Rohstoffpreisentwicklung spiegelt gute Versorgungslage wider
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Rückblick: In der Summe der Rohstoffe konnte man im vergangenen Monat eine tendenzielle Seitwärtsbewegung beobachten. Noch immer hält die Orientierungssuche an. Viele Rohstoffpreise befinden sich auf vernünftigen Preisniveaus, sodass kein starker Anpassungsbedarf in die eine oder die andere Richtung besteht. Deshalb lassen sich die Rohstoffmarktteilnehmer von guten wie von schlechten Nachrichten von anderen Märkten beeinflussen, was zu dieser volatilen Seitwärtsbewegung führt. Einziger bedeutender Ausreißer in dieser Entwicklung – diesmal nach oben – ist das berühmt berüchtigte Erdgas, dessen Notierung im September um 70 % zulegte, nachdem sie einen Monat zuvor noch um 40 % nachgegeben hatte.
Ausblick: Die Welt ist derzeit gut versorgt mit Rohstoffen. Die Lager sind ausreichend bis überdurchschnittlich gut gefüllt, von Versorgungsengpässen kann keine Rede sein. Zwar ist die konjunkturelle Erholung weltweit im Gange. Doch es könnte noch eine Weile dauern, bis die Weltwirtschaft die Rohstoffmärkte wieder an ihre Kapazitätsgrenzen bringt. Einzig die an den Geldmärkten vorhandene reichliche Liquidität könnte in nächster Zeit auf der Suche nach Rendite für eventuelle stärkere Preisanstiege sorgen. Diese dürften sich jedoch – mit Ausnahme der Edelmetalle – relativ schnell zurückbilden, wenn am Markt klar wird, dass die Angebotsseite flexibel auf höhere Preise reagiert. Wir erwarten daher für den restlichen Jahresverlauf nur moderate Rohstoffpreisanstiege.
Rohölpreis: seitwärts um 70 US-Dollar
1. Aktuelles: Der Ölpreis pendelt nach wie vor um die 70 US-Dollar-Marke. Mangels bedeutender Ölmarktnachrichten lassen sich die Marktteilnehmer immer noch von den Entwicklungen an anderen Märkten (z.B. Aktien und Devisen) leiten. Das Ergebnis ist die volatile Seitwärtsbewegung des Ölpreises. Derweil fassen die nicht-kommerziellen Ölhändler mehr Mut. Seit mehreren Wochen sind sie nunmehr dabei, ihre Netto-Long-Positionen auszubauen, zeitweise auf den höchsten Stand seit Januar 2009.
2. Fundamentale Faktoren: Aus fundamentaler Sicht gab es in den vergangenen Wochen keine bedeutenden Nachrichten. Die OPEC-Länder haben bei ihrem Treffen im September die Förderquoten wie erwartet nicht verändert. Neuigkeiten gibt es allerdings von der US-Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel (CFTC), die sich derzeit stark mit dem Einfluss von Spekulation auf die Preisentwicklung und eventuell daraus abzuleitenden regulatorischen Maßnahmen auseinandersetzt. In einem ersten Schritt veröffentlicht sie seit September detailliertere Daten zum Börsenhandel von Rohöl. Anstatt nur zwei Händlerkategorien wie bisher (kommerziell und nicht-kommerziell) gibt es nunmehr vier Händlerkategorien: 1) Produzent/Kaufmann/Verarbeiter/ Verbraucher, 2) Swap-Händler, 3) Managed Money und 4) Sonstige. Kategorie eins beinhaltet die typischen physischen Ölhändler. Kategorie zwei sind u.a. Banken sowie Indexhändler, die früher zur kommerziellen Kategorie zählten. Die dritte Kategorie umfasst u.a. Hedge Fonds, die vierte alle weiteren Spekulanten. Bislang hat die CFTC die Positionierung dieser vier Händlergruppen erst seit Anfang September veröffentlicht, daher ist die Interpretation und der Zusammenhang mit der Ölpreisentwicklung kaum ersichtlich. Zugleich hat aber die CFTC angekündigt, die entsprechenden Daten rückwirkend für die letzten drei Jahre zur Verfügung zu stellen, mit deren Hilfe dann ein größerer Erkenntnisgewinn möglich sein wird.
3. Unsere Meinung: Für die kommenden Monate sehen wir nur moderate Ölpreisanstiege, denn angesichts der vollen Lager ist kaum Preisdruck zu erwarten. Vorübergehende stärkere Preisanstiege könnten allenfalls liquiditätsgetrieben vorkommen.
Silber, das gefragtere Gold?
