Kommentar
11:21 Uhr, 03.11.2004

Ruhe vor dem Sturm am Arbeitsmarkt

1. Mit einem mild erscheinenden nichtsaisonbereinigten Rückgang der Anzahl der registrierten Arbeitslosen um 50.100 Personen (gegenüber dem Vormonat) verabschiedet sich die Herbstbelebung in Deutschland in einem frostigen Umfeld. Mit 4,207 Millionen registrierten Arbeitslosen wurde der zweithöchste Oktoberstand seit 1991 erreicht; nur 1997 war die Zahl um gut 84.000 höher. Bemerkenswert ist der Rückgang in Ostdeutschland. Von den 50.100 Personen, die nicht mehr registriert arbeitslos sind, wurden allein in Ostdeutschland 42.500 Personen gezählt. Dies wiederum resultiert aus der Initiative "Arbeitsmarkt im Aufbruch". Diese hatte zur Folge, dass verstärkt Arbeitslosenhilfebezieher mit sogenannten Ein-Euro-Jobs aus der Arbeitslosenstatistik herausgefallen sind. Saisonbereinigt nahm die Anzahl der registrierten Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat um 12.000 Personen zu. Die 4,457 Millionen saisonbereinigten Arbeitslosen bedeuten den höchsten Stand seit Herbst 1997.

2. Die nichtsaisonbereinigte Arbeitslosenquote sank im Oktober auf 10,1 % nach 10,3 % im September, lag aber 0,1 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Mit 10,7 % blieb die saisonbereinigte Arbeitslosenquote unverändert. Die EU-standardisierte Erwerbslosenquote verharrt seit August bei 9,9 %.

3. Erfreulich sind die Zahlen, die das Statistische Bundesamt heute für die Erwerbstätigkeit in Deutschland für den Monat August gemeldet hat. Nichtsaisonbereinigt ist die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahr um 107 Tausend Personen auf 38,48 Millionen angestiegen. Sogar saisonbereinigt hat sich der seit Jahresbeginn zu beobachtende Beschäftigungsaufbau fortgesetzt. Mit dem heutigen Anstieg um 5.000 Personen hat die Anzahl der Erwerbstätigen mit 38,394 Millionen Personen seit Jahresbeginn um 110 Tausend Personen zugelegt.

4. Die heutigen Arbeitsmarktdaten stehen für die "Ruhe vor dem Sturm". Mit der Umsetzung von Hartz IV erwartet den Arbeitsmarkt eine große Veränderung. Die Bundesagentur für Arbeit erwartet für Anfang des nächsten Jahres, bedingt durch die Arbeitsmarktreform, rund 380 Tausend Arbeitslosen mehr als ohne die Reform. Die bisher nicht als arbeitslos gemeldeten, erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger werden sich registrieren lassen und so aus der stillen Reserve in die registrierte Arbeitslosigkeit zurückkehren. Wie groß der Entlastungseffekt durch die Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung (sog. Ein-Euro-Jobs) ist, ist schwer abzuschätzen. Sicher ist, ein wirklicher Entlastungseffekt mit Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt kann sich nur durch eine gute konjunkturelle Entwicklung herausbilden. Doch derzeit sieht es für den Arbeitsmarkt eher nach Stagnation auf einem dann höheren Niveau aus.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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