Kommentar
10:23 Uhr, 11.06.2014

Schwellenländer-Devisen bieten attraktive Chancen

Das aktuelle Kapitalmarktumfeld stellt institutionelle Investoren vor große Herausforderungen: Das niedrige Zinsniveau lastet auf Renten, der Geldmarkt bietet nahezu keine Rendite, Aktien wie auch Rohstoffe sind sehr schwankungsanfällig und Immobilien binden Kapital langfristig in einem illiquiden Markt. In diesem Spannungsfeld sind nach Ansicht von Gernot Griebling, Leiter Fixed Income & Alternative Investments der LBBW Asset Management, Carry-Strategien einen Blick wert.

Herr Griebling, institutionelle Investoren streben bei der Kapitalanlage nach Investments, die ihnen Portfoliodiversifikation und angesichts niedriger Zinsen noch Erträge bieten. Diese Kombination sehen Sie auf dem Devisenmarkt mit Carry Trades – trotz Niedrigzinsumfeld?

Griebling: Bei einem Carry Trade kaufe ich über eine Long-Position eine Hochzinswährung, während ich gleichzeitig eine Niedrigzinswährung über eine Short-Position verkaufe. Mit geeigneten Carry-Trade-Strategien lassen sich in den Schwellenländern immer noch ordentliche Zinsdifferenzen erzielen. Carry Trades können innerhalb einer Portfoliostrategie also durchaus zur Diversifizierung durch eine geringe Korrelation zu anderen Asset-Klassen beitragen und solide Erträge erzielen.

Spricht die jüngste Abwertung der EM-Währungen nicht gegen die Carry-Trade-Strategie?

Griebling: Im Vergleich zu früheren Abwertungsphasen sind viele Emerging Markets zurzeit fundamental besser aufgestellt. Länder, die nominal und real stark wachsen, haben in der Regel nominal und real auch die höheren Zinsen. Langfristig müssten sich die Zinsdifferenzen so angleichen, dass keine systematischen Gewinne aus der Zinsdifferenz mehr entstehen. Doch sowohl wissenschaftliche Analysen als auch die tatsächlichen Marktbewegungen bestätigen, dass Carry Trades über ein entsprechendes Gewinnpotenzial verfügen. Dieses Potenzial entsteht aufgrund der Tatsache, dass der Terminkurs eines Wechselkurses die tatsächliche Kursentwicklung nur bedingt richtig schätzen kann – Experten sprechen hier auch von der so genannten Forward Rate Bias.

Und damit können Anleger systematische Arbitrage-Gewinne über Carry Trades erzielen?

Griebling: So einfach ist es leider nicht, weil sich die Forward Rate Bias nicht für systematische Arbitrage eignet. Wir verstehen die Forward Rate Bias eher als Risikoprämie, z. B. für zukünftig höhere Inflationsraten oder politische Risiken etc. Dennoch lassen sich Carry Trades für systematische Investmentstrategien nutzen: Bereits 2008 hat die Landesbank Baden-Württemberg den LBBW FX-Carry-Index ER entwickelt, der sich aus 15 Währungen zusammensetzt, die zu 50 Prozent gegen den Euro und zu 50 Prozent gegen den US-Dollar als Basiswährung selektiert werden. Die historischen Daten zeigen, dass sich hier dauerhaft Erträge erzielen lassen. Aus diesem Grund macht die LBBW Asset Management Anlegern den Index über den Fonds LBBW Devisen 1 zugänglich.

Wie werden die Währungspaare für den Index zusammengestellt?

Griebling: Für die Auswahl gilt als einziges Kriterium die Zinsdifferenz. Ist die Zinsdifferenz zwischen zwei Ländern größer als 1,5 Prozentpunkte, erfolgt der Aufbau einer Short-Position in Euro und US-Dollar und einer Long-Position auf die betreffende Fremdwährung. Ist die Zinsdifferenz kleiner als minus 1,5 Prozentpunkte, dann wird eine Long-Position in Euro und US-Dollar eingegangen und eine Short-Position in der jeweiligen Fremdwährung. Die selektierten Währungspaare werden zudem immer gleichgewichtet. Zweimal jährlich wird der Index neu zusammengestellt. Anleger bekommen über den Fonds LBBW Devisen 1 Zugang zu diesem Index, indem der Fonds in einen Swap auf den Index investiert. Zudem erhalten die Anleger über dieses transparente und regelgebundene Investment ein nachvollziehbares Konzept, bei dem sie stets die aktuelle Positionierung kennen.

Und wie kommen Sie dem Wunsch der Anleger nach Sicherheit nach?

Griebling: Wir bieten Anlegern bei dieser Strategie ein integriertes Risikomanagement an, zum einen durch die breite Streuung über viele Währungspaare. Zum anderen aber auch über einen eigenen Risikoindikator, der monatlich die Risikofreude bzw. Risikoaversion an den Finanzmärkten überprüft. Erreicht das Stressniveau bestimmte Werte, werden je nach Niveau des Risikoindikators Positionen beibehalten, glattgestellt oder neu aufgebaut. Liegt der Risikoindikator zwischen null und eins, bleiben die Positionen unverändert, ist er größer oder gleich eins, werden alle Positionen glattgestellt, ist er kleiner oder gleich null, werden die glattgestellten Positionen wieder neu aufgebaut.

Eignet sich die Investmentstrategie auch zur Diversifikation?

Griebling: Ja. Wie eingangs bereits erwähnt, zeigen Auswertungen, dass der LBBW Devisen 1 zu anderen Asset-Klassen nur gering korreliert ist: Zu deutschen Aktien, gemessen am Deutschen Aktienindex Dax, beträgt die Korrelation 0,27. Untersucht man die Korrelation zur Asset-Klasse Renten, ist die Strategie des LBBW Devisen 1 zum REX mit minus 0,13 negativ korreliert. Und zum Rohstoffsektor beträgt die Korrelation 0,21, gemessen am Dow Jones UBS Commodity Index TR (USD). (Alle Angaben beziehen sich auf den Zeitraum 08.01.1999 bis 31.12.2013.)

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