1. Aktuelles: Der Silberpreis zeigt insbesondere seit Mitte Juli einen ausgeprägten Aufwärtstrend auf, der unserer Meinung nach stark auf spekulatives Interesse zurückzuführen ist. Das schließen wir daraus, dass die nicht-kommerziellen Händler ihre Netto- Long-Positionen seit Juli auf den höchsten Stand seit einem Jahr ausgebaut haben. Bemerkenswert eng ist auch der Zusammenhang zwischen der Gold- und der Silberpreisentwicklung geworden, wobei sich Silber in den letzten Monaten sogar noch stärker verteuerte als Gold.
2. Fundamentale Faktoren: Verlässliche Quartalsdaten zur Entwicklung der Fundamentalfaktoren gibt es nicht. Dennoch kann man selbst in der Entwicklung der Jahresdaten zum Angebot und zur Nachfrage, die nunmehr für 2008 vorliegen, einige grundlegende Trends erkennen, die die Silberpreisstärke erklären. Angesichts der schwachen Industrieproduktion weltweit sank die industrielle Nachfragekomponente nach Silber im vergangenen Jahr um 1,4 %. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Tendenz auch in weiten Teilen des laufenden Jahres fortgesetzt hat. Erwartungsgemäß schrumpfte im vergangenen Jahr auch die Nachfrage seitens der Fotoindustrie um 16 %, Tendenz zunehmend. Auf die Schmucknachfrage kann man in Zeiten der Finanzkrise und während einer weltwirtschaftlichen Rezession auch nicht bauen: Sie sank im Jahr 2008 um 3,2 %. Ähnlich stark rückläufig war auch die Nachfrage nach Silberwaren mit einem Minus um 2,5 %. Dass die Stärke der Silbernotierung weitgehend auf die Funktion des sicheren Anlagehafens – analog zu Gold – zurückzuführen ist, zeigte bereits im vergangenen Jahr der massive Zufluss bei der Münznachfrage um 63 %. In den Jahren zuvor war diese Nachfragekomponente noch rückläufig. Befriedigt wurde die Silbernachfrage im Jahr 2008 vor allem durch eine Zunahme der Minenproduktion in der Größenordung von 2,5 %.
3. Unsere Meinung: Offensichtlich ist Silber bei den Investoren stärker gefragt, als wir dies noch vor einigen Monaten erwartet haben. So revidieren wir unsere Silberpreisprognose (im Einklang mit der Aufwärtsrevision der Goldprognose) deutlich nach oben.
Überschussangebot bleibt das Thema am Aluminiummarkt
1. Aktuelles: Zwar kam die Abwärtsbewegung der Aluminiumnotierung im Sommer zum Stillstand, doch große Sprünge hat der Aluminiumpreis seitdem nicht machen können. Mit einem Minus gegenüber dem Vorjahr von 20 % befindet sich die Aluminiumnotierung im Vergleich zu einigen anderen Industriemetallen noch immer auf sehr niedrigem Niveau.
2. Fundamentale Faktoren: Die fundamentale Situation am Aluminiummarkt ist unverändert. Nach wie vor besteht ein massives Überangebot, da die Produktionsrückgänge trotz der nennenswerten Kürzungen dem Nachfrageeinbruch noch immer nicht nachkommen. Die Weltrezession belastet die Konsumnachfrage im Bauwesen, im Transportwesen, in der Verpackungsindustrie und auch im Bereich Elektrizität. Den Daten des Internationalen Aluminiuminstituts (IAI) zufolge liegt die weltweite Aluminiumproduktion seit Dezember 2008 unterhalb ihres Vorjahresniveaus. Seit dem Frühjahr hat sich die Produktion im Bereich von -10 % im Vergleich zum Vorjahr immerhin stabilisiert. Dass diese Kürzungen nicht ausreichen, um ein Überschussangebot zu verhindern, zeigt die anhaltend scharfe Lageraufstockung an der London Metal Exchange (LME). Im zweiten Quartal 2009 wurden die Aluminiumvorräte im Vergleich zum Vorjahresquartal erneut um gut 25 % erhöht, nachdem sie bereits in den Vorquartalen um 50 bzw. um 70 % angestiegen waren. Es liegt nunmehr mehr als viermal so viel Aluminium in den Lagern der LME wie noch ein Jahr zuvor. Lagerbestände um 4400 Tausend Tonnen wie im zweiten Quartal sind erneut ein historischer Rekord. Das letzte Mal gab es im Jahr 1994 mit einem Spitzenwert von 2600 Tausend Tonnen Aluminium einen nicht annähernd so hohen Lagerbestand an der LME. Eine Trendwende bei der Lagerentwicklung ist bislang zwar nicht abzusehen, sie dürfte aber angesichts der Stabilisierung der Weltkonjunktur nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
3. Unsere Meinung: Wir erwarten eine nur allmähliche Verteuerung von Aluminium. Denn eine anziehende Nachfrage im Zuge der weiteren Konjunkturerholung wird erstmal aus den Lagern bedient werden können.
Autor: Dr. Dora Borbely
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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