Kommentar
11:51 Uhr, 11.12.2008

Rohstoffpreise in einem Jahr fast halbiert

Die globale Rezession drückt die Rohstoffpreise weiter nach unten. Einzig die Edelmetalle konnten sich im vergangenen Monat diesem Trend etwas entziehen und haben sich insgesamt seit Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 im Vergleich zu den anderen Rohstoffuntergruppen relativ stabil halten können. Aufgrund der erwarteten schlechten globalen Konjunkturentwicklung und des nur sehr langsamen Abklingens der Finanzmarktkrise rechnen wir in den kommenden Monaten noch nicht mit einer nachhaltigen Trendwende bei den Rohstoffpreisen.

Energie: Die Energierohstoffe kosten im Vergleich zum Vorjahr nur noch die Hälfte. Ein Teil der starken Preisrückgänge kann mit der Weltrezession erklärt werden. Die aktuellen Preisniveaus betrachten wir allerdings als eine ausgeprägte Untertreibung, deren Ende derzeit noch nicht absehbar ist.

Edelmetalle: Gold konnte sich zuletzt dem allgemeinen Abwärtstrend entgegenstemmen. Die Edelmetalle insgesamt profitieren nunmehr von der Eigenschaft als (vermeintlich) sicherer Anlagehafen.

Industriemetalle: Die globale Rezession drückt dafür umso stärker auf die Preise bei den Industriemetallen. Ein Lageraufbau findet auf breiter Front statt, der zeigt, dass die Nachfrage schwach ist. Bei einigen Industriemetallen werden inzwischen Angebotskürzungen vorgenommen.

Ölpreis rutscht weiter ab

1. Aktuelles: Es ging beeindruckend schnell. In nur fünf Monaten ist der Ölpreis von fast 150 US-Dollar auf etwa 40 Dollar gefallen, ein Minus von über 70 %! Um solch niedrige Ölpreise zu finden, muss man ins Jahr 2004 zurückblicken. Die Positionierung der nicht-kommerziellen Händler an der NYMEX ist weiterhin als neutral anzusehen und kann daher nicht maßgeblich als Ursache für den Preisverfall herangezogen werden.

2. Fundamentale Faktoren: Vielmehr sehen wir die globale wirtschaftliche Rezession und die damit verbundene schwache Nachfrage nach Rohöl als eine Erklärung für die Verbilligung von Öl. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur dürfte die Nachfrage global gesehen im Jahr 2008 nur 0,1 % über dem Vorjahr liegen. Es besteht mit den jüngsten Entwicklungen sogar die Möglichkeit, dass die Weltnachfrage nach Rohöl dieses Jahr das erste Mal seit 1993 leicht rückläufig sein könnte. Das Ölangebot aus den Nicht-OPEC-Staaten wird im Jahr 2008 allerdings im Vergleich zum Vorjahr auch zurückgegangen sein. Schätzungen belaufen sich auf - 0,2 bis -0,3 %. Die jahresdurchschnittliche OPECProduktion im Jahr 2008 dürfte hingegen aufgrund der starken Ausweitung der Ölförderung zur Jahreswende 2006/07 noch etwas höher liegen als im Vorjahr, trotz der starken Produktionskürzungen und Quotendrosselungen im zweiten Halbjahr dieses Jahres. Wir halten es für wahrscheinlich, dass beim nächsten OPEC-Treffen am 17. Dezember eine weitere Kürzung der Förderquoten um mindestens 1 Mio. Barrels pro Tag beschlossen wird.

3. Unsere Meinung: Die Terminkurve für die WTIFutureskontrakte zeigt an, dass die Märkte – wie wir auch – mittelfristig von steigenden Ölpreisen ausgehen. Kurzfristig, also in den kommenden Wochen und Monaten, können jedoch weitere Preisrückgänge nicht ausgeschlossen werden. Spätestens auf Sicht von zwölf Monaten dürften aber das langsame Abklingen der Finanzkrise und eine allmähliche Aufhellung der Weltkonjunktur dafür sorgen, dass die Untertreibung am Rohölmarkt ein Ende findet.

Gold steht hoch in der Gunst der Anleger

1. Aktuelles: Der Goldpreis hält sich im aktuellen Abwärtssog an den Rohstoffmärkten recht wacker. Die Volatilität des Goldpreises hat zwar vor allem im September stark zugenommen und ist seitdem recht hoch geblieben, doch mit einem Minus von 3 % im Vergleich zum Vorjahresniveau ist der Goldpreis deutlich weniger eingeknickt als viele andere Rohstoffe. Nichtsdestotrotz bauen die Goldspekulanten an der NYMEX seit Mitte Juli 2008 fast kontinuierlich ihre Netto-Long-Positionen ab. Mit einer mehrheitlichen Short-Positionierung ist aber in nächster Zeit nicht zu rechnen.

