Russische Angriffe auf ukrainische Ziele versetzen die Märkte in Risk-Off-Modus
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Am 24. Februar haben russische Truppen damit begonnen, mehrere Ziele in der Ukraine anzugreifen. Damit hat sich der Konflikt zwei Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Donbass-Region erheblich verschärft. Diese Handlungen sind ein Wendepunkt in der Geopolitik. Während die USA, die Europäische Union und Großbritannien derzeit neue Sanktionen gegen Russland ausarbeiten, unterstützt China vorerst die russische Position.
Die Märkte reagierten auf die Entwicklungen in der Ukraine mit deutlichen Abwärtsbewegungen. Sichere Anlagen wie Gold, Staatsanleihen mit gutem Rating, der Schweizer Franken und der japanische Yen waren allesamt sehr gefragt. Die Ölpreise übertrafen die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel, und der gesamte Rohstoffsektor zog an. Risikoreiche Anlagen hatten mit geringen Volumina zu kämpfen. Die Verluste reihten sich, wie unter solchen Umständen zu erwarten, aneinander: Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags verlor der S&P500 2,5 %, der Eurostoxx 50-Index fiel um 5,0 % und der russische MOEX-Index lag 30 % unter dem Tagesniveau. Die Anleger scheinen auf klare Sanktionsaussagen zu warten, bevor die Liquidität wieder zunimmt.
Der Spielraum für eine schnelle Deeskalation ist in den kommenden Tagen begrenzt. Darüber hinaus besteht große Ungewissheit darüber, ob die Militäraktionen wie im Georgienkonflikt 2008 von kurzer Dauer sein werden oder ob sie sich über Monate oder sogar länger hinziehen könnten. Russland ist auf einen anhaltenden Konflikt vorbereitet, da es in den letzten fünf Jahren Devisenreserven in Höhe von 240 Mrd. US-Dollar angehäuft und seine gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichte verringert hat.
Der Rohstoff- und der Energiesektor bilden Schlüsselbereiche, durch den sich die Ukraine-Krise auf die Märkte und die Wirtschaft auswirken wird. Die Krise trifft die europäische Wirtschaft zu einem kritischen Zeitpunkt. Die Inflation liegt bei 5,1 % und die Energiekrise ist in der EU besonders ausgeprägt. Die anfänglichen wirtschaftlichen Schocks dürften den derzeitigen Aufschwung in Europa dämpfen und einen beträchtlichen Inflationsdruck erzeugen. In den kommenden Monaten könnte sich die Energiekrise jedoch entspannen. Zusätzliche Öl- und Gasreserven aus anderen Ländern wie den USA und dem Iran werden verfügbar und die Wintersaison endet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, um zu sagen, was die steigende Inflation für die Geld- und Finanzpolitik und für das Verbrauchervertrauen in den kommenden Quartalen bedeuten wird. Ein langsamerer Zinserhöhungszyklus, insbesondere in der Eurozone, ist eine der Optionen.
Für die Anleger bedeutet die Krise große Unsicherheit und ein instabiles Umfeld für Aktien, zumindest in den kommenden Tagen. Russische Assets werden höchstwahrscheinlich noch länger von den anstehenden Sanktionen betroffen sein. Die Wendepunkte für die breiteren Märkte werden durch den Verlauf der Militäraktionen und die Reaktion der politischen Entscheidungsträger auf die Krise bestimmt werden.
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