Russland und Ungarn bleiben Favoriten
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Die osteuropäischen Aktienmärkte konnten im August mit deutlichen Kurssteigerungen aufwarten. Vor allem die Börsen in Russland und Polen hatten mit kräftigen Aufwärtstendenzen die Nase vorn. Eine hohe Liquidität sowohl in den Händen der inländischen Marktteilnehmer als auch ausländischer Investoren war der Impulsgeber für die russische Börse. Darüber hinaus wurde hier das Geschehen durch positive Wirtschaftsdaten gestützt. So beträgt der BIP-Zuwachs in den ersten acht Monaten 2003 6,9 Prozent gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit, was dazu führte, dass das Wirtschaftsministerium die entsprechenden Schätzungen für 2003 auf 5,9 bis 6 Prozent von zuvor 4,2 Prozent anhob. Die Industrieproduktion dürfte ähnliche Wachstumsraten aufweisen. Auf Unternehmensebene fielen gerade im Mobilfunkbereich die Ergebnisse zufriedenstellend aus, was darauf hindeutet, dass die in diesem Sektor boomende Nachfrage bis auf weiteres noch anhalten wird. Auch in Polen stimulierten positive Konjunkturdaten das Marktgeschehen. So stieg die für Juli veröffentlichte Industrieproduktion um 10,3 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat, was die Erwartungen übertraf. Die Inflationsrate lag bei geringen 0,8 Prozent, doch gehen wir davon aus, dass sie infolge der schwachen Währung, steigender Lebensmittelpreise und nicht zuletzt aufgrund der niedrigen Vergleichsbasis auf 1,5 bis 1,8 Prozent zum Jahresende hin anwachsen wird. Insofern dürfte die polnische Zentralbank in nächster Zeit nur noch geringfügig an der Zinsschraube drehen. Wir können uns maximal zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte bis zum Jahresende vorstellen. Mit Blick auf das Budgetdefizit ergeben sich weniger erfreuliche Entwicklungen. So hat das Haushaltsloch in den ersten sieben Monaten des Jahres bereits 71,5 Prozent der Jahresplanung erreicht. Wir erwarten, dass es 2003 etwas mehr als fünf Prozent des BIP ausmachen wird, womit wir leicht über den Prognosen der polnischen Regierung liegen.
Die Aktienmärkte in Tschechien und Ungarn tendierten ebenfalls freundlich, wobei die Steigerungsraten im hohen einstelligen Bereich lagen. Das herausragende Thema in Ungarn sind gegenwärtig die Pläne der Regierung zur Kürzung des Budgetdefizits im kommenden Jahr. Erreicht werden soll dies über Steueränderungen. So werden wahrscheinlich die private Einkommenssteuer gesenkt und die Mehrwertsteuer für ausgewählte Produkte wie etwa Dienstleistungen erhöht. Dies würde ein Ansteigen der Inflation - im Juli lag die Inflationsrate bei 4,7 Prozent und damit im Rahmen der Erwartungen - zur Folge haben. Vor diesem Hintergrund hat die ungarische Notenbank bereits ihre Inflationsschätzungen für 2004 von 3,9 auf 5,8 Prozent angehoben. Langfristig sind hieraus jedoch keine negativen Auswirkungen zu erwarten, da es sich um einen Einmaleffekt handelt. Mit Blick auf das laufende Jahr hat das Haushaltsdefizit in den ersten sieben Monaten bereits 72,3 Prozent des für das Gesamtjahr geplanten Umfangs erreicht. Als Folge hob die Regierung ihre Defizitprognose von 4,5 auf 4,8 Prozent des BIP an, wobei wir allerdings eher eine Zahl von 5,3 Prozent für realistisch halten.