2. Fundamentale Faktoren: Der Goldmarkt hat sich im dritten Quartal eingeengt. Das weltweite Goldangebot schrumpfte um 10 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Diesmal war dies aber alleine auf den Rückgang der Veräußerungen aus den offiziellen Zentralbankreserven zurückzuführen. Die anderen wichtigen Komponenten wie die Minenproduktion oder das Altgoldangebot haben sich im dritten Quartal ausgeweitet. Die weltweite Goldnachfrage stieg allerdings im gleichen Zeitraum mit 17 % sprunghaft an. Der Goldschmuckkonsum wurde um 6 % gegenüber dem Vorjahresquartal ausgeweitet. Die stärksten Zuwächse stammten hierbei aus Indien (29 %), dem Nahen Osten (15 %) und China (10 %). In den großen Industrieländern der Welt wurde hingegen weniger Goldschmuck gekauft als im Vorjahresquartal (USA z.B. -29 %). Die Verschärfung der Finanzkrise im dritten Quartal im Zuge der Pleite einer großen amerikanischen Investmentbank hat dazu geführt, dass physisches Gold sehr stark in den Fokus der Anleger gerückt ist. Goldmünz- und Goldbarreninvestitionen überstiegen ihr Niveau von vor einem Jahr um sagenhafte 58 %. ETFs und ähnliche Finanzinvestitionen wurden um 8 % ausgeweitet.

3. Unsere Meinung: Die Hochzeitssaison in Indien mit der verstärkten Schmucknachfrage wird noch in den kommenden Monaten eine Stütze für den Goldpreis sein. Die Funktion als vermeintlich sicherer Anlagehafen aufgrund des nur langsamen Abklingens der Finanzkrise wird den Goldpreis auch auf Sicht von zwölf Monaten über der 800 US-Dollar-Marke halten.

Kupferpreis auf 3-Jahrestief

1. Aktuelles: Eine Zeitlang hat sich Kupfer unter den Industriemetallen verhältnismäßig gut behaupten können, doch nunmehr ist auch der Kupferpreis abgestürzt und befindet sich wie die meisten anderen Metallpreise mit über 50 % im Vergleich zum Vorjahr im Minus. Die nicht-kommerziellen Händler an der NYMEX dürften mit ihrer ausgeprägten Netto-Short-Positionierung zu dieser Entwicklung beigetragen haben.

2. Fundamentale Faktoren: Dass aber auch die physische Nachfrage schwächelt, zeigt sich in dem relativ kräftigen Lageraufbau von Kupfer an den großen Handelplätzen London, Shanghai und New York. Die chinesischen Nettoimporte haben zur Jahresmitte zwar deutlich nachgegeben, aber im Oktober zogen sie mit 24 % Plus gegenüber dem Vorjahr wieder merklich an. Aufgrund der nur schwachen inländischen Kupferproduktion dürften die chinesischen Nettoimporte auch in den kommenden Monaten zumindest robust bleiben und dafür sorgen, dass das Überschussangebot am globalen Kupfermarkt verglichen mit anderen Industriemetallmärkten relativ moderat bleibt.

3. Unsere Meinung: Ursächlicher Preistreiber für die Industriemetallpreise ist derzeit die Entwicklung der Weltindustrieproduktion. Legt man unsere Konjunkturprognosen zugrunde, wird sie ihren Tiefpunkt zur Jahresmitte 2009 erreicht haben. So werden die Industriemetallpreise, wie auch der Kupferpreis, den Boden bisher noch nicht gesehen haben. Allerdings sollte in den aktuellen tiefen Preisniveaus ein gewisser Teil der von uns diagnostizierten Weltrezession bereits eingepreist sein. So sehen wir zwar den Wendepunkt bei der Preisentwicklung der Industriemetalle frühestens im Frühjahr des kommenden Jahres, doch erwarten wir, dass der weitere Preisrückgang bis dahin nicht mehr allzu stark ausgeprägt sein wird. Den Tiefpunkt bei der Kupferpreisentwicklung sehen wir in einer monatsdurchschnittlichen Betrachtung im Bereich von 110 US-cents/lb in den Frühjahresmonaten. In der zweiten Jahreshälfte 2009 dürfte sich dann der Preisanstieg beschleunigen, sodass Kupfer in zwölf Monaten wieder mehr kosten wird als zurzeit.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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