Schrittmacher der Kapitalmärkte
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Fusionsfantasien, Konjunktursignale, Quartalsberichte, Geldpolitik, ... ein rasanter Auftakt an den Kapitalmärkten, der an Dichte den Stoff eines ganzen Jahres vorweg zu nehmen scheint. Schrittmacher aller Orten, die für Beschleunigung sorgen.
Schrittmacher Geldpolitik
Schrittmacher Nr.1 im vergangenen Monat war Alan Greenspan. Mit seiner betonten Nichtaussage zur Geldpolitik, die mehr einem Tonlagenwechsel beim Räuspern gleich kam als einem (unterlassenen) Statement, knüpfte er an längst vergessen geglaubte Hochzeiten der Zentralbankrhetorik an. Klare Botschaft: Die lange Geradeausfahrt bei den USLeitzinsen nähert sich langsam aber sicher ihrem Ende. Greenspan löckt mit den Zinsen, meint aber den Dollar. Was diesem wirklich hilft, sind nicht Zinssenkungen der EZB, sondern Zinsanhebungen der Fed. Der Gedanke dahinter: Mit den teilweise bereits erwarteten Zinssenkungen würde die Euro- Zentralbank wenig erreichen. Am Geldmarkt würde auf immer weitere Zinssenkungen spekuliert, die letztlich dann doch verpuffen. Die Euro-Aufwertung würde kaum unterminiert. Die Fed hat es da einfacher. Ihre Realzinsen liegen schon lange unter jenen der Bank of Japan - bei einem eindeutig stärkeren Wachstum. Sie muss langsam die Liquidität absaugen. Präsidentschaftswahlen hin oder her. Ein kleiner Wink Greenspans kann da für den Dollar viel erreichen. Tatsächlich: Die Botschaft kam an. Dazu noch die Verbalinterventionen der EZB. Der Euro-Höhenflug fand ein jähes Ende. Eine gute Ballvorlage auch für die G7.
Schrittmacher Gewinne
Die Berichtssaison ist in vollem Lauf, ja hat ihren Höhepunkt für die Entwicklung der Unternehmensgewinne des vierten Quartals des letzten Jahres bereits überschritten. Tenor: Meist besser als von den Analysten erwartet. Ein guter Newsflow und fehlende Gewinnwarnungen führen gerade für US-Unternehmen zu weiteren Anhebungen der Gewinnerwartungen. In Europa bleibt das Bild gemischt. Die positiven Revisionen sind sogar leicht rückläufig. Grund: Anders als in den USA führt die Dollarabwertung nicht zu Windfall-Profits, sondern belastet. Wen wundert´s wenn da auf dem alten Kontinent vornehmlich Werte ohne großes Währungsexposure gesucht werden, wie z.B. Versorger- und Telekomtitel.
Schrittmacher Konjunktur
Das US-Bruttoinlandsprodukt wurde nicht den in den Himmel gewachsenen Erwartungen gerecht. Aber sonst? Das Michigan- Konsumentenvertrauen explodierte förmlich im Januar (sowohl von der Erwartungs- wie von der Lagekomponente) und der ISMEinkaufsmanagerindex schwang sich auf die fast schon schwindelerregend hohe Marke von fast 64 Indexpunkten empor. Einen Stand, den er letztmalig Anfang der 80´er Jahre erreichte.
Dabei wird immer wieder der US-Arbeitsmarkt als mögliche Konjunkturbremse zitiert. Ist das aber so unwidersprochen gerechtfertigt? Tatsächlich sank der Stand aller, die seit mehr als 15-Wochen arbeitslos sind, stieg der "Help Wanted Index", der anzeigt, wie viele Firmen "Hilfe" suchen, ist die Arbeitslosenquote merklich unter 5% gerutscht, bewegen sich die wöchentlich gemeldeten Neuzugänge bei den Arbeitssuchenden um die 350.000, und damit unter der magischen Schwelle von 400.000, die als Wasserscheide eines belasteten Arbeitsmarktes gilt. Dabei dürfen die Einmaleffekte der US-Steuersenkung nicht vergessen werden, aber: Der Wachstumspfad ist stabil. Auch auf dem alten Kontinent kommt die Wirtschaft voran, wie u.a. der Reuters-Einkaufsmanagerindex für das Euroland und der Ifo- Konjunkturindex für Deutschland belegen.
