Rohstoffknappheit: Ist Recycling die Lösung? Vier Aktien und ein ETF
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Erwähnte Instrumente
- Mayr-Melnhof Karton AGKursstand: 159,400 € (L&S) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- MO-BRUK S.A. ZY 10Kursstand: 73,200 € (L&S) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
Woher kommt der Müll?
Deutschland steht laut Statista auf Platz 5 der weltweit größten Müllproduzenten. Alleine im Jahr 2018 produzierte die Bundesrepublik täglich 127800 Tonnen an Unrat. Vieles davon landet im Meer oder wird verbrannt. Nur 22 % aller Abfälle werden aktuell recycelt. Schaut man sich die größten Player in Form der USA und China mit einer täglichen Müllproduktion von 624700 bzw. 520500 Tonnen an, bekommt man einen Eindruck von der Größe des "Müll-Marktes".
Im Zuge der zunehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit für dieses Thema und dem Gewinnen von politischem Einfluss durch Befürworter härterer Maßnahmen, ist abzusehen, dass sich die Regularien und Anforderungen hier Zusehens verstärken werden. Dies könnte einigen Unternehmen zugutekommen, da dadurch eine höhere Auftragslage, gerade im Bereich des Recyclings, erwartet werden kann.
Die neuen Rohstoffquellen
Rohstoffe werden weltweit immer knapper. Die Problematiken der letzten Monate und Jahre (u.a. Corona/Ukrainekrieg) haben die Preise in astronomische Höhen gehoben. Umso wichtiger wird die Rück-Gewinnung von Rohstoffen durch das Recycling.
Ein besonderes Augenmerkt dürfte künftig der Bereich Elektromobilität erhalten. Der laufende Wandel weg von Verbrennern hin zu Elektroautos wird entsprechend für deutlich mehr wertvollen Schrott sorgen.
Auf Recycling spezialisierte Firmen könnte damit in Zukunft eine erhöhte Auftragslage erwarten. Wer also interessiert ist an der Entwicklung der Branche finanziell zu partizipieren, kann sich einmal folgende Aktien anschauen:
Wie kann man vom Recycling-Trend profitieren? Die Aktien
Mayr-Melnhof Karton (AT0000938204): E-Commerce Profiteure
Der relativ unbekannte Weltmarktführer für Papierrecycling und wiederverwendeten Verpackungen aller Art aus Österreich ist bereits seit über 30 Jahren börsennotiert.
Mehr als 12.000 Mitarbeiter erwirtschaften 2021 mehr als 3 Milliarden Euro Umsatz, welcher seit Jahren (bis auf 2020) kontinuierlich steigt. Aktuell ist man auf Basis des 18-fachen Gewinns bewertet, was einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 3,2 Milliarden EUR entspricht. Natürlich wurde hier stark durch das Boomen der E-Commerce Branche in den letzten Jahren profitiert. Das eher für konservative Anleger interessante Unternehmen hat zuletzt seine Mitarbeiterzahl deutlich aufgestockt und tätigt Investitionen gerade mit Blick auf die zukünftige Auftragslage im DACH-Raum. Deswegen stieg zuletzt die Verschuldung des Unternehmens, was den Kurs vom ATH etwas zurücklaufen lassen hat. Gewisse Stabilität bietet die Aktie aber aufgrund der beiden Ankeraktionäre in Form der Gründerfamilien, welche zusammen 57 % der ausgegebenen Aktien besitzen. Wer Zeit und die nötige Geduld für ein Investment in die Österreicher mitbringt kann sich zudem noch über eine stetig wachsende Dividendenrendite von 3,5 Euro pro Aktie (ca. 2 %) freuen.
LI-Cycle Holdings (CA50202P1053): Recycling für die Verkehrswende
Der größte Batterie-Recycler Nordamerikas kann vom kommenden Trend der Elektromobilität und der starken Nachfrage nach Lithium (u.a. Inhalt von Batterien) profitieren. Die Kanadier sind erst seit kurzem an der Börse und werden in absehbarer Zeit nicht profitabel sein. Essentiell für den weiteren Fortbestand des Unternehmens war deshalb auch die Erteilung entsprechender Patente für Verfahren zur Lithium-Gewinnung, welche Ende März dieses Jahres erteilt wurden.
