Silber: Jetzt ein Kauf?
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Silberanleger brauchten in den vergangenen zwei Jahren starke Nerven. Der Preis für eine Unze des Edelmetalls fiel von rund 50 auf rund 18 USD. Das wäre so, als würde der DAX auf rund 3000 Punkte einbrechen. Ist Silber trotzdem oder gerade deshalb jetzt ein Kauf?
Würde man ausschließlich die Entwicklung der der Industrienachfrage beachten, dann müsste man zu dem Ergebnis gelangen, zu dem einer der führenden Marktforschungsinstitute im Bereich der Edelmetalle schon im November des Jahres 2012 gelangte: GFMS schrieb damals, dass Silber im Jahr 2013 und 2014 steigen werde, da sich eine Erholung der Silbernachfrage aus der Automobilindustrie wie auch aus den fertigenden Sektoren der Weltwirtschaft ergeben werde. Und tatsächlich scheint die Talsohle in Europa überwunden, während die USA recht dynamisch wachsen und sich die Makrodaten auch in China zuletzt stabilisiert haben. Das in Katalysatoren verwendete Palladium tendiert wegen diesen positiven makroökonomischen Signalen seit Jahresbeginn 6 % im Plus. Nur Silber liegt 25 % darunter. Was ist der Grund dafür?
Was lange Zeit als Vorteil galt verkehrte sich im April und Juni dieses Jahres zu einem gefährlichen Menetekel für den Silbermarkt: Seine enge Korrelation zum Goldpreis. Eigentlich gibt es keinen echten fundamentalen Grund dafür, warum Gold und Silber so eng korrelieren. Bis auf die Tatsache vielleicht, dass sie in der Vergangenheit immer wieder in verschiedenen Regionen der Erde als Münzgeld Verwendung fanden, als sie zu eben diesen Währungseinheiten geprägt wurden. Heute spielen Silber und Gold als gesetzliche Zahlungsmittel zwar keine Rolle mehr, die Preise bewegen sich jedoch immer noch in der Mehrheit der Fälle in die gleiche Richtung. Es gibt also kaum Grund zur Annahme, dass sich Silber in absehbarer Zeit in eine andere Richtung bewegen wird, als das Gold.
Und das galt auch für den Verlauf in diesem Jahr. Als Gold im April und Juni wichtige technische Supportzonen von oben nach unten durchstieß rauschte das Silber gleich mit in die Tiefe, nur verhielt es sich dabei – und das ist eine wichtige Eigenschaft – wie ein Hebelprodukt auf das Gold. Während die Korrektur Gold 40 % unter sein Hoch beförderte notiert Silber sogar über zwei Drittel darunter.
Eine Entkopplung in der Zukunft ist nicht absehbar. Diese Entkopplung vom Gold könnte einmal eintreten, wenn es den industriellen Nachfragern gelingt, die auf dem Weltmarkt im Überschuss vorhandene Angebotsmenge an Silber vollständig aufzunehmen. Davon kann jedoch trotz einer möglicherweise zum Jahresende hin eintretenden Dynamisierung der Weltwirtschaft nicht die Rede sein. Die Silberminen der Welt werden nach Reuters-Schätzungen auch in diesem Jahr einen Überschuss von über 4000 Tonnen Silber an den Markt bringen, wie die letzten Jahre auch schon. Und in diesem Jahr geriet ein Sektor ins Trudeln, der eigentlich als Hoffnungsträger für die Entwicklung der zukünftigen Silbernachfrage galt: Der Solarsektor. Vor allem in China lasten Überkapazität und Preisdumping, das selbst den Billigproduzenten dort zusetzt, auf den Unternehmen, die sich kaum noch halten können. Die Großbank HSBC schätzt, dass das Wachstum in der Solarbranche nach Silber in diesem Jahr nur noch bei neun Prozent liegen wird. Das ist eine Halbierung des Wachstums auf Jahresfrist.
Es dürfte also auch weiterhin gelten, dass das Silber, ohne dabei eine größere Eigendynamik zu entwickeln, das tun wird, was es auch schon in den vergangenen 13 Jahren mit Ausnahme kurzer Eskapaden im Durchschnitt tat: Es wird im Wechselverhältnis von 1:55 gegenüber dem Goldpreis bewertet bleiben, bis sich eine Verbesserung der Bilanz zwischen Angebot und Nachfrage herausbilden kann. Wenn der Boom in der amerikanischen Öl- und Naturgasproduktion und die dortige kräftige Erholung des Immobiliensektors von einem Ausstieg der US-Notenbank aus den Sachkäufen (QE3) gekrönt werden kann dann dürften die nächsten Jahre keine große Dynamik für das Silber auf der Oberseite mit sich bringen. Denn es dürfte auch dann gelten: Wenn das Gold fällt, tut es auch das Silber.
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