Schroders - Fondsmanagerinterview
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Der Schroder ISF EURO Active Value wurde im August 2002 aufgelegt und ist einer von drei Fonds der SISF-Palette, die vornehmlich in Unternehmen aus der Eurozone investieren. Für das laufende Jahr ist die bisherige Fondsperformance sehr stark ausgefallen: In den acht Monaten bis Ende August erzielte der Fonds eine Rendite von 13,2%. Im Vergleich dazu verzeichnete seine Benchmark, der MSCI EMU Index, ein Plus von 1,5%. Unter den 70 Fonds der S&P Euroland-Vergleichsgruppe platziert diese Outperformance den Fonds auf Rang 1. In den zwei Jahren seit seiner Auflegung hat der Fonds eine Rendite von 31,8% für sich verbucht, während seine Benchmark um 7,6% zulegte. Damit rangiert er unter 70 Vergleichsfonds an zweiter Stelle.
Wir haben mit Adriaan de Mol van Otterloo, dem Fondsmanager, über seinen Anlageansatz, seine Prognose für die europäischen Märkte für das verbleibende Jahr und die Frage, weshalb sich ein Substanzansatz vor allem für europäische Märkte eignet, gesprochen.
Könnten Sie erklären, worum es sich bei Value-Investing handelt?
In den USA ist dieser Ansatz schon seit einiger Zeit etabliert, in Europa gilt das Value-Investing, also die Anlage in Substanzunternehmen, jedoch nach wie vor nicht als Mainstream-Anlagephilosophie. Der traditionelle Ansatz besteht darin, nach Unternehmen mit niedrigen KGVs und KBVs sowie hohen Dividendenrenditen Ausschau zu halten - die wichtigsten Kriterien für Substanzwerte.
Wodurch unterscheidet sich Ihr "aktiver Substanzansatz"?
Wir sind der Meinung, dass der traditionelle Substanzansatz mit einigen Risiken behaftet ist. Anleger investieren hierbei unter Umständen in Sektoren, die langfristig eigentlich gar kein Wachstum generieren (etwa im Bereich Fluggesellschaften). Außerdem sind die Dividendenzahlungen eventuell nicht aufrecht zu erhalten, während KGVs und KBVs manchmal aus einem bestimmten Grund niedrig sind.
Unseres Erachtens bedeutet ein besserer, aktiverer Substanzansatz, mit dem der Markt auf lange Sicht geschlagen werden kann, dass man in Unternehmen investiert, die gegenüber ihrem inneren Wert zu einem markanten Abschlag notieren, und dabei auf Schutz vor Kapitalverlusten bei gleichzeitiger Beibehaltung des Aufwärtspotenzials achtet.
Die meisten Anleger wissen über Anlagen in zu einem Abschlag notierte Aktien ziemlich gut Bescheid, wie sieht es aber mit dem Konzept des inneren Werts aus?
Um den inneren Wert eines Unternehmens feststellen zu können, orientieren wir uns an folgenden Punkten: ein hoher freier Cashflow, hohe Kapitalrenditen und historisch niedrige Bewertungen. Zudem achten wir darauf, was Private-Equity-Anleger im Vergleich zu industriellen Investoren für ein Unternehmen zu zahlen bereit sind und welchen Kurs Aktienanleger am Aktienmarkt für realistisch erachten. Oftmals lassen sich in Sektoren Gelegenheiten finden, in denen eine Konsolidierung stattfindet. Sehr viel Einsicht lässt sich aus der Analyse von Fusionen und Akquisitionen unter den Konkurrenten eines Unternehmens erhalten, da Unternehmen ihre Mitbewerber in der Regel innerhalb einer gewissen Bewertungsspanne kaufen.
Weshalb eignet sich ein Substanzansatz vor allem für Europa?
Europa bietet unserer Meinung nach einige der besseren Gelegenheiten zur Substanzanlage weltweit. Im Vergleich zu den USA gibt es auf dem europäischen Kontinent wesentlich mehr Unternehmen, die von der Anlegergemeinde nicht stark genug unter die Lupe genommen werden. Dadurch sind sie häufig unterbewertet. Außerdem befinden sich die Märkte der Industrieländer nun in einem Umfeld des niedrigen Wachstums und niedriger Renditen, was vielleicht auf Europa am stärksten zutrifft: Hier ist das BIPWachstum relativ niedrig und der Verbrauch nach wie vor träge. Ein Substanzansatz, bei dem man nach Aktien Ausschau hält, die zu beträchtlichen Abschlägen gehandelt werden, kann dabei helfen, höhere Renditen zu erwirtschaften.
Könnten Sie uns ein Beispiel für eine Substanzaktie innerhalb des Fonds geben?
Die Position, von der wir momentan am stärksten überzeugt sind, ist ein italienischer Versorger namens Acea, der eine hervorragende Gelegenheit zur Substanzanlage darstellt. In der Vergangenheit versuchte das Unternehmen sich in eine Technologieaktie zu wandeln, was den Kurs zunächst auf Euro 20 steigen ließ. Seine Investitionen im Telekomsektor verloren jedoch an Wert und das Unternehmen nahm 2003 eine Abschreibung vor. In der Chefetage kam es zu einem Wechsel und unter der kompetenten neuen Führung sowie mit Hilfe von Electrabel, dem führenden belgischen Versorger, konzentriert sich Acea nun einzig auf die Wasser- und Stromversorgung in und um Rom. Damit verbessert das Unternehmen sein Betriebsergebnis und baut seine Schulden ab. Die Anleger verstehen erst allmählich die neue Richtung des Unternehmens und die damit verbundene günstige Bewertung des Titels. Seit wir in das Unternehmen investiert haben, ist sein Aktienkurs von rund Euro 4 auf knapp unter Euro 8 gestiegen.
Wie schätzen Sie die europäischen Märkte für den Rest des Jahres ein?
Im Allgemeinen liefere ich keine Marktprognosen auf kurze Sicht, da dies praktisch unmöglich ist. Meine Arbeit besteht darin, Unternehmen zu analysieren; Aktienmarktprognosen überlasse ich den Gurus der Finanzzentren.
Mittelfristig sind wir hinsichtlich der Marktrenditen weiterhin vorsichtig optimistisch. Wie gesagt, in Kontinentaleuropa lassen sich viele Unternehmen hervorragender Qualität mit attraktiven Bewertungen gegenüber anderen Aktienmärkten vorfinden.
Allerdings müssen die Anleger in nächster Zeit hart arbeiten, wenn es darum geht, diese Gelegenheiten ausfindig zu machen. Der Erleichterungsrally des vergangenen Jahres, bei der Aktien niedrigerer Qualität Dynamik aufwiesen und Titel im Aufschwung starke Renditen erzielten, ist mittlerweile die Puste ausgegangen. Die Anleger müssen sich nun um einen aktiveren Ansatz bemühen, um Aktien zu identifizieren, die anständige Renditen erzielen können.
Quelle: Schroders
Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. März 2004 rund 147,9 Mrd. Euro.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.