Kommentar
21:30 Uhr, 01.08.2007

Selten war eine Handelswoche so entscheidend wie diese

Haben Sie gemerkt, wie sich das Analystenlager in der letzten Woche gespalten hat? Nach den herben Kursverlusten wechselten plötzlich einige von Ihnen in das Bärenlager. Die nächsten Tage werden zeigen, ob wir massgebliche Unterstützungslinien durchbrechen werden. In diesem Fall wäre der Aufwärtstrend vieler Märkte gebrochen.

Dass die Märkte überhitzt sind, ist jedem klar. Nur gibt, oder gab es bisher noch nicht die Voraussetzung, dass die Märkte eine Korrektur einleiten konnten.

Liquidität

Das ist das Zauberwort für einen steigenden Markt. Zuviel hatten wir in letzter Zeit davon. Wie schon in den letzten Ausgaben beschrieben, beträgt das Geldmengenwachstum der Geldmenge M3 alleine in Europa über 10%. Wie sollten sich in dieser Situation die Kapitalmärkte in Richtung Süden bewegen wollen?

Was passiert aber, wenn die durch „Carry Trades“ künstlich geschaffene Liquidität ausbleibt. Ganz einfach. Das Kartenhaus fällt zusammen. So weit ist es aber noch nicht. Der Börsenschüttler von letzter Woche war nur ein Vorbote. Es sollte Sie aber wach rütteln. Nur zu wacklig ist das Kartenhaus im Moment.

Gute Trades

Wir gingen mit unseren Lesern letzte Woche 4 Positionen ein und haben diese erfolgreich mit Gewinn geschlossen. Wir möchten uns an dieser Stelle für die vielen freundlichen Emails bedanken.

Dennoch hielten wir die Lage im Moment für sehr riskant, um Positionen gleich am Anfang der Woche einzugehen. Dies hat sich als richtig bewiesen, weil die Kursbewegungen am Devisenmarkt mehr als nur sprunghaft waren.

Wir verspüren ein sehr hohes Verantwortungsgefühl gegenüber unseren Lesern. Daher handeln wir nicht auf „Teufel komm raus“. Es ist manchmal besser, 2 Tage nicht im Markt zu sein. Erst wer dieses versteht, wird auf Dauer in diesem Markt erfolgreich sein.

Wir sind aber sicher, bald haben sich die Wogen geglättet und wir sind wieder voll im Markt. Es würde uns freuen, wenn Sie den Signalservice kostenlos testen wollen und mit uns am Markt sind.

Europa uneins

Es ist kaum zu glauben, aber wir sollten uns auch nicht zu sehr wundern.

Können Sie sich noch an die 90er Jahre erinnern, als amerikanische Flugzeugträger vor der Libyschen Küste halt gemacht haben, um für Ruhe im Stall zu sorgen? Damals war uns das Wort Terrorismus auch schon ein Begriff.

Der grösste Terrorismus-Unterstützer war damals Gaddafi. Verantwortlich für den Lockerby-Anschlag und für viele andere. Erst als die Amerikaner mit militärischen Konsequenzen drohten, kehrte für viele Jahre Ruhe um Gaddafi ein und die Welt atmete auf.

Europa war sich einig, dass diese Diktatur nicht weiter unterstützt werden sollte und jeder hielt sich daran. Nur einer schein es nicht zu müssen.

Sarkozy heisst der neue Abtrünnige, der sich die Befreiung von 5 bulgarischen Krankenschwestern zuschreibt. Für die abgesagte Hinrichtung der fälschlicherweise angeklagten Personen gibt es jetzt Atomtechnologie aus Frankreich. Nach Beendigung der humanitären Krise machte sich Sarkozy sofort auf dem Weg und bot Gaddafi neue Atomkraftwerkstechnologie an.

Sarkozy ist ein erfahrener Politiker. Ich meine, solche Fehler sollten nicht gemacht werden. In ein paar Jahren liegen dann wieder amerikanische Flugzeugträger vor Libyen und müssen den Schaden begrenzen. Wenn Sarkozy so weiter macht, wird Frankreich herben Gegenwind von den anderen europäischen Staaten verspüren. Im Moment ist er der Einzigste, der sich wie ein rebellischer Schuljunge in der europäischen Union aufführt.

Alleine seine Forderung, die EZB zu entmachten und den EUR als politisches Mittel einzusetzen, widerspricht allen Grundsätzen, die wir gemeinsam vor langer Zeit aufgestellt haben. Wenn jetzt noch die Politiker über den Wert des EUR entscheiden, dann kann ich nur sagen gute Nacht und kaufen Sie sich Gold. Ich bin mir sicher, bald wird Sarkozy stark eingebremst werden.

actio = reactio

Jeder, der von uns in der Schule war, kennt dieses dritte Newtonsche Axiom.

Dieser Satz stimmt und hat nicht umsonst bis heute seine Gültigkeit behalten. Aber stimmt er auch für den Devisenhandel?

Nach dieser Theorie müsste es die gleiche Nachfrage wie Angebot in diesem Markt geben. Das ist aber nicht der Fall. Was Newton nicht beschrieben hat, ist der Quantitative - und Zeitfaktor.

Ich gebe Newton 100% recht in seiner Aussage, aber nur in gewissen Zeitabschnitten.

Betrachten Sie den Chart unten und Sie sehen, was ich meine:

Obwohl es für jede Extrembewegung eine Gegenbewegung gab, ist diese nicht in der gleichen Grösse wie die ursprüngliche Bewegung ausgefallen. Ansonsten wäre es nicht möglich gewesen einen Aufwärtstrend zu bilden.

Also ist in diesem Zeitabschnitt actio nicht gleich reactio.

Warum das so ist, ist ganz einfach. Der Mensch handelt und nicht die Natur. Die Natur versucht ausgeglichen zu sein. Der Mensch hingegen versucht, seine Interessen in kürzester Zeit durchzusetzen. Ein ganz plausibler Vorgang, finde ich. Aber in dem langen Zeithorizont gleicht sich das wieder aus.

Dieser ist wesentlich langfristiger. Wenn Sie es nicht wüssten, würden Sie keinen Unterschied zum kurzfristigen Chart erkennen. Dennoch zeigt er über Jahre hinweg actio = reactio. Also hat Newton doch recht gehabt, aber es kommt auf den Zeithorizont an.

Jetzt frage ich Sie, wo und wann wird die nächste „reactio“ stattfinden?

Ich bitte Sie intensiv über dieses Thema nachzudenken. Der Zeithorizont ist einer der Schlüssel zum Geheimnis.

Herzlichst und bis nächste Woche!

Daniel Fehring & Andreas Schnappberger

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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