Kommentar
14:55 Uhr, 10.07.2003

Schroders - versteckte Gefahr von Schulden

Wir wurden mit einer Anzahl von enttäuschenden Statistiken aus den USA konfrontiert, die einige Zweifel bezüglich des Eintritts der so hoch gepriesenen Wirtschaftserholung im zweiten Halbjahr 2003 zur Folge hatten. Der ISM des verarbeitenden Gewerbes ist geringfügig auf 49,8 gestiegen, aber blieb bedeutend unter den Konsensuserwartungen von 51 und dem Grenzwert von 50. Weniger überraschend war der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juni (die Rate stieg auf 6,4% von 6,1% im April), weil der Unternehmenssektor weiterhin die Rentabilität erneuert und Gewinnanteile wiedergewinnt. Bessere Neuigkeiten stellten der große Anstieg des USamerikanischen ISM des Dienstleistungssektors (+10 Punkte auf 60,6) und die bedeutende Verbesserung der japanischen Tankan Umfrage und des PMI des Dienstleistungssektors in Großbritannien dar.

Konsumentenfokus - versteckte Gefahr von Schulden

Schon früher in dieser Woche ließen die Anzahl der Kreditvergaben und die Statistiken über Hauspreise auf eine Verlangsamung des Wohnungsmarktes in Großbritannien schließen. Dies geschieht zu einer Zeit, in der Konsumenten mit einem Rekordschuldniveau belastet sind (über 120% des verfügbaren Nettoeinkommens). Im Gegensatz dazu gibt es zurzeit günstige Kredite und die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinskürzung durch die Zentralbank ist hoch und würde damit die Kreditkosten weiter verringern. Diese Woche werfen wir einen Blick auf die langfristigen Kosten einer Hausanschaffung in verschiedenen makroökonomischen Szenarien und die potentiellen Auswirkungen für Verbraucherausgaben.

Nachwirkungen für Verbraucherausgaben

Die erste Phase stellt die Betrachtung der Hypothekenzahlungen in Relation mit dem Einkommen dar. Anfangs ist es wahrscheinlich, dass die Ausgaben nur im inflationären Szenario bedeutend reduziert sind (monatliche Zahlung von mehr als 50% des Einkommens). Dies verhält sich ähnlich zu den Geschehnissen in den frühen 1990'igern, als die Nominalzinsrate von 15% einen Zusammenbruch des Konsumenten- und Wohnungsmarktes verursachte. Nach 10 Jahren scheinen die 3 Szenarios ähnlich zu sein. Nach 20 Jahren ist der Unterschied zwischen den monatlichen Zahlungen (Prozent des Einkommens) jedoch offensichtlicher. In Szenario A sind sie dreimal so hoch wie in Szenario C. Wenn wir die monatlichen Zahlungen einzeln betrachten, kann man sich sogar in dem deflationären Szenario (bei gerade mehr als 20% des Einkommens) eine erfreuliche Aussicht für das individuelle Ausgabenpotential über den Zeitraum der Rückzahlung ausmalen. Nichts desto trotz gibt es dabei zwei Probleme: Erstens berücksichtigt es nicht das Schuldenniveau. Nach 20 Jahren beträgt der reale Wert der Schulden in Szenario A und B zehn- und viermal so viel wie in Szenario C. Im deflationären Szenario (und etwas weniger im Mittelfall) stellen die Schulden noch immer eine große Belastung dar, und machen die Einzelperson anfälliger für einen Einkommensschock. In einem makroökonomischen Umfeld bedeutet es, dass der Konsument weniger gut gegen einen Anstieg der Arbeitslosenrate oder der Zinsrate geschützt ist. Zweitens geht die Analyse davon aus, dass die gleiche Nominalhypothek in jedem Szenario herangenommen wird. In Wirklichkeit sind die Leihenden und Leiher durch die niedrige nominale Zinsrate und das inflationäre Umfeld dazu bereit, mehr Geld auszuleihen/zu verleihen. Viele Kommentatoren rechtfertigen das momentane Niveau der Hauspreise auf dieser Basis.

Um dieses Thema in Angriff zu nehmen betrachtet Graphik 1 den realen Wert der Schulden für eine "Höchsthypothek" unter der Annahme, dass sich der Kreditnehmer eine konstante monatliche Zahlung von £500 leisten kann (dies entspricht dem, was eine Einzelperson, die ungefähr £25.000 p.a. verdient, bereit ist zu bezahlen). Während jemand ohne Probleme mehr als £130.000 in Szenario A ausleihen kann, beträgt nach 10 Jahren der Wert der Schulden fast das siebenfache als in Szenario C. Das Schuldniveau fällt in der Abwesenheit von Inflation langsamer.

Schlußfolgerung

Diese Analyse trägt dazu bei, hervorzuheben, dass das momentane Umfeld einer niedrigen Inflation und Zinsrate das Schuldenniveau ein Hindernis und Risiko für das Wachstum für länger als in den vergangenen Zyklen darstellt, wo Zeiten von Inflation in der Lage waren ihren Wert schneller aufzulösen. Während der Konsumentenbereich, der um 4% p.a. seit 1998 (gegenüber einem BIP-Wachstum von 2,5%) wuchs, die Hauptstütze des Wirtschaftswachstums in Großbritannien über die letzen fünf Jahre war, wird dies in den nächsten fünf Jahren nicht der Fall sein. Die Frage ist, ob jegliche Korrekturen graduell oder plötzlich sein werden. Wie oben veranschaulicht liegt dies im engen Zusammenhang mit dem Wohnungsmarkt. Während die Bewertungen wahrhaftig auseinandergezogen wirken, würde ein Zusammenbruch nur durch verbreitet gezwungene Verkäufe ausgelöst werden, die entweder auf einen bedeutenden Anstieg der Arbeitslosenrate oder der Zinsrate folgen würden. Wir erwarten keines der beiden in der nahen Zukunft. Die Bank of England hat noch immer die Möglichkeit die Zinsrate weiter zu kürzen. Obwohl wir erwarten, dass die Zinsraten sich nächste Woche nicht verändern werden, sagen wir dennoch eine weitere Kürzung für August voraus, der mit der Veröffentlichung der Inflationsberichts einhergehen wird.

[Link "Komplette Studie downloaden!" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]

Quelle: Schroders

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