Roubini, Siglitz und Baker fordern Verstaatlichung von Banken, Obama ist dagegen
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New York (BoerseGo.de) – Drei anerkannte Experten sehen die Verstaatlichung von Banken als die einzige Möglichkeit an, die Finanzkrise zu bekämpfen: Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, Center for Economic and Policy Research-Direktor Dean Baker und der Starökonom Nouriel Roubini. US-Präsident Barack Obama ist jedoch dagegen.
Siglitz:
„Wir leben heute in einer sehr verschiedenen Welt als zur Zeit der Großen Depression. Damals hatten wir eine Industrie, die auf der Herstellung von Gütern fußte. Heute haben wir eine dienstleistungsorientierte Wirtschaft. Viele Menschen in den USA arbeiten bereits Teilzeit, weil sie keinen Vollzeitjob bekommen können“, so Siglitz. Er sieht die Arbeitslosenquote in den USA bereits bei 15 Prozent. Im Gegensatz zur Großen Depression gebe es heute aber eine Arbeitslosenversicherung.
Die Banken seien in einer sehr schlechten Verfassung. Die US-Regierung habe den Banken Hunderte Milliarden US-Dollar hinterher geworfen – ohne nennenswerten Effekt. Es steht für Siglitz fest, dass die Banken versagt haben. Heute seien die Bürger die Besitzer in einigen der größten Banken. Doch hätten sich hierfür keine Kontrolle über diese Banken erhalten. „Jedes System dass eine Trennung zwischen Besitz und Kontrolle schafft, steht am Rande des Abgrunds“, so Siglitz. „Die Verstaatlichung der Banken ist die einzige Antwort. Diese Banken sind faktisch pleite.“
Baker:
Baker ist stellvertretender Direktor des Center for Economic and Policy Research in Washington, DC.
„Die Medien versorgen die Öffentlichkeit weiter mit falschen Informationen“, so Baker. „Reporter verstehen nicht, was Geithner tatsächlich will.“ Nach Bakers Auffassung will Geithner Steuergelder verwenden, um bereits insolvente Banken weiter am Leben zu halten.
Baker schreibt in seinem aktuellen Marktkommentar über das Editorial in der aktuellen Washington Post. Darin wurde die Verstaatlichung von Banken als Lösung abgelehnt – nur der Kauf der illiquiden Assets sei eine Antwort auf die Probleme. Dabei bestünde aber, so der Autor des Editorials, die Gefahr, dass die Regierung am Anfang zuviel bezahle.
Baker kommentiert: „Tatsächlich ist das keine Gefahr, sondern das eigentliche Problem. Wenn die Regierung den aktuellen Marktpreis für diese Assets bezahlen würde, würden die Banken damit für bankrott erklärt, und wir wären wieder ganz am Anfang – der Verstaatlichung. Das Problem beim Kauf von illiquiden Assets ist die Frage, wie viel dafür bezahlt werden soll, sodass die Banken genügend Einnahmen haben, um ihr Geschäft fortführen zu können.“
Roubini:
Starökonom Roubini schreibt in einem aktuellen Kommentar vom 10. Februar, dass es an der Zeit sei, die insolventen Banken zu verstaatlichen. „Vor einem Jahr habe ich vorhergesagt, dass die Verluste im Bankensektor bei 1 Billion US-Dollar, möglicherweise sogar bei 2 Billionen US-Dollar liegen könnten. Zu dieser Zeit wurden diese Schätzungen als grob übertrieben abgetan, und naive Optimisten rechneten nur mit Verlusten von 200 Milliarden US-Dollar aus Subprime-Hypothekenkrediten. Doch habe ich darauf hingewiesen, dass diese Verluste sich rasch über die Subprime-Hyothekenkredite ausweiten und sich auftürmen werden zu einer sehr schweren Finanzkrise und einer üblen Rezession.“
Roubini sieht die Verluste mittlerweile für das US-Bankensystem bei 3,6 Billionen US-Dollar, wovon die Hälfte von den Banken und Broker selbst zu tragen sei, also 1,8 Billionen US-Dollar. Der Rest gehe auf das Konto ausländischer Banken und anderer Finanzinstitutionen in den USA. Da die Banken und Broker im Herbst nur mit Kapital von rund 1,4 Billionen US-Dollar ausgestattet waren, sei das Bankensystem in den USA faktisch bankrott. Die einzige Lösung sei eine Verstaatlichung der Banken, so Roubini.
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