Kommentar
09:58 Uhr, 13.02.2004

Schroders - Aktueller Marktkommentar

In den USA lag der ISM-Index für das produzierende Gewerbe mit 63,6 etwas höher als im Dezember und damit noch immer weit über der Schwelle von 50, die eine Expansion signalisiert. Die Untergliederung zeigt erfreulicherweise für die Auftragseingänge weiterhin einen Wert von über 70. Daneben kletterte der Index für den Dienstleistungssektor auf 65,7 - den höchsten Wert seiner siebenjährigen Geschichte. Weitere, für die Unternehmensgewinne günstige Nachrichten ergaben sich aus der Produktivität, die im vierten Quartal annualisiert um 2,7% zunahm. Schließlich fiel der US-Arbeitsmarktbericht im Januar etwas enttäuschend aus; die neu geschaffenen Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft lagen mit 112.000 unter den Konsensus-Schätzungen. Obwohl die Daten für das vierte Quartal leicht nach oben korrigiert wurden, liegt das Wachstumstempo für neue Arbeitsplätze noch weit unter den Werten vorhergehender Erholungsphasen.

Angesichts des weiterhin über dem Trend liegenden Wirtschaftswachstums in Großbritannien erhöhte die Bank of England auf der Tagung des MPC (Geldpolitischer Ausschuss) am Donnerstag erwartungsgemäß die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 4%. Die Nachrichtenlage in der Eurozone fiel allerdings weniger erfreulich aus: der unbereinigte Index blieb verhalten bei 52,5 und profitierte vorwiegend von einem kräftigen Anstieg in Frankreich. Die EZB beließ ihren Repo-Satz bei 2%.

In den nächsten Tagen dürften zwei Stellungnahmen der politischen Entscheidungsträger im Mittelpunkt stehen. Die erste wird nach dem G7-Treffen in Florida an diesem Wochenende veröffentlicht werden. Die Währungen werden das Grundthema sein, aber da die USA keinen stärkeren Dollar wünschen, ist es nur schwer vorstellbar, dass etwas anderes als der Status quo dabei herauskommt. Die asiatischen Volkswirtschaften könnten zunehmend unter Druck gesetzt werden, damit sie ihre Wechselkurse flexibler handhaben. Dafür scheint die Bank of Japan entschlossen, den größten Teil des weltweiten Dollar-Überangebots zu kaufen. Das Finanzministerium beabsichtigt, seine Intervention in diesem Jahr auf etwa USD 550 Milliarden - in der Größenordung des US-Leistungsbilanzdefizits - zu steigern.

Die zweite wichtige Stellungnahme wird Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank, nächsten Mittwoch in seinem halbjährlichen Bericht zur Lage der US-Wirtschaft abgeben. Das Wachstum ist zweifellos stark, aber die Inflation nach wie vor zu niedrig. Die Märkte werden versuchen, herauszufinden, wodurch der Wille der US-Notenbank, in den kommenden Monaten "geduldig" abzuwarten, auf die Probe gestellt werden wird.

Die Preise für Wohnimmobilien in Großbritannien: ein weiteres Jahr mit zweistelligen Zuwachsraten?

Die Meldungen, dass der Halifax-Hauspreisindex im Januar um 2,2 Prozentpunkte anstieg - der stärkste monatlichen Zuwachs seit 15 Monaten - veranlasst uns, erneut eines der Risiken für 2004 zu untersuchen. Ende des letzten Jahres führten wir sechs potenzielle Überraschungen für das kommende Jahr auf; eine davon war der Anstieg der Hauspreise in Großbritannien um mehr als 10%. Dies widersprach dem Konsensus der Volkswirte, der von gleich bleibenden, und eventuell sogar von rückläufigen Preisen ausging. Dieser Pessimismus beruhte weitgehend auf dem gegenüber den Einkommen hohen Preisniveau und den Aussichten auf steigende Zinsen im Jahresverlauf. Wir hielten eine bessere Entwicklung für möglich aufgrund der anhaltenden Stärke der Hypothekenkredite und der Tatsache, dass die Bank of England lediglich ihre Zinssenkung vom Juli zurück genommen hatte. Es trifft zu, dass andere Indikatoren des Markts für Privatimmobilien weniger stark ausfielen, aber ausgehend von den jüngsten Daten hat dieser Markt noch immer Luft.

Die Entscheidung der Bank of England, in dieser Woche die Zinsen zu erhöhen, wird den Preisanstieg dämpfen, aber häufig wird vergessen, wie lange es dauert, bis sich Veränderungen der Geldpolitik in der Wirtschaft auswirken. Laut Schätzungen der Bank selbst dürfte es bis zu einem Jahr dauern. Daher wird sich die jüngste Zinserhöhung erst in der zweiten Jahreshälfte auswirken. Die Preise dürften folglich weiter ansteigen.

Es gab allerdings in dieser Woche andere Nachrichten, die eine Warnung für die Immobilienpreise beinhalteten. Dies ergaben viele Einkaufsmanager-Umfragen, die in Großbritannien und weltweit veröffentlicht wurden. Sie belegten uneingeschränkt, dass die Weltkonjunktur kräftig in Schwung kommt. Weltweit erwacht die Industrie aus einer etwa zweijährigen Rezession. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitzinsen in Großbritannien stärker als erwartet erhöht werden.

Bisher konnten wir neben den Umfragen kaum solide Hinweise auf eine Belebung der Produktion in Großbritannien erkennen, aber sie steht bevor. Dann dürfte die britische Konjunktur ausgewogener verlaufen und weniger stark vom Konsum und vom Immobilienmarkt abhängen. Selbst wenn die Bank of England einen Crash der Immobilienpreise vermeiden möchte, wiegen derartige Bedenken weniger schwer, wenn die Konjunktur aufgrund des aufblühenden produzierenden Gewerbes wächst. Insgesamt erkennen wir eine zunehmende Wahrscheinlichkeit für eine zweistellige Inflation der Wohnungspreise im Jahr 2004, aber dies ist nicht unser Hauptproblem, da langsamer steigende Löhne und eine abnehmende Zahl von Erstkäufern die Preise unter Druck setzen werden. Sollten die Zinsen in Großbritannien infolge einer boomenden Weltkonjunktur schneller steigen, wird eine harte Landung des Markts für Wohnimmobilien im Jahr 2005 wieder auf der Tagesordnung stehen.

Quelle: Schroders

Die Schroders-Gruppe ist eine führende internationale Vermögensverwaltungsgesellschaft, die 1804 gegründet wurde. Schroders verwaltet Anlagen für Pensionsfonds, Regierungsbehörden, Wohltätigkeitsorganisationen, Körperschaften, Familienunternehmen und vermögende Privatpersonen weltweit und ist ein führender Verwalter von Investmentfonds. Schroders bietet Anlagen in allen wichtigen Vermögenskategorien in entwickelten Ländern und Schwellenländern an: Aktien, Schuldtitel, Geldmarktinstrumente, Beteiligungen und Immobilien. Das weltweit verwaltete Vermögen betrug zum 31. Dezember 2002 über 135,5 Mrd. Euro.

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