Kommentar
12:07 Uhr, 16.04.2003

Schroders - Interview mit Fondsmanager

Wie haben die Rentenmärkte auf den Kriegsbeginn im Irak reagiert?

Die Besorgnis über die Entwicklung im Irak führte zu Unsicherheit bei den Anlegern. Der Zustrom an Barmitteln in Rentenwerte war groß, wobei ein Großteil davon in Regierungsanleihen investiert wurde, die in Zeiten der Nervosität und Volatilität als sicherer Hafen gelten. Sie drückten die Erträge auf ein niedriges Niveau. Nach Kriegsbeginn bewegten sich die Märkte in einer Art "Erleichterungserholung" allerdings wieder in die entgegengesetzte Richtung. So wurden Regierungsanleihen zugunsten von Wertpapieren verkauft, die in einem Umfeld mit gefestigtem Vertrauen wahrscheinlich besser abschneiden werden. Die Anleger bevorzugten den Kauf von Wertpapieren mit höheren Renditen als die relativ niedrigen Renditen der Regierungsanleihen. Unternehmensanleihen mit Investmentgrade, sowie hochrentierliche Schuldtitel und Schuldtitel der Schwellenländer wurden in Folge kräftiger.

Glauben Sie, daß sich die Rentenmärkte an einem Wendepunkt befinden?

Ja, davon gehe ich aus. Die Renditen der Regierungsanleihen entzerren langsam die 'Flucht in die Qualität', die die Regierungsanleihen im letzten Jahr unterstützt hat. Die Sorge vor rezessionsähnlichen Bedingungen und Desinflation nimmt langsam ab. Wenn der Krieg beendet ist, gehen wir davon aus, daß die risikoreicheren Finanzmärkte kräftig zulegen werden, was zu einem weiteren Ausstieg aus den Regierungsanleihen führen dürfte. Refinanzierung durch hohe Hypotheken und sinkende Ölpreise werden Barmittel zur Verfügung stellen und zu einem 'guten Gefühl' führen, welches wiederum die Verbraucherausgaben ankurbeln dürfte. Unternehmensumfragen lassen vermuten, daß es nach Beendigung des Irak-Krieges zu einem leichten Anstieg bei den Investitionsausgaben und den Einstellungen kommen wird. Dieser Aufschwung dürfte 4-6 Monate anhalten, bevor wir mit einer weiteren 'post-bubble'- Anpassung auf Verbraucher- und Unternehmensebene rechnen. Grundsätzlich bleibt die weltweite Konjunktur schwach.

Wie legen Sie an, um von dieser Veränderung zu profitieren?

Im Augenblick bevorzugen wir Unternehmensanleihen. Wir vertrauen dabei auf unsere Kreditananalysten, daß sie uns rechtzeitig über spezifische Probleme bei Emittenten informieren. Wir warten auf eine günstige Gelegenheit, Regierungsanleihen zu verkaufen. Als die Regierungsanleihen im letzten Jahr kräftige Kurse verzeichneten, war es sicher ein Fehler, nicht den Bestand auszuweiten. In diesem Jahr dürften sich die Unternehmensanleihen gut entwickeln, und meiner Ansicht nach wäre es ein erneuter Fehler, wenn wir unser Engagement nicht ausweiten. Dies werden wir in nächster Zeit in Angriff nehmen. Wir werden die Verbrauchervertrauensumfragen und die Aktienmärkte genauestens beobachten, da dies gute Indikatoren sein dürften, wie lange der Einfluß des 'guten Gefühls' anhalten wird.

Können Sie kurz zusammenfassen, warum sich die Unternehmensanleihen weiterhin gut entwickeln dürften?

Am Wichtigsten ist wohl, daß die Unternehmen bestrebt sind, durch Schuldenabbau ihre Bilanzen wieder auszugleichen. Diese gravierende Änderung in der Einstellung dürfte wohl noch einige Zeit anhalten. Außerdem werden die Anleger mit zunehmendem Vertrauen risikofreudiger. Sie werden sich aus der Sicherheit der Regierungsanleihen heraus in höherrentierliche Anlagen hineinbewegen. Unternehmensanleihen sind die Hauptnutznießer der sehr hohen Cash Flows, die in Rentenfonds fließen. Das ist an sich schon einmal positiv zu bewerten, aber eine weitere Unterstützung bietet die Tatsache, daß es derzeit nur sehr wenig Neu-Emissionen gibt. Ein zunehmend größer werdender Kreis an Anlegern ist in zunehmenden Maße an einem knappen Titel interessiert. Die Anleger wenden sich außerdem von Regierungsanleihen ab, weil die Renditen dort so niedrig sind. Im Vergleich dazu scheinen die Unternehmensanleihen sehr attraktiv.

Wie entscheiden Sie, welche Anleihen Sie kaufen möchten? Welche Sektoren bevorzugen Sie?

Bei der derzeitigen Entwicklung ist, wie immer, eine richtige Aktienauswahl von zentraler Bedeutung. Der Rentenmarkt ist ein Markt für 'Stock-picker' geworden. Dennoch kann es zu unliebsamen 'Überraschungen' kommen, und es geht nach wie vor darum, heruntergestufte Unternehmensanleihen zu vermeiden und sich verbessernde zu besitzen. Um genau das zu tun, stützen wir uns sehr stark auf unser hauseigenes Team von Kreditspezialisten, die die Entwicklung von zahlreichen Emittenten von Unternehmensanleihen in aller Welt beobachten und sowohl die hervorheben, die sich gut entwickeln, wie auch diejenigen, die derzeit mit Problemen zu kämpfen haben. Einer unserer bevorzugten Sektoren ist die Telekommunikation, in dem eine Reihe von Unternehmen bedeutende Anstrengungen unternahmen, um ihre Schulden abzubauen und Restrukturierungsmaßnahmen vorzunehmen. Im Bereich Automobilproduktion sind wir nicht sehr stark engagiert, da der Bereich nach wie vor unter Überschußkapazität und an strukturell bedingten hohen Produktionskosten leidet.

Welche weiteren Titel interessieren Sie, die die Renditen unterstützen dürften?

Wenn das Vertrauen wieder steigt, könnte die Volatilität abnehmen, was bedeutet, daß es weniger Möglichkeiten gibt, Preisdifferenzen auszunutzen. Wir werden einige neue Strategien verfolgen, die dies ausgleichen dürften. Insbesondere schauen wir alternativ nach Ideen, die außerhalb der Referenzindizes liegen, wie z.B. hochrentierliche Anleihen und Anleihen der Schwellenländer. Wir legen verstärkten Wert auf die Aktienauswahl, wie ich oben schon angedeutet habe. Und immer dann, wenn wir eine Anlageidee für besonders aussichtsreich halten, werden wir deren Gewichtung ausbauen, so daß sie den größtmöglichen Einfluß haben kann - unsere besten Ideen werden wir dann noch weiter ausbauen. Die Konzentration auf Unternehmensanleihen und der alternative Gebrauch von Ideen, 'außerhalb des Referenzindexes' dürfte es uns ermöglichen, den Wert der Erträge in diesen schwierigen Märkten zu steigern und erneut die Wertentwicklung von Mitbewerber-Fonds innerhalb unseres Sektors zu übertreffen.

Quelle: Schroders

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