Kommentar
18:46 Uhr, 11.01.2006

Senomyx: Gesellschaft, mit der jeder zufrieden sein sollte

Hier ist eine Gesellschaft, mit der jeder zufrieden sein sollte, obwohl sie gentechnisch herumlaboriert. Sie wird ausnahmsweise nicht von den Schwellenländern, also China und Indien, erst recht nicht von den armen Ländern, gebraucht, sondern von Völkern die unter dem Wohlstand leiden. Senomyx hat sich vorgenommen, den ständig ansteigenden Verbrauch von Zucker, dem Geschmacksverstärker MSG (Monosodium Glutamat) und Salz in unserer Ernährung und in den Getränken, die wir täglich zu uns nehmen, dramatisch zu reduzieren, ohne dass wir auf den für uns so „unentbehrlichen“ Geschmack dieser Zutaten verzichten müssen. Stellen Sie sich nur vor, Sie essen übermäßig viel süße Schokolade und nehmen dabei ab. Es ist deshalb auch verständlich, dass Senomyx bei nahezu jeder Regierung offene Türen einrennt und, wenn nötig, auch Fördermittel erhält, weil es eben um die Erhaltung der Volksgesundheit geht. Es ist inzwischen nachgewiesen, dass Zucker zu Verfettung und Zucker zusammen mit MSG sogar zu Verblödung eines wesentlichen Teils unserer Gesellschaft führen können. Die Sorge der Regierungen ist, abgesehen von den enormen Kosten der Wohlstandskrankheiten wie Diabetes und Herzinfarkt, wegen der zunehmenden Schädigungen gerader der jungen Menschen, künftig nicht nur die zunehmende Anzahl von Pensionären, sondern auch einen großen Teil der Heranwachsenden ein ganzes Leben lang über die Sozialsysteme versorgen zu müssen.

Aber nicht nur Regierungen sondern auch die großen Lebensmittelkonzerne sind äußerst interessiert an der Arbeit von Senomyx. So sind Coca Cola, Campbell, Cadbury, Kraft und Nestle bereits mit festen Verträgen in die Forschungsarbeit der Gesellschaft eingebunden und unterstützen sie finanziell. Andere Konzerne stehen sozusagen vor der Tür und drängen auf vertragliche Vereinbarungen. Denn sie versprechen sich das ganz große Geschäft, wenn sie gut schmeckende, aber trotzdem schlank erhaltende Nahrungsmittel und Getränke anbieten können. Sie gehen deshalb mit Senomyx teure Verträge ein, die manchmal über Jahre laufen, manchmal aber auch kurzfristig gekündigt werden können, wenn sie nicht zum erwarteten Erfolg führen. Allerdings hat bisher jeder dieser Lebensmittel- und Getränkekonzerne seine Verträge immer wieder erneuert, und weitere Kunden stehen vor der Tür..

Der Vorsprung, über den Senomyx in der Entwicklung ihrer Produkte verfügt, scheint gewaltig und auch durch Patente abgesichert zu sein. Insbesondere hat sich Senomyx langfristige Forschungsabkommen mit einer Reihe von Universitäten und Instituten gesichert, die sich verpflichten, alle Ergebnisse, die sie in der Geschmacksforschung erzielen, ausschließlich an Senomyx weiterzugeben.

Dass Senomyx seinen Vorsprung halten wird, erscheint uns wahrscheinlich, ist aber keineswegs sicher. Es gibt ja so viele verschiedene Möglichkeiten, den Geschmack von Lebensmitteln zu variieren, und eine Reihe bedeutender Firmen, wie z. B. Tate & Lyle, tummelt sich auch auf diesem Gebiet. Senomyx nimmt aber doch eine besondere Stellung ein. Diese liegt in der Systematik, mit der die Gesellschaft vorgeht. Sie ist mehr ein Labor, das für die großen Konzerne Geschmacksstoffe entwickelt, um dann durch Lizenzeinnahmen an deren Umsatz zu partizipieren und nicht wie ihre Konkurrenten eine Firma, die alle möglichen Geschmackszutaten produziert und dann auch verkauft. Und Gerade das macht sie für den Anleger interessant. Denn je weiter Senomyx mit ihrer Entwicklung vorankommt, desto ergiebiger werden die Gewinne sprudeln, ohne durch die Fixkosten der Produktion belastet zu sein. Auch das Interesse von Konkurrenten und Kunden, diese Gesellschaft durch eine Übernahme fest an sich zu binden, wird für Wertsteigerungen sorgen. Das könnte sehr profitabel für den Anleger sein, der bereits heute einzusteigen bereit ist. Dabei kann er sich zur Zeit auch in Sicherheit wiegen. Zwar macht die Gesellschaft noch Verluste (Gewinne sind erst 2007 geplant), aber sie verfügt mit US Dollar 80 Mio. aus der letzten Kapitalerhöhung über ausreichende liquide Mittel.

Wodurch unterscheidet sich nun aber Senomyx von ihren Konkurrenten?

  • Sie hat Exklusivverträge mit den führenden Instituten der Geschmacksforschung: University of California, John Hopkins University, Incyte Corporation, Aurora Biociences.
  • Sie hat feste Verträge mit den ganz Großen: Coca Cola, Kraft, Campbell Soup Company, Nestle und Cadbury Schweppes.
  • Der wichtigste Unterschied zur Konkurrenz liegt in der Art der Forschung. Sie verwendet das so genannte „Ultra-High Throughput Screening“ System. Um nun festzustellen, wie die Geschmackszellen auf hunderte und tausende von Molekülen reagieren, werden diese immer wieder in neuen Zusammensetzungen mit den Geschmackszellen zusammengebracht. Man muss sich das so vorstellen, dass es sich hierbei um das „Screening“ sehr großen Zahlen handelt, die nur mit speziell hierfür entwickelten Robotern bewältigt werden können. Dieses Verfahren ist nicht neu. Es wird bereits von der Pharmaindustrie bei der Entwicklung von Medikamenten angewendet. In der Geschmacksforschung ist es aber einzigartig.
  • Senomyx hat sich bisher 66 Patente gesichert und 200 weitere angemeldet. Dazu gehören insbesondere Molekülketten, für die die Verbindung der Geschmackszellen zum Gehirn im Detail bestimmt wurde. Die Reaktion aller Geschmackszellen der Zunge zu den verschiedensten Molekülketten wurde isoliert und patentiert.

Sie alle wissen, dass Coca Cola Light nach Süßstoff und alkoholfreies Bier nach gar nichts schmeckt. Man stelle sich nur vor, dass der Unterschied zum Originalprodukt künftig nicht mehr festzustellen sein wird. Kein Süßstoffgeschmack, keine Gewichtszunahme beim Konsum von Coca Cola, kein Rausch nach dem Genuss von Bier!

Zusammenfassung

Die Aktienanalysten, die sich zur Zeit mit Senomyx befassen, sind sich alle einig: eine Verdoppelung des Aktienkurses in 2006 sollte schon drin sein. Optimisten sehen die Aktie, die heut bei knapp 13 US Dollar notiert, bereits bei 35 US Dollar. Die Risiken sind aber noch erheblich. Das hat gerade die Entwicklung des Aktienkurses gezeigt. Er fiel von US 22 US Dollar im August dieses Jahres auf 12 im November zurück. Die übereinstimmende Meinung ist aber, dass sich zur Zeit eine gute Kaufgelegenheit bietet.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten