Kommentar
11:20 Uhr, 03.06.2009

Schroders gibt Einblicke in die Zukunft der Hedgefonds-Branche

Hedgefonds sollen in einem bestimmten Umfang Kapitalschutz bieten und Erträge liefern, die mit traditionellen Anlageklassen gering korrelieren. In früheren Bärenmärkten und sogar im ersten Jahr der laufenden Finanzkrise erfüllten die meisten Produkte diese Anforderungen noch, doch im zweiten Halbjahr 2008 änderte sich das Bild. Viele Hedgefonds-Strategien brachten plötzlich Verluste, und Skandale wie der Milliardenbetrug des Bernard Madoff sorgten für weitere Vertrauenseinbußen. Hedgefonds standen im Generalverdacht, undurchsichtige, illiquide und vor allem fremdfinanzierte Investitionen zu tätigen. Die Folge waren massenhafte Anteilsrückgaben, wodurch das in Hedgefonds verwaltete Vermögen in den vergangenen 18 Monaten auf ein Drittel zusammenschrumpfte. Viele Fonds existieren heute nicht mehr, und weitere Schließungen sind absehbar. Hedgefonds müssen differenziert betrachtet werden, die Finanzkrise zeigte aber auch strukturelle Probleme auf, etwa in Bezug auf fehlende Liquidität, mangelnde Transparenz, überzogene Gebühren und Kontrahentenrisiken. Die Hedgefonds-Industrie muss daher umdenken. Bei den Schroders Acadamies in Frankfurt und Wien liefern Experten eine kritische Bestandsaufnahme im Rückblick auf das Krisenjahr 2008, erläutern die Folgen der Finanzkrise für Hedgefonds und geben einen Ausblick auf die Zukunft. Außerdem werden konkrete Hedgefonds-Lösungen vorgestellt, die dem Marktumfeld und veränderten Anlegerbedürfnissen gerecht werden können.

Wandel bei den bevorzugten Strategien

Die nächsten Jahre oder Jahrzehnte werden vom Abbau von Fremdfinanzierungen bestimmt sein, sodass Geld nicht mehr in den Markt fließt, sondern ihm entnommen wird. In den letzten Jahren populäre, aber illiquide Anlagestrategien dürften daher in einem lang anhaltenden risikoaversen Szenario auf dem Rückzug sein, während Global-Macro- oder Commodity Trading Advisor (CTA) Strategien noch immer gute Aussichten bieten. Systematische, kurzfristige Trends ausnutzende Handelsstrategien können nämlich aktienmarktneutral arbeiten. Sie werden zudem vorwiegend über börsengehandelte Terminkontrakte umgesetzt („Managed Futures“), sodass sie liquide und nicht vom Risiko des Ausfalls einer Gegenpartei betroffen sind. Robert Schlichting, Leiter des institutionellen Geschäfts bei Schroders in Deutschland und Österreich, erklärt: „CTA, Global-Macro und das Spekulieren auf fallende oder steigende Aktienkurse („Long-Short-Equity“) decken heute etwa 30 Prozent des Hedgefonds-Universums ab. Entwickelt sich der Futuremarkt weiter, könnte der Anteil der auf Managed Futures beruhenden Hedgefonds-Strategien auf bis zu 60 Prozent ansteigen.“

Innovative Lösungen statt klassischer Dach-Hedgefonds

„Single-Hedgefonds sind für Investoren zu riskant, doch klassische Dach-Hedgefonds haben sich überlebt“, konstatiert Robert Schlichting. Die Struktur von Dach-Hedgefonds lässt es kaum zu, Probleme mit der Transparenz und Liquidität der Zielfonds, mit Doppelgebühren oder Kontrahentenrisiken zu lösen. Zukunftsträchtig sind dagegen Multi-Manager-Plattformen auf Basis von Managed Accounts, bei denen verschiedene Hedgefonds-Manager treuhänderisch das Geld der Anleger verwalten. Managed Accounts ermöglichen nicht nur eine vollständige Transparenz und damit ein effizientes Risikomanagement, sondern auch die Umsetzung kundenspezifischer Anlagerichtlinien und eine höhere Kapitaleffizienz. Bislang waren erfolgreiche Hedgefonds-Manager kaum zur Verwaltung von Managed Accounts bereit, weil sie ungewollte Transparenz fürchteten. Die Krise des vergangenen Jahres hat diese Einstellung jedoch geändert. Bei Hedgefonds mit illiquiden Anlagestrategien werden Anleger künftig wohl für längere Zeiträume gebunden werden. Dies kann sinnvoll sein für Lebensversicherer, Versorgungswerke, Pensionskassen oder Stiftungen mit langfristigen Zahlungsverpflichtungen und entsprechend langem Anlagehorizont. Wer bis zur Fälligkeit der Papiere warten kann, findet derzeit sogar sehr attraktiven Renditemöglichkeiten bei Wertpapieren, deren Kurse im Zuge der Finanzkrise einbrachen. „Bei liquiden Strategien profitieren Hedgefonds davon, dass der Wettbewerb durch Fondsschließungen abnimmt, Banken ihren Eigenhandel deutlich zurückfahren und Fonds, die Marktanomalien ausnutzen, an Einfluss verlieren. Innovative Hedgefonds-Lösungen werden also auch in der Zukunft noch eine wichtige Rolle in institutionellen Anlegerportfolios spielen können“, resümiert Robert Schlichting.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2007 rund 189,4 Mrd. Euro.

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