Rohstoffpreisanstiege behaupten sich nur zum Teil
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1. Aktuelles: Der Ölpreis hat sich im Juni bei etwa 70 US-Dollar etabliert, nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Netto-Long-Positionierung der Spekulanten, aber zunehmend auch aufgrund des anhaltenden Lagerabbaus bspw. in den USA. In den ersten Julitagen zeigte sich allerdings ein erneuter Rückgang des Ölpreises in Richtung 65 USD pro Barrel.
2. Fundamentale Faktoren: Starken Medienanklang fand die jüngste Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) zur Entwicklung der weltweiten Ölnachfrage und des Angebots für die kommenden fünf Jahre. Die IEA berät 28 Ölkonsumentenländer. Im Vergleich zu ihrer Dezember- Prognose revidierte die IEA ihre globalen Konsumerwartungen massiv nach unten. Sie geht jetzt davon aus, dass die Ölnachfrage ab 2009 zwar wieder steigen wird, aber nur mit einer Rate von durchschnittlich 1,4 % jährlich bzw. 1,2 Mio. Barrels pro Tag bis 2014. Das mag nach wenig klingen. Aber der durchschnittliche Anstieg der Ölnachfrage zwischen 1990 und 2006 betrug ebenfalls lediglich 1,5 % pro Jahr (2007 und 2008 war der weltweite Ölkonsum sogar rückläufig). Den IEA-Prognosen liegt die Erwartung eines weltweiten BIP-Wachstums von knapp 5 % jährlich zwischen 2012 und 2014 zugrunde. Angebotsseitig erwartet die IEA einen Rückgang der Nicht-OPEC-Produktion bis 2014 um 0,4 Mio. Barrels pro Tag. Das impliziert die Notwendigkeit eines Anstiegs der OPEC-Produktion von 27,68 Mio. Barrels pro Tag in 2009 bis auf 31,45 Mio. Barrels in 2014 – ein Plus um insgesamt 13,6 % oder jährlich 2,3 %. Dass das Nicht-OPEC-Ölangebot nicht in der Lage sein wird, den Nachfragezuwachs in den kommenden Jahren zu befriedigen verdeutlicht die steigende Bedeutung des OPECKartells für den Ölmarkt. Die IEA signalisiert, dass Versorgungsengpässe am Ölmarkt zwar nicht aufgehoben, aber um einige Jahre aufgeschoben werden. Die IEA-Prognose impliziert damit nur moderaten Aufwärtsdruck auf den Ölpreis für die kommenden Jahre.
3. Unsere Meinung: Für die nächsten Wochen sehen wir die Möglichkeit eines Ölpreisrückgangs, aber auf Sicht von 3 und 6 Monaten erwarten wir einen höheren Ölpreis als das Niveau vom Juni.
Platinmarkt – zunächst Stütze durch Finanzinvestoren, später durch Autoproduktion
1. Aktuelles: Der Preis für die Feinunze Platin ist seit Jahresbeginn angestiegen und hat sich in den vergangenen Wochen im Bereich zwischen 1100 und 1300 US-Dollar eingependelt. Die nicht-kommerziellen Platinhändler sind zwar nach wie vor stark optimistisch für den Platinpreis und wetten mit einer ausgeprägten Netto-Long-Positionierung mehrheitlich auf steigende Preise. Dies, zusammen mit der starken ETF-Nachfrage nach physischem Platin (Rekordniveau im April), dürfte eine der Hauptursachen für den Preisanstieg seit Jahresbeginn gewesen sein. Für den Dreh hat aber wohl auch die Autoindustrie eine Rolle gespielt, die mit Abstand der wichtigste Platinabnehmer ist.
