Kommentar
00:00 Uhr, 16.10.2007

Schnelle Topbildung - Keine zweite Chance am Rohstoffmarkt

Der vielzitierte schnelle Crash der Aktienmärkte im Jahr 2000 hält keiner Überprüfung stand. Im März 2000 erreichte der S&P 500 ein Allzeithoch, das bis ins Jahr 2007 Bestand haben sollte. Nach Erreichen dieses Hochs erfolgte ein Abverkauf, der den Kurs um rund 14% bis Mitte April einbrechen ließ. Danach stieg der Index bis September wieder bis auf 1,5% an die alte Rekordmarke heran. Ein so genanntes Doppeltop hatte sich gebildet. Das Doppeltop ist eine der einfachsten und aussagekräftigsten Formationen, die es in der Chartanalyse gibt. Das Schöne an dieser Formation ist, dass sie am Aktien- und Devisenmarkt sehr häufig auftritt und vor einem deutlichen Kursverfall warnt. Am Rohstoffmarkt ist sie jedoch ausgesprochen selten.

Was ist ein Doppeltop?

Ein Doppeltop ist eine Formation, bei der es zu einem wiederholten Höchstkurs auf vergleichbarem Niveau kommt. Zwischen den beiden Höchstkursen findet eine vorübergehende Konsolidierung statt, deren Tiefstkurs als Level für ein Verkaufssignal dient. Nach dem ersten Hoch und einer sich anschließenden Konsolidierung reicht die Kraft der Bullen nicht mehr aus, um neue Gipfel zu erklimmen. Aus psychologischer Sicht haben die Marktteilnehmer in dieser Situation erkannt, dass ab einem bestimmten Niveau keine Kurssteigerungen mehr möglich sind, da die Käufer ausbleiben. Aus diesem Grund erhöht sich die Anzahl der Verkäufer, was zu einem Unterschreiten des Tiefpunktes zwischen den beiden Hochpunkten führt. Dies erhöht nochmals die Anzahl der Verkäufer, was den Kursverfall weiter beschleunigt. Bei Rohstoffen gibt es kaum Doppeltops und damit kaum Vorwarnzeit für einen möglichen Kursverfall. Man erhält sozusagen keine zweite Chance zum Ausstieg oder Short.

Spekulationsregeln bei Rohstoffen

  1. Doppeltops sind sehr selten. Nach einem scharfen Einbruch nähern sich die Kurse nur selten wieder an den alten Höchststand an. Rohstoffe kippen oftmals aus dem Stand nach unten weg, dies gilt insbesondere für Soft-Commodities.
  2. Während am Aktienmarkt Einbrüche oft auf eine Korrektur im Aufwärtstrend deuten, zeigen Einbrüche am Rohstoffmarkt meist einen Trendwechsel an. Nach einem schnellen Einbruch setzt sich die Abwärtsbewegung so lange fort bis sie ausläuft.
  3. Der Wechsel zwischen Bullen- und Bärenmarkt erfolgt in sehr kurzer Zeit. Heftige Einbrüche sind in der Regel keine gute Kaufgelegenheit.
  4. Man sollte sich am Rohstoffmarkt niemals gegen den Trend stellen. Ein solches Verhalten kann noch teurer werden als am Aktien- oder Devisenmarkt.
  5. Aufgrund von Missernten oder anderen externen Faktoren muss bei Jahresrohstoffen (Soft-Commodities) mit plötzlichen Trendbrüchen gerechnet werden.
  6. Nach starken Aufwärtsbewegungen sollten Positionen mit einem Stopp abgesichert werden.

Beispiel Zucker

Zucker startete Mitte April 2005 eine starke Aufwärtsbewegung, die sofort einen Winkel von rund 35 Grad besaß. Nach gut zwei Monaten beschleunigte sich die Bewegung und stieg bis Mitte August 2005 in Form einer typischen 45-Grad-Gann-Linie weiter an. Anschließend beschleunigte sich der Aufwärtstrend abermals, um Mitte November 2005 ein Hoch zu erreichen. In weniger als sechs Monaten legten die Kurse satte 250% zu. So schnell wie die Kurse gestiegen waren, genauso rasant fielen sie auch wieder. Zucker brach im Februar 2006 aus dem Stand nach unten weg und büßte bis August wieder rund 50% der Kursgewinne ein. Der Abwärtstrend hatte den 45-Grad-Winkel einer typischen Gann-Linie.

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Beispiel Kaffee

Kaffee startete Mitte Oktober 2006 eine rasante Aufwärtsbewegung, die durchgängig einen Winkel von 65 Grad besaß. In nur knapp zweieinhalb Monaten legten die Notierungen bis Ende Dezember um fast 30% zu. So schnell wie die Kurse stiegen, fast genauso schnell fielen sie hinterher auch wieder. Bis Anfang Mai büßte Kaffee fast den gesamten vorherigen Profit wieder ein. Die Abwärtsbewegung zog sich mit vier Monaten etwas länger hin, hatte dabei aber durchgängig den bei Rohstoffen typischen Winkel einer klassischen Gann-Linie von 45 Grad.

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Fazit

Eigentlich ist es ganz einfach am Rohstoffmarkt. Anleger dürfen nur nicht den Spruch vergessen „You never get a second chance“. Man muss wissen, dass Rohstoffe nach der Ausbildung eines Hochs zum schnellen Abverkauf neigen. Wer einen Stopp oder einen Trailing-Stopp setzt, macht alles richtig. Der schnelle Wechsel vom Bullen- zum Bärenmarkt bietet dann die große Chance, sich erneut profitträchtig auf der anderen Marktseite zu positionieren.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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