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08:00 Uhr, 01.07.2008

Sie hatten gewählt: Vietnam Opportunity-Zertifikat

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  • Vietnam Opportunity Zertifik
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Alljährlich im Herbst gibt sich bereits seit 2002 die Zertifikatebranche ein fröhliches Stelldichein, um in den Wettstreit um den oder besser die begehrten Acrylglas-Trophäen, auch Zertifikate-Awards genannt, zu treten. Ausgerichtet vom Zertifikate-Journal, der WELT und WELT am SONNTAG, sowie neuerdings auch von scoach, wird dabei eine große Schar an Preisen für diverse Kategorien verliehen, die entweder durch eine ausgewählte Fachjury bestimmt (Jury-Preise), oder direkt vom „gemeinen Anlegervolk“ über das Internet als sogenannte Publikumspreise gewählt werden. Zu letzteren gehört auch der Award für das Zertifikat des Jahres, zu dem 2007 das Produkt der Landesbank Berlin auf den Vietnam Opportunity-Index gekürt wurde. Ein guter Grund, sich die Entwicklung des Papiers seitdem einmal anzusehen.

Angetreten mit vielen Vorschusslorbeeren als eines der ersten auf diesen vielversprechenden Markt emittierten Produkte, ging es mit dem „Vietnam Opportunity“ auch direkt nach dessen Auflage Ende Oktober 2006 einer Fahnenstange gleich, steil bergauf, bis in der Folgezeit wieder Ernüchterung einsetzte. Wie volatil das Papier wirklich ist, zeigte sich allein schon in diesem auch für andere Märkte schwierigen Jahr, in dem der Kurs bisher zwischen 111,44 (zu Jahresbeginn) und 59,07 Euro hin und her pendelte, wobei vor allem der enorme Kurssturz im Mai verantwortlich zeichnete. Mit einem aktuellen Geld-Kurs von rund 63 Euro liegt das Zertifikat dabei immer noch weit unter seinem Auflageniveau von 100 Euro. Warum also der hohe Stellenwert in der Anlegergunst möchte man meinen. Natürlich kann ein Zertifikate-Tracker immer nur so gut sein, wie der zugrundeliegende Basiswert. Aber gerade in diesem Fall hatten sich die Berliner ja etwas ganz Besonderes ausgedacht, koppelten sie ihr Produkt doch an einen Index, der wiederum flexibel zwischen einem Aktieninvestment in den Vietnam Opportunity Fund der Fondsgesellschaft VinaCapital und einer Cashkomponente umschichten kann. Aber auch diese Möglichkeit half in der Rückbetrachtung gegenüber herkömmlichen Konkurrenzprodukten von der Deutschen Bank oder DWS GO nur auf 6- bzw. 12-Monatsbasis, wobei in diesen Zeiträumen die Kursverluste gleich um mehrere zehn Prozentpunkte niedriger ausfielen. Insofern kann sich der Anleger immer noch glücklich schätzen, auf Jahresbasis „nur“ noch einen Verlust von 44 statt über 70 Prozent bei den Vergleichsprodukten verkraften zu müssen. So ändern sich die Zeiten. Auch dem großen Bruder China, das als „Weltfabrik“ inzwischen einfachere Produktionsabläufe auf das weit kleinere Vietnam delegiert, ging es in diesem Jahr nur wenig besser. Der Investor muss sich aber klar machen, dass das langgezogene, zwischen den Flussdeltas von Mekong und Roten Fluss gelegene Land eine Art Hebel auf die chinesischen Aktienmärkte bedeutet. Dabei kann eine Betrachtung von ein bis zwei Jahren für ein Schwellenland wie Vietnam natürlich immer nur eine Momentaufnahme darstellen.

Der BörseGo Tipp:

Vietnam könnte aufgrund seines Potentials wieder einen Blick wert sein, wenn sich die Wogen an den asiatischen Börsen gelegt haben. Zunächst muss allerdings in dem wirtschaftlich stark überhitzten Land die gallopierende Inflation von rund 26 Prozent mit staatlicher Hilfe wieder eingefangen werden. Anleger sollten sich bei einem solchen Emerging Market also auch weiterhin auf viel Volatilität einstellen und deshalb eher ein längerfristiges Engagement ins Auge fassen.

Vietnam Opportunity Zertifikat

Emittent/WKN:

Landesbank Berlin / LBB1XG

Laufzeit:

03.11.2016

Preis: (25.06.2008)

Geld / Brief: 62,47 € / 64,47 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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