Kommentar
15:20 Uhr, 15.10.2020

Rohstoffe: So billig wie nie

Wer sich fragt, was nach dem spektakulären Rebound der Aktienmärkte seit März als attraktive Anlage übrig bleibt, wird bei Rohstoffen fündig.

Ohne Rohstoffe geht nichts. Sei es beim Bau von Häusern, Straßen, Nahrungsmitteln oder Energie, Rohstoffe sind überall. Sie sind ein wertvolles Gut. Das möchte man zumindest meinen. Derzeit sind Rohstoffe nämlich sehr billig. Langfristig waren Rohstoffe kein schlechteres Investment als Aktien. Unter großen Schwankungen stieg der Preis von Rohstoffen ähnlich wie der von Aktien. In den 60er Jahren stagnierten die Preise, stiegen dann aber in den 70er Jahren stark an und überholten Aktien als Investment. Dies hielt bis Anfang der 90er Jahre an. Bis 2007 waren Aktien die bessere Alternative, dann waren es bis 2012 wiederum Rohstoffe. In den letzten 8 Jahren ging es mit den Rohstoffpreisen tendenziell nach unten. Die Schere zwischen Aktien und Rohstoffen ist weit offen. Setzt man Rohstoffe ins Verhältnis zu Aktien (Grafik 2), so sind Rohstoffe sogar so billig wie nie.


Das wirkt wie ein ganz klarer Fall für ein Investment, das man langfristig eigentlich nicht bereuen kann. Einige Analysen gehen sogar weiter zurück als 1960. Selbst wenn man bis ins Jahr 1900 zurückblickt sind Rohstoffe derzeit so günstig wie nie.
So eindeutig der Fall für Rohstoffe auf den ersten Blick ist, so komplex ist er unter der Oberfläche. Rohstoffindizes sind oftmals stark konzentriert. Energierohstoffe machen in den meisten Indizes 60 % aus. Industriemetalle sind mit ca. 10 % gewichtet, Edelmetalle mit 5 % und Agrarrohstoffe mit 25 %.

Rohstoffindizes zeigen daher nicht unbedingt ein realistisches Bild vom gesamten Rohstoffmarkt. Rohstoffe sind allein wegen des niedrigen Ölpreises historisch günstig. Betrachtet man einzelne andere Rohstoffe, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Der Preis von Eisenerz liegt zwar ein Drittel unter seinem Allzeithoch, doch ist es im Vergleich zur langfristigen Historie nicht gerade billig. Auch Gold erreichte noch vor kurzem ein neues Allzeithoch.

Im Verhältnis zu Aktien sind Rohstoffe günstig. Die Trendwende nach oben hat allerdings schon begonnen. Man erkennt es auf den ersten Blick nur nicht, weil der Ölpreis das Bild verzerrt. Das ist die schlechte Nachricht (Rohstoffe sind nicht ganz so billig wie man meint). Eine gute Nachricht gibt es aber auch. Der Trend ist noch jung.

In den letzten Jahren wurde wegen niedriger Preise sehr wenig in die Erschließung neuer Vorkommen investiert. Die Nachfrage muss mit dem bedient werden, was da ist. Das führt in einigen Jahren zu einer Knappheit und zu einem neuen Boom. Wer jetzt in Rohstoffe investiert, kann noch von einem mehrjährigen Trend profitieren. Dies gilt insbesondere für Industriemetalle. Aktien entsprechender Unternehmen wie BHP, Rio Tinto usw. dürften aus Sicht vieler Jahre ein interessantes Investment sein.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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