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14:49 Uhr, 17.12.2010

Säbelrasseln am 38. Breitengrad

Seoul (BoerseGo.de) - Als die koreanische Halbinsel nach dem japanisch-russischen Krieg 1904/05 zum japanischen Protektorat wurde, wurde Korea endgültig Spielball und Interessensabsicherungszone verschiedener Großmächte. Die Protektoren über das Gebiet haben im geschichtlichen Verlauf gewechselt, das Land ist jedoch auch noch 105 Jahre später durch seine eigene Geographie gefangen.

Gleich an seiner nördlichen Grenze befinden sich mit Russland und China zwei Mächte, welche die jüngere Weltpolitik entscheidend mit geprägt haben. Im Südosten grenzt sich das Land durch die an seiner engsten Stelle nur 200 Kilometer breite Koreastraße von einer weiteren Großmacht ab, nämlich Japan.

Mit dem Philippinisch-Amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 traten auch die USA in das Ringen der Großmächte im asiatischen Raum ein. Mit dem Sieg der Vereinigten Staaten über das Kaiserreich Hirohitos im August 1945 beerbten die Amerikaner praktisch das einstige japanische Großreich als Führungsnation in Asien.

Auch die damalige Sowjetunion, die Tokio noch kurz vor dessen Niederlage 1945 den Krieg erklärt hatte, meldete als Nachfolger des zaristischen Russlands erneut ihr Interesse in der Region an. China war nach der japanischen Niederlage zunächst durch den Bürgerkrieg zwischen Kommunisten unter Mao Zedong und Nationalchinesen unter ihrem Anführer Chiang Kai-shek gefesselt. Nach dem Sieg Maos und der Flucht der Nationalchinesen nach Taiwan 1949 machte das nunmehr rote Riesenreich aber ebenfalls wieder Interessen außerhalb seiner Grenzen geltend.

Nachdem sich die Allianz zwischen den USA und der Sowjetunion in den Nachkriegsjahren aufgrund ideologischer Spannungen immer mehr abkühlte, kam es ähnlich wie im Nachkriegsdeutschland auch in Korea zur Bildung zweier ideologisch unterschiedlich geprägter Staaten. Im sowjetisch kontrollierten nördlichen Teil Koreas gelang 1948 eine kommunistische Regierung unter Kim II-sung an die Macht. Im amerikanisch beeinflussten südlichen Teil des Landes gewann der Antikommunist Rhee Syng-man mit US-Unterstützung die Wahlen.

Beide Wahlgewinner sahen sich dabei als Vertreter Gesamtkoreas an und waren bereit diesen Anspruch notfalls auch mit Waffengewalt durchzusetzen. Nachdem es in der Folge zu wiederholten gegenseitigen Grenzverletzungen kam, überschritten die Truppen Nordkoreas am 25. Juni 1950 mit Genehmigung der Sowjets die Grenze zu Südkorea.

Aufgrund der rasanten militärischen Erfolge der nordkoreanischen Truppen (drei Tage nach Kriegsbeginn war die südkoreanische Hauptstadt Seoul in kommunistischer Hand), sahen sich die USA im Verbund mit den Vereinten Nationen genötigt ihrem südkoreanischen Verbündeten beizustehen. Im September wurde Seoul zurückerobert, im November standen die amerikanischen Truppen mit ihren Verbündeten am Fluss Yalu, an der chinesischen Grenze.

Das kommunistische China wollte ein US-dominiertes Korea, ebenso wie die Sowjetunion, an seiner Südflanke nicht dulden und griff mit einer "Freiwilligenarmee" von 300.000 Mann in den Krieg ein. Der Koreakrieg weitete sich zum Interessenskonflikt zwischen China, Russland und den USA aus. Daran hat sich bis heute, 60 Jahre nach Ausbruch des Krieges, nichts geändert.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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