Schroders - Erhöhtes Deflationsrisiko ?
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Nachdem die geldpolitischen Entscheidungsträger in den USA bei ihrer letzten Zusammenkunft keinerlei Andeutungen hinsichtlich der Aussichten machen wollten, äußerten sie sich diese Woche, in welchen Bereichen sie Risiken für Wachstum und Inflation sehen. Das FOMC ließ die Zinssätze unverändert bei 1,25%, deuteten aber an, dass während die Aufwärts- und Abwärtsrisiken für nachhaltiges Wachstum in den kommenden Monaten 'ungefähr gleich' sein dürften, im gleichen Zeitraum 'der Vorteil eines nicht gerade erwünschten erheblichen Inflationsrückgangs einen Inflationsanstieg von seinem derzeit niedrigen Niveau aus übertreffen könnte, wenn auch nur geringfügig.' Allgemein vertrat das Kommittee die Meinung, dass 'das Gleichgewicht der Risiken in nächster Zeit Richtung Schwäche tendiert'. Während eine solche Äußerung auf eine Unstimmigkeit zwischen den Mitgliedern des FOMC hindeutet, so zeigt sie doch auch die anhaltende Besorgnis über die Risiken einer Deflation und läßt die Möglichkeit einer Zinssenkung im Juni offen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hielt unverändert am gleichen Zinsniveau fest, aber auch hier standen Sorgen über eine Deflation im Vordergrund, und die Zentralbank kündigte an, dass sie ein Inflationsziel von 2% anstrebe, die obere Grenze ihrer offiziellen Zielgröße. Die Bank of England liess die Zinssätze unverändert, was zweifelsohne durch den Währungsverlust des Pfund Sterling, das in den letzten drei Monaten auf handelsgewichteter Basis um 6,5% nachgegeben hatte. Ingesamt betrachtet ist die steigende Besorgnis über eine Deflation das zentrale Thema, das aus den USA und der Eurozone kommt.
Standpunkt - Haben die Risiken einer Deflation zugenommen?
Jüngste Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass die Weltwirtschaft an Schwung verloren hat, wie schwächere Umfragen im April zeigten. Der Bericht über die Beschäftigung in den USA von letzter Woche weisst darauf hin, dass die Wirtschaft sehr schwach in das zweite Quartal startete, wobei die gearbeitete Stundenzahl abnahm. Das Wachstum in Europa entwickelte sich ähnlich, während die Aktivität in Asien durch SARS stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Trotz der gegenwärtigen Schwäche haben sich die Antriebskräfte des Wachstums seit Ende des Irakkrieges verbessert. Die Ölpreise gaben nach und werden für die Verbraucher und Unternehmen der OECD wie eine Steuersenkung wirken. Die abnehmende Ungewissheit dürfte die Investitionsausgaben ankurbeln, wenn die Erholung der Aktien- und Kreditmärkte die finanziellen Einschränkungen der Firmen lockert. Wir sind der Meinung, dass als Folge dieser Faktoren das derzeitige Quartal den Tiefpunkt der Konjunktur markiert. Dies dürfte die Deflationsbesorgnis mindern. Allerdings wird der Aufschwung wahrscheinlich gedämpft ausfallen, und folglich wird der Umfang der freien Kapazitäten - die Output-Lücke - auf hohem Niveau bestehenbleiben. Folglich wird die Preisfestsetzungskraft bei Abwärtsdruck wohl bestehen bleiben. Die Weltwirtschaft braucht jetzt ein Wachstum, das über dem Trend liegt, damit die Sorgen über eine Deflation ganz abgeschüttelt werden können. Davon sind wir aber noch weit entfernt.
Währenddessen läßt die Inflation weiter nach. Der jüngste CPI-Bericht gab ein Sinken der Kernrate der Inflation auf 1,7% im März an. Für eine Serie, die sich erfahrungsgemäß langsam entwickelt, bedeutet dies nochmals eine wesentliche Verlangsamung im letzten Jahr. Sie wurde darüberhinaus durch eine moderate Entwicklung in der Kern-Dienstleistungspreis-Inflation unterstützt. Letztere sank von 3,4% im Januar auf 3% im März. Gleichzeitig gaben die Preise für medizinische Dienstleistungen und Mieten, sowie für Hotelübernachtungen nach.
In Zukunft dürfte eine Erholung im Bereich Reisen und Tourismus jetzt nach Beendigung des Irakkrieges den Preisen im Hotelsektor Aufschwung verleihen, aber abgesehen davon ist es schwierig auszumachen, was die allgemeine Preisinflation im Dienstleistungsbereich nach oben drücken könnte. Wir glauben, dass die Inflation eher auf der Güter-Seite anziehen wird: Das Nachgeben des Dollars wird die Preise für Waren in den USA nach oben treiben und dürfte bedeuten, dass die Wirtschaft eine Deflation vermeiden kann. Insgesamt heisst dies, dass die Risiken einer Deflation in den USA ein wenig zugenommen haben, und wir rechnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 20-25%. Erfreulicherweise gibt es kaum Hinweise darauf, dass die Wirtschaft in eine Liquiditätsfalle gerutscht ist, mit der derzeit z.B. Japan zu kämpfen hat. Die Geldpolitik greift noch immer in den USA, da die sinkenden Kreditkosten zusätzliche Kreditaufnahmen anregten, insbesondere im Haushaltsbereich. Wenn sich die Erwartungen hinsichtlich einer Deflation festgefahren hätten, würde dies nicht passieren. Allerdings bedeutet das Vertrauen auf den Dollar als Mittel der Risikobegrenzung einer Deflation in den USA, dass die Wahrscheinlichkeit in der Eurozone gestiegen ist. Wir interpretieren die jüngsten Indikatoren für monetäre Bedingungen so, dass während die Politik in den USA gelockert wurde, sie in der Eurozone entscheidend angezogen hat. Das Risiko einer Deflation in Deutschland liegt zwischen 30-35%.
Quelle: Schroders
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