Kommentar
13:01 Uhr, 23.10.2003

Schroders - Kommentar zur aktuellen Lage

Es handelte sich um eine Woche, die von Wirtschaftsdaten aus den USA dominiert wurde. Die meisten entsprachen dem Bild eines ansteigenden Wachstums in der 2. Hälfte dieses Jahres. Die Industrieproduktion wuchs im September 0,4% auf Monatsbasis, angeführt durch bedeutende Anstiege der High-Tech-Produktion. Die Produktion von Computern und Halbleitern ist dieses Jahr um 25% gegenüber dem letzten Jahr gestiegen. In der Zwischenzeit steigt der Konsumbereich weiterhin, gestützt durch die letzte Steuergutschrift und den Schub aus den Hypothekenrefinanzierungen (wenn auch abnehmend). Obwohl berichtet wurde, dass die Einzelhandelszahlen im September leicht gefallen sind (-0,2 % auf Monatsbasis), lassen frühere Revisionen darauf schließen, dass die Zahl eher die Markterwartungen übertroffen haben. Unter anderem weist die vorläufige Schätzung des Michigan Index der Konsumentenstimmung (von 89,4) auf ein robustes Bild von Haushaltsausgaben in der nahen Zukunft hin.

Die Inflationszahlen von September wurden diese Woche in der Eurozone, Großbritannien und den USA veröffentlicht. Die jährlichen Raten des Inflationstrends haben sich auf breiter Basis kaum verändert und bleiben innerhalb der Erwartungen. Wenn man die Zahlen jedoch herunterbricht findet man interessante Details, und zwei davon sind es wert genannt zu werden. Erstens verengt sich die Lücke zwischen der Kernproduktpreisdeflation und der Inflation der Dienstleistungspreise in Großbritannien, die über das letzte Jahr auf den aktuellen Stand von 3,8% gefallen ist. Dies ist charakteristisch für die zurzeit breite Ausbalancierung in der Wirtschaft. Zweitens befindet sich die jährliche Kerninflationsrate in den USA von 1,2% auf dem Tiefststand seit 39 Jahren. Mit dieser Information im Hintergrund meinen wir, dass die Markterwartung einer Rückkehr zur Inflation übertrieben war. Diese Woche werden wird dieses Phänomen im Detail betrachten.

Rückkehr zu Inflation?

Da wir am Anfang des Jahres auf die Erwartungen einer Deflation fixiert waren, wird auf den Märkten gehandelt, als ob ein starker Inflationsanstieg hinter der Ecke wartet. Zum Beispiel stieg die implizierte Inflationsrate des US-TIP-Marktes um einen Prozentpunkt auf 2,5% während des letzten Jahres (Graphik 1). Andere Hinweise, die auf einen vermehrten Handel hindeuten, sind im Anstieg des Goldpreises (Graphik 2) und im generellen Anstieg der realen Vermögenswerte, Aktien übertreffen Anleihen, zu erkennen.

In den größeren Wirtschaftsmächten haben wir die Entwicklung einer Preisinflation bemerkt. Wird dies dem langen Zeitraum der Disinflation, welche vor fast 25 Jahren begann, ein Ende setzen? Wie auch die Märkte glauben wir uns an einem Wendepunkt zu befinden, aber eher einem empfundenen als realistischen. Ungleich den Märkten deuten unsere eigenen Prognosen auf eine rückläufige Inflation im nächsten Jahr hin.

Ein besorgniserregender Punkt bei der sinkenden Inflation ist der starke Anstieg der Massenwarenpreise. Der industrielle Massenwarenpreisindex des Economist ist in diesem Jahr über 22% höher, währenddessen die Ölpreise auf 30$ pro Barrel gesunken sind. Dies hängt teilweise von dem schwachen Dollar ab, aber sogar in Euro oder Pfundsterling sind die Preise stark gestiegen. Erhöhte Preise für Massenwaren stellen einen höheren Kostenfaktor für Firmen dar und können entweder an die Konsumenten durch die Preise weitergegeben werden oder Gewinnmargen schmälern. Die Enge Verbindung zwischen Massenwaren- und Erzeugerpreisen deutet auf eine Abwälzung der Kosten von Seiten der Hersteller hin. Die Beziehung zwischen Erzeuger- und Konsumentenpreisen ist weniger eng, weil Waren generell gesehen weniger als die Hälfte des Indexes für Konsumentenpreise ausmachen. Der restliche Anteil besteht hauptsächlich aus Dienstleistungen, die vor allem von den Lohnkosten angetrieben werden. Diese bleiben generell unberücksichtigt.

Unserer Ansicht nach ist der Anstieg der industriellen Massenwarenpreise ein Signal einer Verstärkung der globalen Aktivität, und Hinweis darauf, dass wir mit einem Zeitraum robuster Industrieaktivität bei Unternehmen rechnen können, die ihr Inventar aufstocken. Dies entspricht eindeutig den Anzeichen der beiden Empire und Philly Fed-Studien in den USA, die auf eine stärkere Aktivität im Oktober hinweisen. Es ist schwieriger, die gleiche Schlussfolgerung aus dem Anstieg der Ölpreise zu ziehen, welche eher von Angebots- als Nachfragefaktoren angetrieben werden. Bei diesem Niveau stellt Öl nur einen bescheidenden Antrieb der Aktivität dar, der einer Steuererhöhung für Energiekonsumenten gleichkommt.

Höhere Massenwarenpreise können die Inflation nach oben treiben, aber dies wird sich als vorübergehend herausstellen, sollten die Gehälter und Lohnkosten gedrückt bleiben. Daraus folgt, dass unserer Meinung nach die Inflation eher von der Wirtschaftsflaute angetrieben wird. Dies wird herkömmlicherweise an der Output-Lücke gemessen, aber kann auch anhand von Arbeitslosigkeit und Kapazitätsauslastungsraten beobachtet werden.

>>>[Link "Gesamten Marktkommentar herunterladen!" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]

Quelle: Schroders

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