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10:44 Uhr, 16.02.2024

Schnabel: EZB-Geldpolitik muss lange genug restriktiv bleiben

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat vor einer zu raschen Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) gewarnt. In einer Rede, die eigentlich dem zunehmenden Produktivitätsabstand zwischen den USA und dem Euroraum gewidmet war, sagte Schnabel laut veröffentlichtem Redetext: "Das anhaltend niedrige und in letzter Zeit sogar negative Produktivitätswachstum verschärft ... die Auswirkungen, die das derzeitige starke Wachstum der Nominallöhne auf die Lohnstückkosten der Unternehmen hat."

Dadurch steige das Risiko, dass die Unternehmen die höheren Lohnkosten an die Verbraucher weitergäben, was die Rückkehr der Inflation zum EZB-Ziel von 2 Prozent verzögern könnte. "In diesem Umfeld muss die Geldpolitik so lange restriktiv bleiben, bis wir sicher sein können, dass die Inflation nachhaltig zu unserem mittelfristigen Ziel zurückkehren wird", sagte sie.

Als ein Instrument zur Produktivitätssteigerung nannte Schnabel das mit 513 Milliarden Euro ausgestattete Programm Next Generation EU, zu dessen Implementierung die EU-Kommission in der nächsten Woche einen Bericht abgeben wird. Schnabel machte dazu zwei Vorschläge:

1. Die bürokratischen Hürden für den Einsatz dieser Gelder müssten gesenkt werden. Zwar brauche es ein effektives Audit-System, um die finanziellen Interessen der EU zu wahren, doch gebe es Anzeichen dafür, dass die nationalen Behörden damit überfordert seien, was zu Verzögerungen führe. "Dieser Zielkonflikt muss neu bewertet werden", forderte Schnabel.

2. Nach dem aktuellen Regelwerk müssen die Gelder spätestens 2026 eingesetzt werden. Das setzt Schnabel zufolge den Anreiz, leicht umzusetzende Projekte anzugehen, was oft Staatskonsum zulasten höherer Investitionen begünstige, zu Lieferproblemen und höherer nachfragegetriebener Inflation führen könne.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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