Kommentar
08:03 Uhr, 03.02.2015

Schieferöl geht es nun dramatisch an den Kragen

Es war schon fast unheimlich wie stabil die Produktion von Schieferöl in den letzten Monaten der Ölpreiskrise war. Jetzt kommt das dicke und schnelle Ende.

In vielen Förderregionen der Welt erhöhte sich trotz fallender Ölpreise die Produktion. Das ist nicht sehr intuitiv. Für den Gesamtmarkt macht das auch wenig Sinn, weil eine höhere Produktion auf eine fast unveränderte Nachfrage stößt. Der Preis muss weiter sinken, um für ein Gleichgewicht zu sorgen. Die Marktteilnehmer haben sich allerdings ganz anders verhalten. Anstatt das Angebot zu begrenzen haben sie es noch ausgeweitet. Für jeden einzelnen macht das Sinn, auch wenn es für den Gesamtmarkt kontraproduktiv ist.

Viele Unternehmen fördern mehr, wenn der Preis sinkt, weil sie glauben die geringeren Preise über höheres Volumen wettmachen zu können. Das funktioniert nur, wenn der Preis auf absehbare Zeit niedrig ist und dann auch wieder rasch steigt. Bei Öl war das nicht der Fall. Viele Produzenten haben versucht bis zuletzt durchzuhalten und ihr Volumen zu steigern. Das hat in den vergangenen vier Wochen abrupt aufgehört.
Die Anzahl an Bohrtürmen in den größten Schieferölfördergebieten ist rapide zurückgegangen. Die größten Gebiete sind derzeit Eagle Ford und das Permian Basin. Im Eagle Ford wurden 25% der Bohrtürme innerhalb der letzten 6 Wochen stillgelegt, im Permian Basin waren es gut 20%. Die kleineren Fördergebiete halten sich noch ganz gut. Allerdings kommt es dort auch nicht wirklich darauf an, ob die vorhandenen 3 Bohrtürme nun stillgelegt werden oder nicht. Den großen Unterschied machen Eagle Ford und Permian.

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Die Stilllegung bedeutet nicht, dass man die Schieferölgebiete nun abschreiben muss. Ein Großteil der nun abgebauten Kapazität wir bei steigenden Preisen auch schnell wieder aktiviert. Grafik 2 zeigt wie schnell das gehen kann. Es ist nach Bohrtypen die Anzahl an Bohrtürmen im Zeitverlauf dargestellt. Die klassischen Methoden (vertikal, anderes direktional) wurden von der horizontalen Technik fast komplett abgelöst. Hier geht die Anzahl an Bohrtürmen seit vielen Jahren zurück.

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Horizontales Bohren hat hingegen enorm hinzugewonnen. Es ist die Fördermethode, die für Schieferöl eingesetzt wird. Hier wurde 2008 ein Drittel der Kapazität innerhalb von 6 Monaten abgebaut. Ein Jahr später war die Kapazität dann wieder dort, wo sie vor der Krise gelegen hatte. Eine ähnliche Entwicklung kann man auch heute vermuten. Auffällig ist hingegen das Tempo, in dem Bohrtürme stillgelegt werden. Der Trend geht fast vertikal nach unten. Das ist deutlich schlimmer als 2008. Auch für die anderen Fördermethoden geht es steil bergab. Der Trend ist aber nicht so dramatisch wie bei der horizontalen Fördermethode. Insgesamt ist aber das, was wir hier gerade beobachten können, de facto ein Zusammenbruch des Marktes. Hier wird Kapazität in einem Tempo eingestampft, welches höher ist als 2008. Das will schon was heißen.

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2 Kommentare

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  • Zircon
    Zircon

    ​Bitte aufpassen mit den Begriffen. Horizontales Bohren ist keine Fördermethode. Beim Bohren bohrt man "nur" ein Loch. Wenn die Bohrtätigkeit zurückgeht, heisst es nur, dass keine NEUEN (bzw. viel weniger) Bohrungen abgeteuft werden und nicht, dass bestehende Anlagen stillgelegt werden. Nichtsdestotrotz heißt der Rückgang der Bohrtätigkeit natürlich, dass es dem Schieferöl "dramatisch an den Kragen geht". Man investiert eben nicht in neue Bohrungen.

    11:28 Uhr, 03.02. 2015
  • apoxx
    apoxx

    ​Sehr gut für die Umwelt!

    10:49 Uhr, 03.02. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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