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Eine alte „Börsenregel" besagt, Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen. Ein Grundsatz, der leider so gar nicht mit der menschlichen Psyche in Einklang zu bringen ist, die sich in einem breiten Spektrum zwischen den beiden Extremen Angst und Gier abspielt. So wird gerade Privatanlegern von „Profis" immer wieder unterstellt, sie würden kleine Gewinne zu früh realisieren und auf der anderen Seite Verluste in der Hoffnung auf Besserung häufig aussitzen. Ob man dieses Verhalten allerdings ausschließlich der weniger geübten Klientel unterstellen kann, erscheint höchst zweifelhaft und sei dahin gestellt. Umso wichtiger ist es deshalb, Investoren Produkte an die Hand zu geben, die einerseits das Nervenkostüm schonen und auf der anderen Seite auch für eine Optimierung des Chance-Risiko-Profils sorgen können. Zu dieser Spezies kann sicherlich das Heer an unterschiedlichen Lock-in-Zertifikaten gezählt werden, die kalender- oder performanceabhängig bestimmte Kursniveaus eines Basiswertes für die gesamte Laufzeit festschreiben
Ein möglicher Ansatz besteht darin, meist auf der Basis eines vollständigen Kapitalschutzes zum Laufzeitende die Wertentwicklung des jeweiligen Basiswertes in aufeinanderfolgenden klar abgegrenzten Zyklen festzuhalten und am Ende zu einer Gesamtwertentwicklung zusammenzuführen, wobei die sukzessive Erreichung zwischenzeitlicher „Einlock-Stufen" von z.B. 110, 120, 130 Prozent usw. das Mindestrückzahlungs-Niveau bei Fälligkeit definiert. Wegen der Aneinanderreihung der regelmäßigen Performancebeiträge werden solche Produkte auch Rolling-Lock-in-Zertifikate genannt. Die einzelnen Betrachtungsperioden betragen dabei in der Regel nur einen Monat und berücksichtigen die Wertentwicklung immer nur bis zu einem bestimmten Cap-Niveau von ca. vier Prozent. Auf der anderen Seite fließen monatliche Kursverluste allerdings in voller Höhe in die Berechnung ein. Dies kann wie auch beispielsweise bei Discount-Rollern gerade in einem sogenannten „Sägezahn-Markt" zu ungünstigen Ergebnissen führen, in dem mögliche größere Aufholbewegungen des Basiswertes nach starken vorangegangenen Kursrückgängen durch den Cap wieder abgefangen werden und dadurch eine gewisse Schieflage entstehen kann. Allerdings dürfte sich die Struktur insbesondere bei Basiswerten, die sich in einem starken Aufwärtstrend befinden durchaus auszahlen.
Ein Beispiel dafür ist der Goldmarkt, der bis vor einigen Wochen ohne stärkere Rücksetzer ein neues Allzeithoch nach dem anderen markieren konnte. Die Deutsche Bank hat bereits im Januar dieses Jahres ein noch gut vier Jahre laufendes währungsgesichertes Kapitalschutz-Produkt auf die Feinunze emittiert, bei dem der Anleger auf monatlicher Basis bis zu einem Cap von 4,40 Prozent am Basiswert partizipieren kann. Durch die Multiplikation der monatlichen Wertentwicklungen ergibt sich so sukzessive die für die Rückzahlung am Laufzeitende maßgebliche Performance, wobei nach den bereits eingelockten Niveaus von 104,40, 110 und 120 Prozent alle weiteren zehn Prozent eine neue Lock-in-Stufe definiert wurde, die jeweils das neue Mindest-Rückzahlungsniveau zum Laufzeitende festhält. Sollte sich die maßgebliche Performance bei Fälligkeit zwischen zwei Einlock-Stufen befinden, wird der höhere Wert der Tilgung zugrundegelegt. Ein ganz ähnlich gelagertes Rolling-Lock-In-Papier auf Gold (BC0BDE), dessen Laufzeit bereits in drei Jahren endet, wurde vor gut einem Jahr von Barclays aufgelegt. Die monatliche Partizipation ist hier schon bei 4,00 Prozent gedeckelt. Ansonsten funktioniert das Produkt analog zu dem von der Deutschen Bank.
Wer sich für weitere Lock-In-Roller im Rohstoffbereich interessiert, sei auf das ebenfalls vom Bankenprimus emittierte Papier auf den marktbreiten DBLCI-Mean Reversion EUR-Hedged Index (DB5JHH) verwiesen. Der monatliche Cap des bislang von der Performance her noch wenig überzeugenden Zertifikats liegt bei 4,15 Prozent. Die Landesbank Baden-Württemberg bietet seit kurzem auch eine Lock-In-Anleihe auf den S&P GSCI Brent Crude Oil ER Index (LB0CW9) mit vollständigen Kapitalschutz zum Laufzeitende in fünf Jahren an. Statt einer monatlichen erfolgt dort allerdings nur eine quartalsweise Betrachtung, wobei der der Cap trotzdem nur bei 4,50 Prozent festgelegt wurde. Alle während eines Vierteljahrs darüber hinausgehenden Anstiege werden hier bei der Performancemessung also nicht mehr berücksichtigt, während auf der anderen Seite Kursverluste beim Öl-Index in voller Höhe durchschlagen.
Der Rohstoff-Report Tipp: Rolling-Lock-In-Zertifikate, bei denen eine einmal erreichte Einlock-Stufe per Fälligkeit nicht mehr unterschritten werden kann, eignen sich für sicherheitsorientierte Investoren mit einem längeren Anlagehorizont, die bei dem jeweiligen Basiswert von einem möglichst kontinuierlichen Aufwärtstrend ausgehen, wie er sich momentan beim Gold vollzieht. Dagegen dürfte bei Produkten auf sehr volatile Underlyings wegen des capbedingt asymetrischen Verhaltens bei schnellen und starken Zickzackbewegungen wenig Freude aufkommen.
Emittent |
WKN |
Basiswert |
Laufzeit |
Cap |
Aktueller Lock-In |
Geld (%) |
Brief (%) |
BAR |
BC0BDE |
Gold |
06.11.2013 |
4,00%/Mon. |
110% |
115 |
117 |
DB |
DB2F2K |
Gold |
27.01.2015 |
4,40%/Mon. |
120% |
125,5 |
127,5 |
DB |
DB5JHH |
DBLCI-MR EUR-Hedged Index |
04.08.2014 |
4,15%/Mon. |
- |
101,85 |
103,85 |
LBBW |
LB0CW9 |
S&P GSCI Brent Crude Oil ER Index |
07.12.2015 |
4,50%/Vierteljahr |
- |
99,87 |
- |
Rolling-Lock-In-Anleihen Rohstoffe (Stand: 14.12.2010)
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate
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