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11:00 Uhr, 14.12.2023

RWI: Privater Konsum dämpft konjunkturelle Erholung in Deutschland

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum 2024 und 2025 gesenkt. Das Institut erwartet nun für kommendes Jahr einen Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,8 Prozent anstatt bisher prognostizierter 1,1 Prozent und für übernächstes von 1,4 Prozent anstelle 1,7 Prozent. Für das laufende Jahr geht das RWI in seiner aktuellen Konjunkturprognose davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent sinkt. In seiner Prognose vom September hatte es noch einen Rückgang um 0,6 Prozent erwartet.

"In der zweiten Jahreshälfte hat sich die konjunkturelle Schwächephase fortgesetzt", erklärte das Institut. Im dritten Quartal sei die Wirtschaftsleistung leicht zurückgegangen, und auch zum Jahresende zeichne sich keine durchgreifende Besserung ab. Ein wichtiger Grund dafür sei die Zurückhaltung der Konsumentinnen und Konsumenten, weil sich die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte noch nicht von ihrem seit 2020 zu beobachtenden Rückgang erholt hätten.

Erst im kommenden Jahr dürften die real verfügbaren Einkommen einen merklichen Teil ihrer vorherigen Verluste wieder ausgeglichen haben, sodass die privaten Haushalte ihr Konsumzurückhaltung nach und nach aufgäben. Auch die sinkenden Zinsen dürften dann zu mehr Konsum und Investitionen führen. Wenn der wirtschaftspolitische Rahmen insbesondere für die Energiewende deutlichere Konturen annehme, dürften dann auch die Unternehmen ihre Investitionsnachfrage steigern und einen Teil ihrer aufgeschobenen Investitionen nachholen.

Am Arbeitsmarkt deuteten die Indikatoren für das Jahresende deuten die Indikatoren auf ein Anhalten der gegenwärtigen Schwächephase hin. Ab dem kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosigkeit wieder sinken, wobei neben dem Fach- und Arbeitskräftemangel auch die konjunkturelle Erholung eine wichtige Rolle spiele. Die Zahl der Arbeitslosen wird sich demnach 2023 auf 2,609 Millionen und 2024 weiter auf 2,652 Millionen erhöhen, bevor sie 2025 wieder auf 2,549 Millionen fällt. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Arbeitslosenquote in den Jahren 2023 und 2024 bei 5,7 Prozent liegen und im Jahr 2025 auf 5,5 Prozent zurückgehen.

Preisdruck lässt weiter nach 

Der Druck auf die Verbraucherpreise habe in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen. Insbesondere die Preise für Energie gingen kräftig zurück, aber auch die Kernrate der Inflation sei inzwischen gesunken. Stärker als andere Komponenten stiegen nach wie vor allerdings die Preise für Nahrungsmittel. Insgesamt dürfte der Preisdruck im Prognosezeitraum weiter nachlassen. Im Jahresdurchschnitt ist in diesem Jahr nach der Prognose des RWI eine Preissteigerung von 6,0 Prozent zu erwarten. In den beiden kommenden Jahren dürften die Raten dann 2,1 Prozent und 1,8 Prozent betragen.

Im laufenden Jahr dürfte das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit mit gut 56 Milliarden Euro deutlich unter dem des Vorjahres von knapp 97 Milliarden Euro liegen. Einen gewichtigen Beitrag zur Senkung des Defizits leisteten die Sozialbeiträge, die im Zuge der Nominallohnzuwächse kräftig stiegen. Gleichzeitig dürften die Subventionszahlungen zurückgehen. Zwar fielen die Strom- und Gaspreisbremsen ins Gewicht, gleichzeitig fielen aber Unterstützungsleistungen an Unternehmen im Zuge der Corona-Pandemie weg. Im Jahr 2024 dürfte das Finanzierungsdefizit auf gut 31 Milliarden Euro schrumpfen. 2025 werde das Finanzierungsdefizit wohl leicht steigen und dann gut 35 Milliarden Euro betragen.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt dürfte "in Summe die Staatsausgaben in der kurzen Frist kaum unmittelbar beeinträchtigen", so das Institut. "Damit die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr wieder wachsen kann, muss sich vor allem der private Konsum erholen", sagte RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. "Das kann nur gelingen, wenn mit den real verfügbaren Einkommen auch die Konsumnachfrage steigt."

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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