2. Fundamentale Faktoren: Über die Hälfte der Nachfrage am Platinmarkt kommt von der Autoindustrie, die den Rohstoff für Katalysatoren verwendet. Zwar ist die globale Autokonjunktur bei weitem noch nicht über den Berg, doch erste Anzeichen einer Erholung zeigen sich bereits in verschiedenen Regionen der Welt. Am stärksten ist dies in China zu beobachten, wo im Februar, April und Mai dieses Jahres die Autoproduktion wieder über ihrem Vorjahresniveau lag. Dass mehr Autos gebaut werden als im Vorjahr, kann man für die anderen wichtigen Wirtschaftsräume wie die USA, Japan und die EU27 zwar nicht behaupten. Doch auch hier scheint die stärkste Abwärtsbewegung hinter uns zu liegen, und die Jahresveränderungsraten sind (zwar im negativen Bereich, aber immerhin) seit Februar bzw. März am Steigen. Von der zweitwichtigsten Nachfragekomponente, der Schmucknachfrage dürften im bisherigen Jahresverlauf aufgrund der anhaltend schlechten globalen wirtschaftlichen Entwicklung eher wenig preistreibende Impulse gekommen sein. Eine Besserung könnte hier frühestens Ende des Jahres sichtbar werden.
3. Unsere Meinung: Sowohl die Nachfrage seitens der Autoindustrie als auch die Schmucknachfrage werden eher im späteren Jahresverlauf und im kommenden Jahr stärker Impulse entfalten. Bis dahin bleibt die Anlegernachfrage eine Stütze. Bei der Erwartung einer tendenziell stagnierenden Produktion dürfte sich Platin erst auf Sicht von 12 Monaten nennenswert verteuern.
Nickelpreis stabilisiert sich überraschend deutlich
1. Aktuelles: Der Nickelpreis hat sich in den vergangenen Monaten überraschend deutlich gefangen und ist seit März stark angestiegen. Zum Teil ging diese Entwicklung mit dem allgemeinen Aufwärtstrend der Industriemetalle in diesem Zeitraum einher. Aber auch die weltweite Stahlproduktion profitierte unerwartet schnell von den Konjunkturpaketen und war damit seit März eine Stütze für den Nickelpreis.
2. Fundamentale Faktoren: Zwar wird weltweit nach wie vor 30 % weniger Stahl produziert als ein Jahr zuvor, doch seit März zeigt sich eine Stabilisierung bei der Weltproduktion. Der Stahlmarkt ist deswegen ausschlaggebend für die Entwicklungen am Nickelmarkt, weil mehr als die Hälfte der jährlichen Nickelnachfrage für die Legierung von Stahl, also zur Stahlveredelung, verwendet wird. Hierbei spielt China eine besonders wichtige Rolle. Ein Fünftel des weltweiten Nickelkonsums geht auf China zurück. Dort hat sich zuletzt die Stahlproduktion ebenfalls etwas stabilisiert, vor allem aber sind die Nettoimporte von Nickel in China im April und Mai auf Rekordniveaus angestiegen. Es ist schwer vorstellbar, dass der chinesische Verbrauch im selben Tempo ansprang wie die Importe. Vielmehr scheint es in China zu einer Lageraufstockung als Vorwegnahme weiter steigender Nickelpreise gekommen zu sein. Hierbei drängt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser Importbewegung auf. Schaut man auf die Nickellagerbestände an der London Metal Exchange (LME), zeigte sich in den vergangenen Monaten kein weiterer Aufbau der Nickelreserven mehr. Dies könnte der anziehenden Nickelnachfrage für die weltweite Stahlveredelung bei anhaltend schwacher Nickelproduktion geschuldet sein.
3. Unsere Meinung: Den ausgeprägten Preisanstieg von Nickel seit Jahresanfang halten wir nicht für nachhaltig, da wir noch für längere Zeit mit einer schwachen Stahlkonjunktur rechnen. Zudem sind die Nickellagerbestände im historischen Vergleich gesehen sehr hoch. Zwar erwarten wir für die späte zweite Jahreshälfte wieder steigende Nickelnotierungen, die Preise dürften aber unter dem derzeitigen Niveau verharren.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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