"Sell in may and go away" - Ein paar Worte zu diesem Saisonalitätsmuster
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Im Rahmen der charttechnischen Analyse wird neben der Auswertung der Preisdimension zusätzlich auch die Zeitdimension ausgewertet. Mit der Begrifflichkeit "Saisonalität" werden typische statistisch offensichtliche jahreszeitliche Kursschwankungen beschrieben. Relevante saisonale Muster sind die Frühjahrrallye, die Mai-Korrektur und die Jahresendrallye. Statistisch gesehen, ist der Monat Mai anfällig für Kursabschläge im DAX. Statistisch gesehen, startet im Jahresverlauf ab Ende Oktober die Jahresendrallye. Dass was für die Auswertung der Preismuster gilt, gilt auch für saisonale Muster. Es werden Wahrscheinlichkeiten sondiert. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein bestehender Trend fortsetzt? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass nach Auftreten eines bestimmten Kursmusters (Formation) eine Kursbewegung in eine bestimmte Richtung eingeleitet wird? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse in einem bestimmten Monat fallen oder steigen?
In einer Researchnote faßt die ABN Amro die genannten saisonalen Muster wie folgt zusammen: "Es ist schon frustrierend, wenn die Gewinne vom Jahresanfang im Laufe des Jahres peu à peu aufgefressen werden. Außergewöhnlich sind diese saisonalen Schwankungen aber nicht. Seit langem schon zeugen Börsenweisheiten wie das bekannte „sell in May and go away“ von wiederkehrenden Mustern in der Börsenentwicklung. Mittlerweile geben statistische Analysen dieses Phänomens eine deutliche Indikation für den unterjährigen Verlauf am deutschen Aktienmarkt. Betrachtet man den Zeitraum von 1970–2000, so läßt sich verblüffendes feststellen. Während von November bis April die Kurse fast regelmäßig zulegten, verlor oder stagnierte der DAX von Mai bis Oktober sehr häufig. Die untenstehende Grafik zeigt Ihnen die durchschnittlichen monatlichen Erträge des DAX in den letzten 30 Jahren. Während der letzten 30 Jahre verzeichneten – in der durchschnittlichen Betrachtung – die Monate Januar bis April besonders starke Kursanstiege. Auf Gewinne in den Sommermonaten folgten dann in schöner Regelmäßigkeit Kursverluste im August, September und Oktober. Während dieser Zeit mußten die Anleger Durchhaltevermögen beweisen. Ab Ende Oktober schlug die Stimmung um und die Börse startete kraftvoll in die Jahresendphase."
Durchschnittliche Monatserträge des DAX in % von 1970 bis 2000 (Quelle: Bloomberg)
Im Folgenden sehen Sie einen saisonalen DAX-Chart von der Seite Seasonalcharts.com. Die Informationen der Bloomberg-Tabelle werden hier in einer noch feineren zeitlichen Auflösung dargestellt. Sie sehen hier den tendenziellen Jahresverlauf des DAX basierend auf statistischen Auswertungen.
Abschließend ein Chart vom Kursverlauf des DAX seit 2001. Außer Mai 2005 tendierte der Index in dem dargestellten Zeitraum in den Maimonaten schwächer.
Wichtig!
a) Die Kursschwäche muß nicht mit dem Beginn des Monats Mai beginnen.
b) Das Jahr 2005 zeigt eindrucksvoll, dass der Mai nicht schwach verlaufen muß.
c) Die Berücksichtigung der saisonalen Muster sollte ein (!) Bausteinchen in dem großen Mosaik des (chart)technischen Analyseprozesses sein.
Der Mai 2007 hat begonnen. Das Fazit für die aktuelle Situation im DAX sieht der Gestalt aus, dass man eine einsetzende temporäre Konsolidierung oder Korrektur in den Indizes zumindest nicht ausschließen sollte. Zugegebenermaßen außerordentlich vorsichtig formuliert. Aber die Notierungen steigen intraday gerade in den USA und ich habe keine große Lust formulierungstechnisch gegen die anhaltende technische Stärke im Markt vorzugehen.
Ich wünsche Ihnen noch einen erholsamen Feiertagsabend.
Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de
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