Russland und Ungarn bleiben Anlagefavoriten: Die osteuropäischen Aktienmärkte dürften sich ähnlich wie im Vorjahr auch in 2003 erfreulich entwickeln. Neben Ungarn favorisieren wir weiterhin den russischen Aktienmarkt. Gegenüber anderen Emerging-Market-Regionen und vor dem Hintergrund der weltweit schwierigen Konjunkturlage stellt sich die Makrosituation in Russland überdurchschnittlich stabil dar. Nachdem in 2002 ein BIP-Wachstum von 4,3 Prozent erzielt wurde, wird für das laufende Jahr ein mittlerweile nach oben revidierter Zuwachs von rund 6 Prozent prognostiziert. Damit kann sich das Land durchaus sehen lassen. Mit Blick auf die politische Situation stehen Ende des Jahres Duma-Wahlen und im kommenden Frühjahr die Präsidentenwahl an. Im Vorfeld dieser Ereignisse sind erhöhte Volatilitäten an der russischen Börse nicht auszuschließen, wozu auch populistische Skandale beitragen können (man denke hier an den jüngsten Konflikt um Yukos). Allerdings gehen wir davon aus, dass das Rückschlagrisiko am Markt begrenzt ist, wofür unter anderem eine hohe Liquidität bei inländischen und ausländischen Investoren spricht. Wir werden Phasen der Schwäche nutzen, um unser Engagement in Russland auszubauen. Eigentliche Störfeuer sind von politischer Seite nicht zu erwarten, zumal Putin bei der nächsten Präsidentenwahl in seinem Amt bestätigt werden dürfte und die Duma das begonnene Reformprogramm fortsetzen wird. Alles in allem kann Russland im nächsten Jahr eine Höherstufung auf Investment Grade erwarten, wobei die Börse in den letzten Monaten schon den kommenden Investmentstatus honorierte. Hinsichtlich des Ölpreises gehen wir davon aus, dass das Umfeld volatil bleiben wird, doch rechnen wir nicht damit, dass sich Notierungen unterhalb von 18 - 20 USD pro Barrel in absehbarer Zeit einstellen werden (selbst mit 18 Dollar kann die russische Wirtschaft noch gut leben). Insofern dürften vom Ölpreis per saldo positive Impulse ausgehen. Mit Blick auf den russischen Aktienmarkt finden sich hier im internationalen Vergleich noch recht günstige Bewertungen. Westliche Akquisitionen in russische Ölfirmen sowie steigende Ölförderkapazitäten dürften das Bewertungsniveau jedoch im weiteren Verlauf den anderen Emerging-Markets angleichen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass der russische Aktienmarkt auch in Zukunft noch über attraktives Kurspotenzial verfügen wird. Die reichlich vorhandene Liquidität dürfte das Geschehen dabei stützen und ein reger News-Flow etwa mit Reformprogrammen auf Wirtschafts- und Unternehmensseite einen weiterhin positiven Einfluss ausüben. In diesem Umfeld sollten zwischenzeitliche Gewinnmitnahmen und damit Kursrückschläge am Aktienmarkt nicht überbewertet werden.
Trotz der jüngsten Währungsturbulenzen stehen wir dem ungarischen Aktienmarkt weiterhin konstruktiv gegenüber, den wir - wie auch die russische Börse - mit übergewichten einstufen. Sobald sich der Forint eindeutig stabilisiert hat, sind kräftige Leitzinssenkungen seitens der ungarischen Notenbank zu erwarten, die sich günstig auf die allgemeine Wirtschaftssituation des Landes auswirken dürften. Insgesamt ist die Konjunkturentwicklung in Ungarn relativ zu den Nachbarländern mit einem erwarteten BIP-Anstieg von etwas über drei Prozent ansprechend. Weitere Verbesserungen sind unter anderem angesichts eines geringer werdenden Haushaltsdefizits zu erwarten. Die am Aktienmarkt im osteuropäischen Durchschnitt günstigen Bewertungen sowie erfreuliche Ertragsperspektiven auf Unternehmensseite eröffnen nach wie vor viel versprechende Anlagechancen. Insofern stehen wir dem ungarischen Aktienmarkt gerade auf längere Sicht nach wie vor positiv gegenüber. Aufgrund der Währungsunsicherheiten können wir allerdings kurzfristig erneute Belastungsmomente nicht ausschließen, sodass wir in letzter Zeit unsere in Ungarn gefahrene Übergewichtung leicht zurückgenommen haben. In Polen hingegen bleiben wir derzeit noch untergewichtet, auch wenn es hier vor dem Hintergrund der moderaten wirtschaftlichen Besserungstendenzen zu leichten Positionsaufstockungen gekommen ist. So dürfte sich das Wirtschaftswachstum durch eine Erhöhung des privaten Konsums beleben - was allerdings größtenteils in den Kursen eingepreist sein sollte -, doch bleibt die Situation mit einem für 2003 prognostizierten BIP-Zuwachs von 2,7 Prozent zunächst noch verhalten. Auch sind die Bewertungen am Markt sehr hoch, was gegen nennenswertes Aufwärtspotenzial spricht. Mit Blick auf die politische Situation wird die SLD-Minderheitsregierung unpopuläre Reformen nur schwer durchsetzen können. Zudem sind Unsicherheiten im Vorfeld der für das zweite Halbjahr zu erwartenden Wahlen nicht auszuschließen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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