Schroders - Kriegskommentar
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Bis letzten Montag lasteten die Kriegsängste und die Differenzen zwischen den verschiedenen Regierungen zum Thema Irakkrieg schwer auf den Märkten. Seitdem sind die Aktienkurse in die Höhe geschnellt, weil die USA, Großbritannien und Spanien die Pläne für eine weitere UN-Resolution nicht unterstützt und den Krieg gegen Saddam Hussein begonnen haben. Präsident Bush hat davor gewarnt, dass sich der Krieg länger hinziehen könnte, als generell erwartet wird, aber diese eindeutige Stellungnahme hat sich positiv für Investoren ausgewirkt, die der Unsicherheit und den diplomatischen Manövern nun schon einige Zeit ausgesetzt waren. Diese Woche konzentrieren wir uns darauf, wie weit die Entwicklungen unsere Denkweise beeinflusst haben. Zu jetzigen Zeitpunkt ist das markanteste Ereignis wohl das starke Sinken des Ölpreises, welches einen eindeutigen Vorteil für die Weltwirtschaft darstellt. Zu Beginn des Krieges wurde zwar erwartet, dass die Rohölkosten abrutschen würden, aber die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Preisrückgangs entsprachen eher dem oberen Extremwert der Erwartungen. Es besteht noch immer das Risiko, dass Ereignisse außerhalb des Iraks die Preise wieder in die Höhe treiben, weil der Lagerbestand weiterhin niedrig ist, und eine Bedrohung einer Lieferunterbrechung aus Nigeria nach wie vor besteht. Die Preise bewegen sich jetzt auf dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr. Dies zeigt an, dass der umgekehrte Einfluss der Inflation von höheren Energiepreisen bald verblassen wird. Dies wird die Aktivität durch angekurbelte Realeinkommen unterstützen und wirkt wie eine Steuersenkung. Aufgrund der letzten Preisbewegungen sehen wir den Ölpreis eher als neutralen Faktor an als ein Hemmnis für die Weltaktivität.
Ein weiterer Punkt ist der Einfluss auf die Unsicherheit. Obwohl die Märkte deutlich einen Aufschwung verzeichneten, ist es dennoch wahrscheinlich, dass Konsumenten und Unternehmen vorsichtig bleiben, bis ein Ende des Konfliktes feststeht. Daher werden wir die Entwicklung der Konsumentenvertrauensindikatoren in den kommenden Wochen genauestens verfolgen und nach Anzeichen einer Verbesserung Ausschau halten.
Auf Unternehmensseite gab die letzte Umfrage der Philadelphia Fed Einblicke in die mögliche Reaktion der Unternehmen. Das Ergebnis der Umfrage war, dass die geopolitischen Risiken die Einstellungs- und Investitionspläne von 40% der Unternehmen negativ beeinflusst haben (das Business Council kam im Februar zum gleichen Ergebnis). Die Umfrage ergab außerdem, dass Investitionen stärker negativ beeinflusst wurden, als Einstellungen. 36% der Unternehmen haben ihre Investitionen entscheidend gekürzt und im Vergleich dazu haben 12% deutlich niedrigere Einstellungszahlen aufgrund der geopolitischen Besorgnis. Daraus kann geschlossen werden, dass die Aktivität aufgrund der niedrigen Investitionen negativ beeinflusst wurde, aber es dürfte sich weniger gravierend auf die Einstellungen auswirken. Obwohl diese Tatsache eine Erleichterung für jene darstellen könnte, die auf einen Wirtschaftsaufschwung nach dem Krieg hoffen, gibt es dennoch so manch andere Faktoren, die auf Investitionen einwirken, wie Überkapazitäten und niedrige Rentabilität. Diese Ergebnisse der Umfragen erklären jedoch nicht die jüngste Schwäche am Arbeitsmarkt, die sich durch den drastischen Rückgang an Gehaltskosten und den Anstieg von Anträgen für Arbeitslosenunterstützung widerspiegelt.
Generell schätzen wir den Einfluss des Kriegsbeginns auf die Weltwirtschaft positiv ein, wobei der zentrale Vorteil durch den fallenden Ölpreis entsteht. Weitere positive Effekte könnten durch verstärkte Investitionen nach Beendigung des Krieges hervorgerufen werden. Das Verhalten am Arbeitsmarkt zeigt an, dass Firmen außerdem vom gegenwärtigen Anpassung in einer "Post-Bubble"-Wirtschaft beeinflusst werden. Unsere Auffassung, dass der Krieg zu einem Aufschwung der Weltaktivität führen wird, und nicht zu einer eindeutigen Kehrtwende, bleibt bestehen.
Quelle: Schroders
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