Schrittmacher Fusionsfantasien
Wenn wundert´s da, wenn die Fusionsfantasien von den Anlegern positiv aufgenommen werden? Gerade der Finanzdienstleistungs- und der Pharmasektor erfahren dies. Konjunktur - Gewinne- Aktienmarktentwicklung - in dieser Gemengelage bleiben auch sie Schrittmacher.
Summa Oeconomica
Taktische Asset Allocaton
- Der Übergewichtung von Aktien gegenüber Renten halten wir weiterhin die Treue. Die Gewinnaussichten sind, bei gesunkenen Kosten und steigendem Konjunkturpfad, weiterhin gut. Das sollte auch die weiter laufende Berichtssaison im Februar zeigen. Die Bewertungen können als fair bezeichnet werden. Die technische Lage hat sich, nach einer stark überkauften Situation Anfang Januar, verbessert.
Aktien
- Bei einem sich zumindest abschwächenden Wechselkursrisiko, besseren Konjunktur- und Gewinnaussichten liegt bei der regionalen Allokation eine Präferenz für die USA nahe, gefolgt vom alten Kontinent. In Japan dagegen zeigen die jüngsten Daten zu den Verbraucherpreisen, dass die Deflation noch nicht ausgestanden ist.
- Bei den Branchen zählt Zyklik auch weiterhin, obwohl sich die eher defensiven Titel zuletzt besser geschlagen hatten. Allerdings empfiehlt sich eine Hochstufung des Telekomsektors von "untergewichten" auf "neutral". Das bereitet zum einen auf eine mögliche Branchenrotation vor, zum anderen stimmt das Gewinnbild, die Kostenbasis scheint unter Kontrolle und die europäischen Titel profitieren zusätzlich von der geringen Abhängigkeit vom Dollar.
- Der Energiesektor weist ein unverändert attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis aus, und das sowohl auf Grundlage der aktuellen wie der zukünftig erwarteten Gewinne. Auch scheinen die Märkte zu realisieren, dass der Ölpreis doch noch eine ganze Weile länger auf hohem Niveau verharren wird. Gut für die Unternehmensgewinne. So wurden auch im vergangenen Monat die Gewinnschätzungen merklich nach oben revidiert. Gut für die Kurse.
- Neben den industrienahen Sektoren Grundstoffe und Industriewerte bleibt auch Software interessant. Innerhalb des IT-Segments können die Bewertungen hier noch als attraktiv bezeichnet werden, auch scheinen die Unternehmen zwecks Kostensenkung und Produktivitätssteigerung unverändert in Software zu investieren.
Anleihen
Entlang der Zinsstrukturkurve lauten unsere Überlegungen unverändert:
- Die kürzeren Laufzeiten bleiben den Meinungsschwankungen um die zukünftige Geldpolitik von EZB und Fed unterworfen. Dabei sollte die Euro-Zentralbank ihre geldpolitischen Zügel länger schleifen lassen als die Fed, wenn bei beiden auch der nächste Schritt nach oben gehen sollte.
- Die längeren Laufzeiten werden von der Geldpolitik wenig belastet, da sich am Inflationsausblick kaum etwas ändert. Allenfalls mit einem Abbröckeln in Folge verstärkter Anlagen in Aktien ist zu rechnen. Undramatisch.
- D.h.: Die geldmarktnahen Laufzeiten können gerne zugunsten der "Mitte" untergewichtet werden, während die längeren Laufzeiten neutral gewichtet bleiben. Ein Wechselkursrisiko empfiehlt sich unverändert nicht, wenn auch die Dollarschwäche an Dramatik verloren hat.
Quelle: dit
Der dit (Deutscher Investment Trust) verfügt über mehr als 45 Jahre Fondsmanagement-Erfahrung in Deutschland und ist Teil einer der größten Vermögensverwalter der Welt - der Allianz Dresdner Asset Management. Mit mehr als 1.000 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen ist die Allianz Dresdner Asset Management einer der fünf größten Vermögensverwalter der Welt.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.