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08:23 Uhr, 04.04.2008

Scoach (Frankfurt) - Gemischte Gefühle

Wall Street: Gemischte Gefühle

Die Investoren wurden gestern gemischten Gefühlen unterworfen. Das zeigte sich auch im Verlauf der Wall Street. Bereits vor Börsenstart erschreckten die Jobdaten. Die Zahl der neu gemeldeten Arbeitslosen sprang vergangene Woche auf 407,000, das höchste Niveau seit September 2005. Erwartet wurden nur 365,000. Ein Regierungs-Volkswirt meinte dazu allerdings, dass möglicherweise der frühe Ostertermin in diesem Jahr die Statistik verzerrte. Dennoch stärkte der Einbruch die Rezessionsängste, die bereits von der gestrigen skeptischen Bernanke-Rede wieder aufgewärmt wurden, und verdarb damit den Börsenstart.

Punkt 10:00 Uhr (Ortszeit New York) entspannte sich die Situation allerdings wieder, weil der sehr wichtige Einkaufsmanager-Index für die Dienstleistungen im März völlig überraschend gestiegen war, nämlich auf 49,6 (Februar: 49,3). Werte unter 50,0 bedeuten zwar, dass die Dienstleistungsbranche weiter schrumpft. Das Barometer signalisiert aber, dass sich die Lage im März verbessert hatte - und die Wirtschaftsleistung nur noch marginal sinkt. Immerhin macht der Dienstleistungsbereich mit gut 80% den Löwenanteil der amerikanischen Wirtschaft aus. Volkswirte sehen damit eine Chance, dass sich die Konjunktur im laufenden 2. Quartal zumindest teilweise erholt. Damit wächst die Hoffnung, dass sich eine Rezession (rückläufiges Bruttoinlandsprodukt in zwei aufeinander folgenden Quartalen) vermeiden lässt, zumal die Wirkung der Zinssenkungen und der Steuerrückzahlungen in den USA zunehmend spürbar werden sollte.

Einen leichten (positiven) Schub bekam der Markt im Verlauf des Nachmittags auch von Merrill Lynch. Der CEO der Investmentbank, John Thain, hatte gegenüber der japanischen Zeitung Nikkei erklärt, es bestünde derzeit kein Bedarf an einer Kapitalerhöhung. Damit wies der Chef des Finanzkonzerns Gerüchte zurück, die die Aktie zuvor belastet hatten. Da die Wall Street schon seit Wochen auf die Finanz-Titel fixiert ist, half die Erleichterung nicht nur der Merrill Lynch-Aktie, sondern auch dem breiten Markt. Kein Wunder also, dass es die großen Barometer zum Schluss ins Plus schafften.

Der Dow Jones Industrial Average gewann 0,16% auf 12.626 Punkte, der S&P 500 avancierte 0,13% auf 1.369 Punkte, der technologielastige Nasdaq Composite Index verbesserte sich homöopathische 0,08% auf 2.363 Punkte.

Der Nikkei 225 Index verliert aktuell unter dem Druck von Gewinnmitnahmen im Vorfeld der heute anstehenden Arbeitsmarktdaten um 1,06% auf 13,247 Zähler. Die Börsen in China, Hong Kong und Taiwan sind wegen Feiertagen geschlossen und warden erst am Montag wieder eröffnen.

DAX mit leichten Abschlägen erwartet

Der DAX wird vorbörslich von führenden Banken bei 6,759 Zählern taxiert. Das sind 18 Punkte weniger als zum Schlussstand am Vortag.

Intraday Widerstände: 6.747/6.764 + 6.790/6.797 + 6.875 + 6.904/6.912
Intraday Unterstützungen: 6.690/6.700 + 6.666/6.672 + 6.650 [+6.616]

Energie: Schwache Reaktion auf gestrige Fundamentaldaten

Die US-Bestände an Crude stiegen vergangene Woche um 7,4 Millionen Barrel, dreimal so stark wie erwartet. Das wurde bereits gestern gemeldet, aber erst heute von der Ölspekulation zögernd zur Kenntnis genommen. Der Crude-Kontrakt für Mai bröckelte 1 Dollar auf 103,83 Dollar je Barrel. Zwischenzeitlich gab es aber ein Hoch 106,44 Dollar. Heute Morgen notiert der Ölpreis bei 104,24 Dollar.

Gold: Gegenbewegung zum Dollar

Das Gold profitierte wieder von der Dollarschwäche, die heute von den enttäuschenden US-Jobdaten verstärkt wurde. „Traditionell bewegt sich das Gold gegensätzlich zum Greenback“, erklärten die Händler. Der Juni-Kontrakt für Gold stieg 9,40 Dollar auf 909,60 Dollar je Unze. Heute Morgen wird Gold bei 901,30 Dollar gehandelt.

Ausblick Termine Deutschland / Europa

12:00
DE: Auftragseingang Industrie Februar (Konsens Bloomberg: +0,7% mom, +6,7% yoy - zuletzt: -1,5% mom, +9,5% yoy)

14:30
US: Stundenlöhne März (Konsens Bloomberg: +0,3% mom - zuletzt: +0,3%)

14:30
US: Neugeschaffene Stellen ex Agrar März (Konsens Bloomberg: -50.000 - zuletzt: -63.000)

14:30
US: Arbeitslosenquote März (Konsens Bloomberg: 5,0% - zuletzt: 4,8%)

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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