Kommentar
15:43 Uhr, 23.05.2007

Schwächelt der Rand wieder? - Zinspolitik am Kap vielleicht zu offensiv

Der hohe Zinssatz, den die „South African Reserve Bank“ (SARB) zur Bekämpfung der hartnäckigen Inflation für notwendig hält und die breite Palette von Rohstoffen des Landes haben den Rand in den vergangenen zwei Jahren zu einer attraktiven Anlagewährung gemacht. Zudem ist der inländische Aktienmarkt allein in den letzten zwölf Monaten um rund 40% gestiegen. Dies hat ebenfalls zur Rally des Rand beigetragen.

Doch zeigen sich kurzfristig einige Unsicherheitsfaktoren, die die südafrikanische Währung belasten könnten. Ein Auslöser des Wirtschaftsbooms in der jüngeren Vergangenheit war die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2010, die vor allem für die inländische Ökonomie wie ein gigantisches Konjunkturprogramm gewirkt hat. Die inzwischen zweifelnden Stellungnahmen des Weltfußballverbandes FIFA, der offen darüber diskutiert, wo das Turnier ersatzhalber ausgetragen werden könnte, sollte Südafrika die nicht unerheblichen Probleme in Fragen der Sicherheit und der Infrastruktur nicht rechtzeitig in den Griff bekommen, haben zwar noch keine direkte Auswirkung auf das Investitionsklima ausländischer Investoren gehabt. Dennoch waren sie nicht gerade eine positive Werbemaßnahme für das Land.

Das zweite große Thema, die Rohstoffhausse, scheint eine längere Atempause einzulegen. Denn vor allen Gold, einer der größten und begehrtesten Exportartikel des Landes, schaffte es in den letzten beiden Wochen nicht, die im vergangenen Jahr gesehenen Hochpunkte nachhaltig zu überwinden und fiel wieder zurück. Dies könnte auch Folgewirkungen auf die übrigen teilweise hoch bewerteten Exportrohstoffe des Landes wie Eisenerz, Kohle, Platin, Kupfer und Aluminium haben. Ein größerer Preiseinbruch steht wegen der weiterhin robusten weltweiten Nachfrage aber nicht zu befürchten. Die gerade angelaufenen Übernahmespekulationen in der heimischen Bergbauindustrie dürften auch an den südafrikanischen Unternehmen nicht spurlos vorbei gehen und könnten indes für einen anhaltenden Liquiditätsfluss am Kap sorgen.

Risikofaktor Nummer Eins bleiben jedoch die durch Carry-Trades ausgelösten Schwankungen im Währungsgefüge. Mit ihrer Hochzinspolitik hat die SARB die Investitionstätigkeit der Unternehmen etwas gedämpft und so ein Überschäumen der Wirtschaft verhindert. Die Inflation ist mit einer Rate von 6,0% auf Jahressicht zwar immer noch hoch, bewegt sich aber im Rahmen der von der SARB gesetzten Spanne. Das BIP-Wachstum dürfte mit 5,0% in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr liegen. Die seit Mitte März zu beobachtende Aufwertung des Rand (allein gegenüber dem US-Dollar um 8,0%) sowie die moderate Entwicklung bei den Öl- und Lebensmittelpreisen dürften die SARB deshalb auf ihrer nächsten Sitzung am 6./7. Juni in Sachen Zinserhöhungen zunächst erst einmal in Wartestellung gehen lassen (Leitzins derzeit bei 9,00%).

Eine Korrektur des Rand würde damit wahrscheinlicher, weil der Markt mit der zu starken Aufwertung der südafrikanischen Valuta in den vergangenen Monaten bereits ein überaus zinsbullisches Szenario unterstellt hat. Die Charttechnik unterstützt dieses Szenario: Im Bereich von 6,8800 hat USD/ZAR mit den Auflagepunkten von Anfang Januar und Mitte Mai ein Doppeltief gebildet. Dies ist eine klassische Wendeformation, die aktuell von stark dynamisierten Trendindikatoren begleitet wird. Sie eröffnet dem Währungspaar in den nächsten Wochen Aufwärtspotenzial bis zur 7,50er-Marke.

Anbei die Kursentwicklung von EUR/ZAR und USD/ZAR. Hier ist die tendenzielle Abwertung des südafrikanischen Rands gegenüber diesen beiden Währungen seit 2006 erkennbar.

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