Kommentar
16:08 Uhr, 07.07.2009

Sie handeln mit einem kleinen Konto - Sie haben es also besonders schwer

Wenn Sie nur ein kleines Konto handeln können, müssen Sie Ihre Märkte sehr gezielt aussuchen, um nicht von Beginn an ins Hintertreffen zu geraten.

Mit einem kleinen Konto sind Sie nur bedingt in der Lage, ein vernünftiges Risikomanagement zu betreiben. Beträgt Ihr aktueller Kontostand 10.000 Euro und Sie möchten pro Handelsgeschäft maximal 1% Ihres Kapitals riskieren, so dürften Sie im nächsten Trade lediglich ein Risiko von 100,00 Euro eingehen. Liegt ihr Stopploss in einer Aktie bspw. 4 Euro entfernt und Sie müssen für den gesamten Kauf und Verkauf 20,00 Euro bezahlen, so dürften Sie lediglich:

( 100,00 Euro - 20,00 Euro ) : 4,00 Euro = 20 Aktien

kaufen. Noch extremer wird dies, wenn Sie den Dow Jones Minifuture Handel wollen und Ihr Stopploss 15 Punkte vom Einstandspreis entfernt liegt. Sie dürften dann nur:

( 100,00 Euro - 20,00 Euro ) : ( 5 * 15 Punkte ) = 1,066 = 1 Kontrakt handeln.

(Ein Futurekontrakt hat einen Punktwert von 5$. Bei einem Stopploss von 15 Punkten riskieren Sie folglich pro Kontrakt 5 * 15 = 75$.)

Mit lediglich 20 Aktien oder einem Kontrakt im Futurehandel berauben Sie sich jedoch taktischer Möglichkeiten wie Teilverkäufen und es kommt noch schlimmer: mit einem kleinen Konto geraten Sie unter enormen Performancedruck. Möchten Sie vom Traden Leben und benötigen pro Jahr Netto 20.000 Euro, dann müssen Sie vor Steuern und weiterer Kosten ca. 30.000 Euro Gewinn ertraden. Bei einer Ausgangsbasis von lediglich 10.000 Euro ein unrealistisches Unterfangen.

Aber selbst bei einer angestrebten Performance von 30 % pro Jahr vor Steuern ist Ihr Druck enorm, denn gerade bei kleinen Konten spielen die Tradinggebühren eine entscheidende Rolle. Angenommen Sie müssen weiterhin 20,00 Euro pro Geschäft an Gebühren bezahlen, dann ergibt sich mit obigem Aktienbeispiel folgende Überlegung:

Sie riskieren pro Aktie 4,00 Euro und können sich so 20 Aktien ins Depot legen. Insgesamt verlieren Sie, wenn die Position vollständig gegen Sie läuft 20 * 4,00 Euro + 20,00 Euro Gebühren = 100,00 Euro und damit Ihre geplanten 1,00 % des Tradingkontos. Betrachten wir nun aber einmal den Fall, wir können mit unserer Position etwas verdienen und liegen aktuell das einfache Risiko, also pro Aktie 4,00 Euro vorne. Wie sähe die Rechnung aus, wenn wir die Aktie nun verkaufen:

20 Aktien * 4,00 Euro Gewinn = 80 Euro Bruttogewinn.

Von diesen 80,00 Euro Bruttogewinn müssen wir nun noch 20,00 Euro für Gebühren abziehen und können So einen Nettogewinn von 60,00 Euro unser eigen nennen. Aus finanztechnischen Überlegungen ein erdrückendes Ergebnis, denn durch die Gebühren werden uns 40% der eigentlichen Gewinne „genommen“. Ohne Gebühren sähe unsere Tradeplanung nämlich wie folgt aus:

1 % von 10.000 Euro = 100,00 Euro Risikobetrag

Da keine Gebühren anfallen, können wir diese vollständig in Aktien „umsetzen“ und bei den geplanten 4,00 Euro Stopploss pro Aktie:

100,00 Euro : 4,00 Euro = 25 Aktien

kaufen. Diese könnten wir nun mit einem Gewinn von 4,00 Euro verkaufen und unser Ergebnis vor Steuern wäre dann genau 100,00 Euro. Der finanzielle Unterschied zwischen der gebührenpflichtigen Tradingversion und der ohne beträgt 40,00 Euro bzw. 40%. Die Gebühren fressen Ihre Gewinne quasi auf.

Die folgende hypothetische Rechnung, in der wir annehmen wir haben eine Trefferquote von 100% und mit den soeben gewonnenen Kenntnissen, soll dies noch einmal unterstreichen. Ausgangsbasis bildet unser Gewinnziel von 30% (vor Steuern) und wir nutzen weiterhin unser 10.000 Euro Konto. Für den geplanten Gewinn von 3.000 Euro müssten wir:

3.000 / 60,00 Euro Nettogewinn pro Trade = 50 Trades

mit Gewinn abschließen, um unser Ziel zu erreichen. Bei 50 Trades in einer Welt ohne Gebühren, hätten Sie jedoch bereits einen Gewinn von 5.000,00 Euro auf Ihrem Konto. Oder die entgegengesetzte Rechnung, in einer Welt ohne Gebühren würden Ihnen 30 Trades reichen, um Ihr Performanceziel zu erreichen.

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Die Schlussfolgerungen, die Sie hieraus ableiten können, sind sehr vielfältig und können sehr tief in Ihr Trading eingreifen. Die wichtigsten Schlussfolgerungen sind sicherlich:

1. Versuchen Sie Ihr Tradingkonto mit einer akzeptablen Kontogröße zu starten. Was akzeptabel ist, entscheidet u.a.
2. das Handelstinstrument und die Tradingstrategie: Passen Sie Ihre Handelsinstrumente der Kontogröße und dem Tradingstil an. Sorgen Sie bei kleineren Konten dafür, dass Sie trotz dessen ein vernünftiges Positionsgrößenmanagement betreiben können. Der überlegte Einsatz von Hebelinstrumenten wie Zertifikaten oder CFD´s ermöglicht Ihnen, auch mit kleineren Konten entsprechend professionell zu arbeiten. Beachten Sie dabei aber Ihre Risikogröße und übertraden Sie Ihr Konto nicht, auch wenn Sie sich dank des Hebels eigentlich größere Positionen leisten könnten (adäquate Risikogrößen liegen im Bereich von 1% Risiko pro Trade). Nutzen Sie gleichzeitig einen Tradingstil, in dem die potenziellen Gewinne nach Abzug der Kosten, in einem vernünftigen Verhältnis zum eingegangenen Risiko stehen. Und letztlich
3. Achten Sie auf Ihre Tradinggebühren. In eine neue Tradingplattform kann man sich einarbeiten. Sind Sie wirklich auf all die Zusatzleistungen Ihres Brokers wie eine Helphotline bei technischen Fragen angewiesen? .... Können Sie Ihre Tradinggebühren im obigen Beispiel von 20,00 Euro auf 10,00 Euro senken, so verbessern Sie Ihre Performance um sensationelle 30 % !!!.

Rene Berteit - Technischer Analyst und Coach bei GodomodeTrader.de

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