzte dieses Setup in der gleichen Zeit höchst profitabel um. Seine Erfahrung half ihm, die „guten“ Trades korrekt herauszufiltern.
Genau nach diesem Muster funktioniert die Masse der Ihnen vorgestellten Tradingstrategien. Schauen Sie dazu auch auf Abbildung 1. Als aufmerksamer Leser des CFD Reports kommt Ihnen die dort zu sehende Performancekurve vielleicht bekannt vor. Es handelt sich um die klassische Anwendung des Supertrend-Indikators im Rahmen eines trendfolgenden Ansatzes (siehe CFD Report vom 20. Oktober). Die Performancekurve ist alles andere als erbaulich und exemplarisch für nahezu jede Tradingstrategie. Entscheidend aber ist der Umstand, dass selbst die schlechtesten Regeln immer wieder auch einmal Phasen besitzen, in denen Sie Profite abwerfen. Genau diese Phasen können erfolgreiche Trader aufgrund Ihrer Erfahrung abschätzen und wenden deshalb, zur richtigen Zeit die richtigen Regeln an. Erfahrung aber wiederum können Sie nicht lernen, indem Sie ein Seminar besuchen und dieses quasi auswendig lernen. Für eine Note 1 in der Schule wäre dies zwar die perfekte Herangehensweise, aber im Trading funktioniert dies nicht. Kein Wunder also, wenn es nicht so recht mit den Gewinnen klappen will, obwohl Sie die Regeln doch wirklich perfekt umsetzen.
Ohne Fleiß kein Preis!
Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem bisher Gesagten? Mir kommt es an dieser Stelle vor allem auf eines an: Traden zu erlernen heißt, im Schweiße seines Angesichts Zeit, Energie, Arbeit und auch Geld investieren zu müssen, um seine eigenen Erfahrungen zu machen. Erfahrungen machen Sie nur, wenn Sie selbst agieren, anstatt irgendwelche Dinge blind zu übernehmen. Tun Sie sich und Ihrem Konto dabei einen Gefallen und fangen Sie klein an. Wer zu Beginn seiner Ausbildung zu viel riskiert, läuft Gefahr, diese nicht bis zum Ende durchstehen zu können.
Zudem war es mir wichtig, Strategien und vor allem deren Leistungsfähigkeit einmal ins rechte Licht zu rücken. Gerade in Zeiten, in denen der automatische Handel auf dem Vormarsch ist, wollte ich Ihnen meine Erfahrungen hinsichtlich der Leistungsfähigkeit von Tradingstrategien nicht vorenthalten. Hier gibt es tatsächlich viel mehr Schein als Sein und Sie sollten die ach so schönen Performancekurven diverser Social Trading Plattformen mehr als nur kritisch hinterfragen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg
Ihr Rene Berteit
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Ich glaube Fleiß ist das allerletzte was einen erfolgreichen Trader ausmacht. Es geht nur darum dir richtigen Entscheidungen zu treffen. Dies hat weder mit Fleiß noch mit einer Ausbildung was zu tun weil man das im Prinzip nicht lernen kann.
Ich selber bin sicher einer der erfolgreichsten Trader in Deutschland und mit Fleiß, Ausbildung etc hab ich nix am Hut
Hallo Investor,
im praktischen Handel ist die Lage natürlich verzwickter, aber im Groß ließen sich die Bausteine so zusammenfassen, ja.
@Rene Berteit,
habe ich Sie richtig verstanden, daß für ein erfolgreiches Trading folgendes zusammenkommen muß:
- Eines oder besser mehrere lukrative trading Systeme, um näher an einen Portfolioansatz zu kommen. Die Systeme müssen zur Persönlichkeit des trades passen (Zeitebene, welche Signale gehandelt werden, Aufwand usw).
- Erfahrung, um durch subjektive Entscheidungen, die riskanteren trades ausfiltern zu können
- Money Management, damit ich in jedem einzelnen trade nur max nur einen Betrag verliere, der mich emotional nicht berührt.
Das spannende ist, daß sich jeder dieser Punkte immer dynamisch verändert