Die Aktie selbst ist in den letzten Monaten natürlich stark zurückgelaufen, wie die Mehrheit der Wachstumswerte. Mit nur 7,5 Millionen USD Umsatz, im Vergleich zu einer Marktkapitalisierung von 1,5 Milliarden ist hier viel Zukunft eingepreist. Zudem macht aktuell die Auftragslage Schwierigkeiten, da es einige Rechtsstreitigkeiten (auch mit Aktionären) gibt. Wer sich für ein Investment interessiert, sollte sich dazu einmal genauer die entsprechenden Fälle anschauen. Sicher ist aber, dass die Li-Cycle Aktie so billig ist wie noch nie, was sie als eine Art von Venture Position interessant macht, auch wenn sie fundamental absolut kein Kauf ist.
Mo-BRUCK S.A. (PLMOBRK00013): Rohstoffe aus Industrieabfällen
Das ursprünglich aus Polen stammende Beton- und Bauunternehmen befindet sich seit Jahren in der Umwandlung zu einem modernen Recyclingkonzern.
So baute man zunächst eine Entsorgungssparte im Bereich von Industrieabfällen auf, gefolgt von mehreren Recycling-Anlagen und Deponien. Das Geschäft der Mo-Bruck S.A. soll sich in Zukunft nicht mehr nur auf Polen, sondern auch auf Italien, Deutschland, die baltischen Staaten und Frankreich, konzentrieren. Inzwischen macht das Abfallgeschäft 92 % des Umsatzes aus.
Somit steht die Transformation des Unternehmens vor einem sehr erfolgreichen Ende. Dementsprechend verlief auch der Aktienkurs bis zum Ausbrechen des Krieges in der Ukraine. Wegen der geografischen Nähe zum Konflikt und den aktuellen Beziehungen von Polen und Russland, wurde hier zuletzt das politische Risiko eingepreist. Einerseits ist hier zu erwarten, dass sich die Aktie nach Ende des Krieges eventuell zum Vorniveau anpassen könnte. Andererseits gab die Mo-Bruck S.A. bereits im März eine kräftige Dividendenerhöhung auf aktuell 9,5 % an. Mit einem KGV von 10 scheint die Aktie als Basiswert ebenfalls relativ günstig bewertet, was vermutlich nach Abbau, der im Zuge der Transformation abgebauten Schulden, nach oben eingepreist werden könnte.
Republic Services (US7607591002): Das Basisgeschäft
Wer es noch diversifizierter mag, für den lohnt sich vermutlich ein Blick auf die Republic Services Incorporate
Der amerikanische Entsorgungsdienstleister ist der zweitgrößte in den USA und über eine Fülle von Tochterunternehmen und Beteiligungen präsent. Dieses stark auf Privat- und kleinere Firmenkunden spezialisierte Geschäft kann sehr gut mit den in den letzten Jahren produzierten Müllraten der Haushalte mitwachsen. Aktuell erwirtschaftet das Unternehmen mehr als 11 Milliarden USD Umsatz, ist aber mit einem Gewinnmultiplikator über 30 schon sportlich bewertet.
Dementsprechend fällt die Dividendenrendite mit "nur" 1,2 % aus. Aktuelle Fantasien sind natürlich die Ausdehnungen auf den globalen Markt und die wachsende Müllproduktion der Bevölkerung. Prinzipiell ein Play. welches sich erst "in the long run" zeigen wird.
Grundsätzlich wird in den nächsten Jahren das Thema Recycling & Abfall noch mehr in den Fokus rücken.
Wer die Entwicklung dieser Branche nicht mit Einzelaktien abbilden will, kann sich einmal den vor wenigen Wochen aufgelegten WisdomTree Recycling & Decarbonisation (IE000LG4J7E7) Themen-ETF anschauen. Dieser vereint die unter ESG-Gesichtspunkten zulässigen Player und Zukunftsunternehmen der Branche.
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