Rohstoffwerte beflügeln die Kurse in Europa
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In der letzten Woche schlossen die US-Aktienmärkte uneinheitlich. So verbesserten sich Nasdaq- und S&P 500-Index um 0,8% bzw. 0,9%, während der Dow Jones-Index 0,3% verlor. Zu den positiven Nachrichten gehörten die nach oben revidierten Prognosen von Ford Motor und Broadcom sowie die günstig ausgefallene Empire-Umfrage unter Fertigungsbetrieben im Großraum New York. Eine überraschend niedrige Inflationsrate beschwichtigte Anleger und lässt vermuten, dass die US-Notenbank (Fed) an ihrem moderaten Fahrplan in puncto Zinserhöhungen festhält. Dem standen jedoch schwache Ergebnisse der Philly Fed-Umfrage im produzierenden Gewerbe und nach unten korrigierte Schätzungen von Coca Cola und Xilinx gegenüber. Die höheren Handelsvolumen der letzten Woche waren vor allem den Verfallterminen für Futures und Optionen auf Aktienindizes zum Quartalsende zuzuschreiben.
Am japanischen Aktienmarkt gab es in dieser Woche kaum Bewegung und die Industrieproduktion trat erneut auf der Stelle. Insgesamt verlor der Nikkei-Index 0,01% an Wert, wobei am Freitag sämtliche Gewinne der Vortage zunichte gemacht wurden. So gaben die Kurse von Exporteuren wie Nissan Motor und Tokyo Electron wegen des steigenden Ölpreises und Spekulationen über eine Abkühlung der globalen Konjunktur deutlich nach und schmälerten damit das Ergebnis des Indexes.
Dagegen konnten sich die europäischen Aktienmärkte mit einem Plus ins Wochenende verabschieden. Der FTSE 100 legte um 1,0% zu, während sich der DAX um 2,6% und der CAC-40 um 1,3% verbesserten. Der europäische DJ Stoxx 600 erzielte ein Plus von 1,3%. An die Spitze des Aufwärtstrends setzten sich Rohstofffirmen wie der Stahlhersteller Corus. Überdies konnten sich die Kurse von Technologiefirmen erholen. Zu den negativen Nachrichten gehörten die rückläufige Industrieproduktion in Italien und ein vom ZEW ermitteltes, unerwartet schwaches Geschäftsklima in Deutschland. In Großbritannien fielen der Verbraucherpreisindex und die Arbeitslosenquote wie erwartet aus, während die Einzelhandelsumsätze zulegten. Der Kurs von Abbey National brach ein, während die Aktie von HBOS stieg. Zuvor hatte die größte britische Hypothekenbank bekannt gegeben, dass sie kein Übernahmeangebot für Abbey National unterbreiten wird. Der FTSE-Index kletterte auf den höchsten Stand seit Juni 2004.
In der Region Asien-Pazifik verzeichneten die chinesischen Benchmarks die höchsten Wochengewinne seit mehr als zwei Jahren. Dies war unter anderem dem Optimismus der Marktteilnehmer ausgelöst durch neue Maßnahmen der Regierung zu verdanken, die sich positiv auf die in den Kinderschuhen steckenden Kapitalmärkte auswirken dürften. Dagegen rutschte der taiwanesische Taiex-Index aufgrund schärferer aufsichtsrechtlicher Bestimmungen für die Finanzbranche ins Minus. In Lateinamerika erzielte der mexikanische Bolsa-Index die fünfte Woche in Folge Zugewinne, da die Anleger mit hohen Gewinnen im dritten Quartal rechnen. Mit einem Plus von 1,3% bzw. 1,5% setzten sich Russland und Polen an die Spitze der europäischen Emerging Markets, die in der letzten Woche insgesamt höher schlossen.
An den Staatsanleihemärkten brachen die Renditen von US-Treasuries am Donnerstag auf 4,05% ein, nachdem die Umfrage der Philly Fed überraschend gut und die Inflationsrate niedriger als erwartet ausfielen. Im weiteren Verlauf erholte sich die Rendite wieder auf 4,13%. Dies gab Spekulationen neue Nahrung, die Fed könnte die Zinsen bis zum Jahresende noch zweimal erhöhen. Berichte über ein schwächeres Wachstum in den USA ließen auch die Renditen in Japan und Deutschland einbrechen.
An den Devisenmärkten stieg der Wert des US-Dollars gegenüber dem Euro und dem Yen, denn durch die erwarteten Zinserhöhungen wird der US-Dollar wieder attraktiver. Allerdings wurde der Anstieg durch das Rekorddefizit in der Leistungsbilanz in Höhe von 166,2 Mrd. US$ gebremst. Gold verbilligte sich um 1,4%.
An den Rohstoffmärkten kletterte der Ölpreis nach oben. Auslöser waren der Hurrikan Ivan, der für eine merkliche Unterbrechung der Ölproduktion im Golf von Mexiko sorgte, und Yukos, das mit weiteren Problemen bei der Öllieferung zu kämpfen hatte.
Liegt Latte für die Gewinnaussichten in den USA zu hoch?
An den Aktienmärkten wird bereits eine möglicherweise turbulente Berichtssaison für das dritte Quartal eingepreist. Die Vorankündigungen, mit denen Unternehmen den Analysten einen ersten Einblick in ihre Zahlen geben, sind so schlecht ausgefallen wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Außerdem haben die Gewinnkorrekturen der Analysten in den letzten Wochen deutlich in den negativen Bereich gedreht. In den USA stellt sich der Gewinnausblick als besonders problematisch dar, denn im Vorjahresvergleich dürfte es im dritten Quartal schwer werden, die hohe Messlatte zu überspringen. Außerdem nähern sich die Gewinne zahlreicher US-Firmen ihrem Höhepunkt. Wenig hilfreich sind zudem die "Schwächephase" in der Wirtschaft und die höheren Energiepreise. Im Gegensatz dazu gestaltet sich der Gewinnausblick für Europa und Japan sowie die Emerging Markets weiter positiv, wenn auch von niedrigerem Niveau ausgehend.
Der Zeitpunkt der Bewegungen am US-Treasury-Markt lässt vermuten, dass die jüngsten Anleihekäufe auf die moderate Inflationsentwicklung und die Schwäche des realen Wachstums zurückzuführen sind. Da die Inflationsängste zu Beginn des zweiten Quartals nun schon seit längerem hinter uns liegen, überrascht diese Entwicklung. Sie impliziert aber auch, dass die Anleger mit einer Fortsetzung der moderaten Zinspolitik der US-Notenbank rechnen.
Unseres Erachtens geht die Fed für die kommenden Monate von einem Rückgang des Preisauftriebs aus, so dass eine weitere Zinserhöhung in dieser Woche sehr wahrscheinlich ist. Wir warten gespannt ab, ob ein wichtiger Teil des Marktes auf ein anderes Szenario gesetzt hat.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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