Schroders - Interview mit Fondsmanagerin
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Immer mehr Anleger setzen auf das Wachstumspotenzial europäischer Schwellenländer. Warum? Wie uns Leila Kardouche erklärt, sind die Anlageaussichten vielversprechend, da die Schwellenländer bei sinkendem Risikoniveau ein stärkeres Wachstum verzeichnen als die Industrieländer und Aktien nach wie vor unterbewertet sind. Der Fonds Schroder ISF Emerging Europe hat sich mit einer Rendite von 23,3 % in den letzten sechs Monaten als einer der Top- Fonds seines Sektors behauptet.
Weshalb haben viele europäische Schwellenmärkte in letzter Zeit so ein kräftiges Wachstum verzeichnet?
Der Aufwärtstrend war vor allem von der Entwicklung des russischen Aktienmarktes nach dem Irakkrieg getragen. Der russische Erdöl- und Erdgassektor hat sich gut entwickelt, nachdem die Energieunternehmen Yukos und Sibneft ihre Fusionspläne bekannt gaben - kurz nach der Ankündigung von BP, über 6 Mrd. US$ in das russische Erdölunternehmen TNK zu investieren. In letzter Zeit erhielt der russische Aktienmarkt Impulse durch Anleger, die im Vorfeld der Liberalisierung des Gas- und Stromsektors verstärkt Positionen in Inlandstiteln wie Gazprom und Unified Energy Systems aufbauten. Erstmals seit der Krise von 1998 beobachten wir Nettokapitalzuflüsse nach Russland. Ausländische Direktinvestitionen der jüngsten Vergangenheit dürften das Vertrauen der Unternehmen stärken, die einen Einstieg in Russland erwägen. Wir bewerten die Aussichten für die russische Wirtschaft als positiv und halten ein BIP-Wachstum von 6 % bis 6,5 % dank hoher Ölpreise und einer starken Industrieproduktion in diesem Jahr für möglich.
Wie haben sich die anderen Märkte der Region entwickelt?
Der ungarische Aktienmarkt hat kürzlich aufgrund eines Währungseinbruchs nachgegeben. Auch der tschechische Markt tendiert in letzter Zeit schwächer, da einige der Aktienschwergewichte mangels positiver Impulse an Wert verloren haben. Wir betrachten dies als günstige Gelegenheit und haben unsere Kernpositionen angesichts der überaus attraktiven Bewertungen in diesen Märkten aufgestockt.
Wie werden einige der osteuropäischen Länder auf den Beitritt zur EU reagieren?
Das zentrale Thema der Annäherung an das industrialisierte Europa wird diesen Märkten in den kommenden Jahren Auftrieb verleihen, insbesondere weil sich die Haushaltsdefizite verringern und die Inflationsraten weiter sinken. Polen, Ungarn und die Tschechische Republik werden der EU und dem neuen Wechselkursmechanismus (WKM II) voraussichtlich bis 2004 beitreten. Dies hat den unmittelbaren Rückgang von Währungsschwankungen zur Folge und dürfte dazu führen, dass die Zinsen angesichts geringerer Risikoaufschläge weiter sinken. Ein weiterer Vorteil dieser Annäherung besteht zweifellos in steigenden Kapitalzuflüssen, die das Wachstum durch Investitionen weiter vorantreiben.
Wie sieht Ihre Strategie für Investitionen in die europäischen Schwellenländer aus?
Wir halten nach den besten Unternehmen Ausschau: jenen nämlich, die in der Lage sind, vom starken Wirtschaftswachstum dieser Märkte zu profitieren. Research ist dabei sehr wichtig, da diese Märkte relativ ineffizient sind. Wer hier gute Arbeit leistet, wird belohnt, weil sich nur wenige mit der Analyse einzelner Titel auf diesen Märkten befassen.
Wir verfügen über ein großes und erfahrenes Emerging-Markets-Team, und Research ist unser wichtigster Informationsvorteil. Unsere spezialisierten Branchenanalysten sind ein entscheidender Bestandteil des Prozesses, wobei sie wiederum von den Erkenntnissen unseres globalen Researchteams profitieren. Wir nutzen auch externe Informations- und Datenerfassungsdienste, fällen auf dieser Basis aber keine Kauf- oder Verkaufsentscheidungen.
Wo investieren Sie zurzeit?
Angesichts des bisher in diesem Jahr so starken russischen Aktienmarktes haben wir Gewinne mitgenommen, da manche Aktien unserer Auffassung nach einen angemessenen Wert erreicht haben. Darüber hinaus halten wir es für möglich, dass die Volatilität aufgrund der bevorstehenden Duma- und Präsidentschaftswahlen steigt. Trotzdem sehen wir in Russland weiterhin hervorragende Möglichkeiten, sowohl bei aktuellen Titeln als auch bei anstehenden Neuemissionen.
Wir halten Polen für einen vielversprechenden Markt. Hier beobachten wir eine Konjunkturerholung, von der wir über das polnische Bankensystem mit Aktien etwa der Bank Pekao und von BPH PBK profitieren wollen. Tatsächlich ist der mitteleuropäische Bankensektor einer unserer bevorzugten Bereiche, und wir haben auch andere Spitzenbanken wie Komercni Banka (Tschechische Republik) und OTP Bank (Ungarn) aufgestockt.
In Ungarn haben wir kürzlich noch weitere Aktienpositionen aufgestockt, da wir von einer Erholung des dortigen Aktienmarktes und von einer Wertsteigerung des Forint nach den jüngsten Währungseinbrüchen ausgehen: die Wirtschaft verzeichnet weiterhin stabile Wachstumsraten und hat einige der bestgeführten Unternehmen zu bieten.
Was würden Sie jemandem sagen, der in europäische Schwellenländer investieren möchte?
Wir sind der Ansicht, dass Aktien der europäischen Schwellenmärkte im Vergleich zu stärker industrialisierten Ländern (einschließlich Westeuropa) von einem ausgeprägteren Wirtschaftswachstum profitieren werden. Dieses Wachstum wird von diversen Faktoren vorangetrieben, darunter Zinssenkungen infolge rückläufiger Inflationsraten sowie Privatisierungen und Strukturreformen, die für eine zunehmende Produktivität sorgen werden.
Steigende Investitionen multinationaler Konzerne aus dem Ausland dürften dem exportgetriebenen Wachstum ebenfalls Auftrieb verleihen, da ausländische Unternehmen die niedrigeren Körperschaftssteuern, die günstigen Löhne und die vergleichbaren - wenn nicht sogar besseren - Bildungsniveaus dieser Länder zu schätzen wissen. Darüber hinaus ist seit dem Ende des Irakkriegs die Risikofreudigkeit gestiegen, sodass generell ein sehr günstiges Umfeld für die Schwellenländer Europas besteht.
Es hat auch Befürchtungen gegeben, dass sich die Erweiterung der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) um die osteuropäischen Länder um einige Jahre verzögern könnte, falls Haushaltsdefizite und fehlende Fortschritte im strukturellen Bereich einen Beitritt im Jahr 2007 verhindern sollten. Aber auch wenn sich der Prozess um ein bis zwei Jahre verzögert, ist längerfristig von einer Neubewertung osteuropäischer Aktien aufgrund der genannten Faktoren und somit auf lange Sicht von anhaltend attraktiven Renditen auszugehen.
Quelle: Schroders
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