Schlimmster Konjunktureinbruch seit 25 Jahren
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Frankfurt (Fonds-Reporter.de) - Nach Einschätzung der DekaBank erlebt die Weltwirtschaft derzeit den schlimmsten Konjunktureinbruch seit 25 Jahren. "Die globale Finanzkrise hat nun auch die Weltwirtschaft zu Fall gebracht", sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank vor Journalisten bei der Präsentation des Konjunktur- und Kapitalmarktausblicks 2009 und 2010. Die Unternehmen und Konsumenten schätzten die wirtschaftliche Entwicklung seit dem Einbruch der Finanzmärkte Mitte September pessimistischer ein und sparen jetzt. Erstmals habe eine Rezession fast alle Industrieländer erfasst. Ihren Tiefpunkt erwarten die Volkswirte der DekaBank im ersten Quartal 2009. Ab Mitte des Jahres rechnen sie mit einer zögerlichen Erholung. "Die frühzeitigen und vehementen Reaktionen von Geld- und Finanzpolitik sowie das weiter vorhandene Potenzial der Weltwirtschaft führen 2010 wieder zurück auf einen Wachstumskurs", betont Kater.
Die US-Wirtschaft sei von der Rezession besonders betroffen. "Wir erwarten die schärfste Konsumrezession aller Zeiten, gefolgt von einer der schwächsten Erholungen der vergangenen 50 Jahre", sagt Kater. Für 2009 rechnet er mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent, 2010 mit einem Anstieg um 2,0 Prozent. Nicht nur die Aufräumarbeiten infolge der Kreditkrise und der höheren Regulierung werden den Aufschwung bremsen. Zusätzlich leide der private Konsum unter dem Abbau der hohen Verschuldung. Die Beschäftigung gehe zurück und der Außenhandel falle als Wachstumsmotor weg. "Die verbleibenden Stützen der Konjunktur werden der staatliche Konsum und gegebenenfalls neue Konjunkturpakete sein", erklärt Kater.
In Euroland befänden sich die Volkswirtschaften fast vollständig in der Rezession. Die Volkswirte der DekaBank rechnen nächstes Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,1 Prozent und 2010 mit einer Steigerung um ein Prozent. "Auch Deutschland bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont, obgleich die Volkswirtschaft gut aufgestellt ist und keine binnenwirtschaftlichen Rezessionsauslöser zu erkennen sind", sagt Kater. Das Bruttoinlandsprodukt sinkt in Deutschland den Prognosen der DekaBank zufolge 2009 um 1,3 Prozent. Eine Erholung stehe 2010 mit einem Wachstum von 0,9 Prozent an – allerdings bestünden Risiken einer sich verhärtenden Konjunkturschwäche mit deflationären Tendenzen.
Um die Verspannung im Finanzsystem zu messen, haben die Volkswirte der DekaBank den Deka-Finanzmarktstress-Indikator entwickelt. Über ihn ließen sich Finanzmarktkrisen bezüglich ihrer Dauer und Eskalation vergleichen. In den Deka-Finanzmarktstress-Indikator fließen die Zinsdifferenz zwischen besichertem und unbesichertem Dreimonatsgeld, die Risikoprämien von Unternehmensanleihen, die Optionspreise auf DAX-Titel und Pfandbriefpreise ein. Im historischen Vergleich sei der Stressfaktor höher als in allen vorangegangenen Krisen. Zuletzt habe der Indikator zwar eine leichte Entspannung signalisiert, was auch auf die ersten Wirkungen der Programme zur Finanzmarktstabilisierung zurückzuführen sei. Trotzdem benötigten die Wiederaufbaumaßnahmen im Finanzsektor Zeit. "Die Finanzkrise wird auch im nächsten Jahr anhalten und zu einer erhöhten Volatilität an den Märkten führen", so Kater.
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