Kommentar
17:20 Uhr, 01.11.2024

Seit wann ist Inflation gut für die Währung?

Inflation und Wechselkurs sind eng verknüpft. Wie sie verknüpft sind, sollte logisch sein. Die Logik versagt derzeit nur.

Hohe Inflation hat einer Währung selten genutzt. Dies gilt vor allem dann, wenn die Inflation im zweistelligen oder dreistelligen Bereich liegt. Ob Türkei, Argentinien oder Nigeria, sie alle können ein Lied davon singen. Die Währungen haben in den letzten Jahren massiv an Wert verloren.

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Inflation ist nicht allein entscheidend. Der Zinssatz spielt ebenfalls eine Rolle. Ein Zinssatz, der höher ist als die Inflationsrate, sollte die Inflation mittelfristig drücken. Ist der Zinssatz höher als die Inflation, ist der Realzins ebenfalls positiv. In den drei genannten Ländern ist dies aktuell noch nicht der Fall. Die Währungen dürften unter Druck bleiben.

Zu einem Wechselkurs gehören immer zwei. Ist der Realzins z.B. in Argentinien negativ, aber ebenso negativ in dem Land, mit dem man die Währung vergleicht, hilft das wenig. Ist der Realzins hingegen höher, verliert die argentinische Währung gegenüber der Währung mit höherem Realzins.

Es kommt also auf die Realzinsdifferenz zweier Währungen an. Wie das funktioniert, kann man anhand von EUR/USD erkennen. Der Realzins wird von der EZB und Fed unterschiedlich berechnet. Trotz dieser unterschiedlichen Methoden kann man den Zusammenhang gut erkennen. Steigt die Realzinsdifferenz zugunsten des Euros, steigt dieser auch (Grafik 1).

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Der Euro macht fast zwei Drittel des Dollar Index aus. Vergleicht man die Realzinsdifferenz zwischen der Eurozone und dem Dollar Index, kommt man zu einer ähnlichen Schlussfolgerung (Grafik 2). Der Dollar ist schwächer, wenn der Realzinsvorteil der USA fällt und umgekehrt. In den Grafiken erkennt man allerdings auch, dass die Richtung der Realzinsdifferenz und des Wechselkurses bis 2016 enger korreliert war als seit 2016.

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Seit 2016 ist dafür eine andere Korrelation hoch. Bis 2016 waren Inflation und Währung tendenziell negativ korreliert. Eindrücklich war das Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre. Seit 2016 ist die Korrelation positiv. Ist die Inflation höher, ist der Dollar stärker (Grafik 3).

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Das gilt überraschenderweise unabhängig von der Realzinsdifferenz. Diese hat sich zugunsten anderer Währungen verschoben. Eigentlich sollte der Euro aufwerten. Stattdessen war er zuletzt wieder schwächer, obwohl sich in den USA ein höheres Inflationsniveau herauskristallisiert.

Das bedingt zwar auch ein höheres Zinsniveau, doch die Zinsdifferenz wird nicht zugunsten der USA höher. Der Dollar folgt der Inflation, nicht der Realzinsdifferenz. Das ist ungewöhnlich und widerspricht auch der Logik. Es würde mich wundern, wenn Anleger nicht früher oder später wieder der Logik folgen und der Dollar abwertet.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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