Schwellenländer zeigen sich widerstandsfähig
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- Die Schwellenländer haben in den vergangenen Monaten drei negative Faktoren relativ leicht verdaut: die Zuspitzung des Nordkoreakonflikts, die beginnende Abkühlung des chinesischen Wachstums und die Botschaft der Fed, mit der Normalisierung der US-Geldpolitik fortzufahren.
- Die Kapitalflüsse in die Schwellenländer zeigten sich davon relativ unbeeindruckt, die Zinsen sind in den Schwellenländern sogar weiter gesunken, und ihre Aktienmärkte erzielen weiter gute Ergebnisse.
- Die wichtigste Erklärung für diese Entwicklung ist der verbesserte Ausblick für das Wirtschaftswachstum in den meisten Schwellenländern.
Das Säbelrasseln auf der koreanischen Halbinsel hat die Finanzmärkte nicht unberührt gelassen. Anfang August kam es zu einer Korrektur an den asiatischen Aktienmärkten von rund 5 Prozent. Dieser Abwärtstrend war aber nicht von langer Dauer. Seither zieht der Konflikt zwar weiterhin viel Aufmerksamkeit auf sich, aber die Märkte haben kaum reagiert. Eine Eskalation in eine militärische Auseinandersetzung ist so unwahrscheinlich, dass Anleger die Drohungen beider Seiten mehr oder weniger ignorieren.
Eine viel konkretere Bedrohung für die Schwellenländer ist eine mögliche Wachstumsabkühlung in China. Seit einigen Monaten sind in den chinesischen Wirtschaftsdaten erste Anzeichen für eine Abkühlung sichtbar. Im August bestätigten die deutlich schwächeren Juli-Zahlen dieses Bild. Die Rohstoffpreise reagierten mit einem Rückgang, und unter Anlegern machte sich Nervosität in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Kursrally in den Schwellenländern breit. Dessen ungeachtet blieben die Märkte sogar nach erneut schwachen Zahlen im September stabil. Trotz der Tatsache, dass sich das Wachstum der größten aufstrebenden Volkswirtschaft abschwächt, bleibt der Optimismus gegenüber den Schwellenländern insgesamt ungebrochen. Das liegt an den niedrigen Zinsen in den USA und Europa, aber auch an der Einschätzung, dass die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft moderat und kontrolliert ablaufen wird.
Und dann war da noch die Fed. Bei ihrer Sitzung am 20. September bestand die Möglichkeit, dass Maßnahmen zur Beschleunigung der geldpolitischen Normalisierung verkündet würden. Die Märkte preisten nur eine leichte Straffung ein, eine negative Überraschung hätte die zinssensitiven Schwellenländer daher hart treffen können. Aber die böse Überraschung blieb aus, die Fed hat im Großen und Ganzen die Erwartungen bestätigt. Dennoch wurde eine Zinsanhebung im Dezember eingepreist, und die Marktzinsen stiegen leicht an. Es ist bemerkenswert, dass diese Entwicklung wenig bis gar keinen Einfluss auf die Renten- oder Aktienmärkte der Schwellenländer hatte. Das liegt vor allem daran, dass der langfristige Ausblick für die US-Leitzinsen verhalten bleibt.
Aber der wichtigste Grund, warum die Fed, die chinesische Wachstumsabkühlung und der Ärger rund um Nordkorea keine großen Auswirkungen auf die Schwellenländer hatten, ist die positive Wachstumsdynamik in den Schwellenländern. Die Aussichten auf ein endogenes Wachstum in den meisten Ländern außerhalb Chinas haben sich verbessert. Was besonders Vertrauen schafft, ist die Erholung des Kreditwachstums. Diese begann im März und ist die erste Erholung im Kreditbereich in den Schwellenländern seit 2011.
Autor: Maarten-Jan Bakkum, Senior Emerging Markets Stratege bei NN Investment Partners
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