Kommentar
15:51 Uhr, 13.07.2005

Rohstoffaktien: Barrick Gold Corp., Kanada

Aus dem Rohstoff-Report Ausgabe 24:

Barrick Gold ist unser Favorit unter den Goldminen. Denn sie verspricht nicht nur die Erschließung neuer Minen, wie die meisten anderen Gesellschaften dies tun, sondern sie liefert auch zum versprochenen Zeitpunkt und meist sogar früher. Dabei ging ihre Produktion des ersten Quartals im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum wie bei den meisten anderen Goldminen zurück, aber neue Minen werden in den kommenden drei Quartalen für kräftige Produktionssteigerungen sorgen. Auch in den nächsten Jahren geht das so weiter. Herr Greg Wilkins, der Präsident der Gesellschaft, weist zurecht darauf hin, dass Barrick Gold im Gegensatz zur Konkurrenz auch in schwierigen Zeiten der Neuerschließung von Goldfeldern gegenüber der kurzfristigen Gewinnerzielung den Vorrang gab. Dies habe der Gesellschaft oft äußerst kritische Analystenkommentare eingebracht, die bis zur Verkaufsempfehlung für die Barrick-Aktie gingen. Er habe sich dadurch nicht irritieren lassen. Heute sei er in der Lage, eine völlig neue Generation von Goldminen in allen Teilen der Welt vorzustellen, die im Vergleich zur Konkurrenz mit deutlich niedrigen Explorationskosten arbeiten werden. Wie sich dabei die Schwerpunkte der Produktion verlagern werden, zeigt folgende Aufstellung:

Produktion 2004 in % Reserven 2004 in %
Nordamerika 60 27
Südamerika 13 47
Australien 20 14
Afrika 7 12

Barrick Gold produziert heute ca. 5,5 Mio. Unzen Gold pro Jahr mit Explorationskosten von US Dollar 220 - 230 pro Unze vor Overhead, die sich mit den US Dollar 250 von Newmont Mining (Siehe: RR 10: Besprechung von Newmont Mining) vergleichen. Der Unterschied scheint zunächst nicht überzeugend zu sein. Allerdings wird Barrick die Produktion bis 2007 auf 7 Mio. Unzen steigern und dabei gleichzeitig die Explorationskosten weiter senken, während z. B. bei Newmont Mining nur graduelle Erhöhungen der Mengen und Senkungen der Kosten möglich erscheinen. Dabei wird die Aktie von Newmont Mining von nahezu allen Analysten mit ein „Buy-Rating“ versehen. Ihr „Top Pick“ scheint aber mehr und mehr Barrick zu sein.

2005 werden drei neue Minen operativ. Tulawarka in Tansania produziert bereits, fällt aber nicht stark ins Gewicht. Dagegen werden zwei Minen mit einer Jahresproduktion von 800.000 Unzen und Explorationskosten von $ 155 pro Unze in Laguna Norte, Peru, früher als erwartet, schon im Juni starten. Im letzten Quartal wird dann die Produktion von Valedero, Argentinien aufgenommen. Die Jahresproduktion soll hier 700.000 Unzen mit Explorationskosten von $ 200 pro Unze erreichen. In etwa vergleichbarer Größenordnung kommen 2006 bis 2007 noch die Minen in East Archimedes, USA hinzu. Schließlich wird für 2009 der Start von Pascua Lama geplant, einer Mine, die im Grenzgebiet zwischen Argentinien und Chile liegt und deshalb die Genehmigungen beide Länder braucht. Sie soll ebenfalls ca. 700.000 Unzen produzieren. Außerdem arbeitet die Gesellschaft an weiteren 100 Projekten mit mehr oder weniger guten Aussichten. Die Zukunft scheint also vielversprechend zu sein.

Allerdings darf man bei Goldminen nicht auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie schauen. Bei Barrick wird es wohl in absehbarer Zeit kaum die 30 bis 40 unterschreiten und liegt damit auf dem Niveau von High-Tech-Unternehmen. Deshalb geht man bei der Bewertung von Goldminen eher vom Substanzwert als vom Ertragswert aus. Hierzu wird der Wert der konkret explorierbaren Goldreserven (Barrick: ca. 90 Mio Unzen) um die Gesamtkosten der Gewinnung reduziert und auf den Gegenwartswert abgezinst. Die Formel ist etwas komplizierter als hier beschrieben, aber das Prinzip stimmt. Um den angemessenen Aktienkurs festzustellen, wird dieser Gegenwartswert pro Aktie berechnet und mit 2 bis 3 multipliziert. Das entspräche einem Kurs der Barrick-Aktie von ca. $ 27 (sie steht zur Zeit bei $ 23,10). Allerdings unterliegt dieser Barwert großen Schwankungen, denn es gibt keine Goldmine, die ihre Explorationskosten nicht von Quartal zu Quartal korrigieren müsste, weil unvorgesehene Unfälle, Veränderungen der Zusammensetzung des Rohmaterials, Streiks, Energieprobleme usw. auftreten. Auf der anderen Seite können sich die Erwartungen zum Goldpreis sehr schnell verändern. Eine heute als billig eingestufte Aktie könnte so schon nach ein paar Wochen als völlig überteuert gelten. Besser ist es dann schon, sich eine gute Mine wie Barrick auszusuchen und ihre Aktie entsprechend der Korrelation zum Goldpreis (siehe: Diagramm Goldpreis im Vergleich zur Entwicklung der Minenaktien) zu kaufen oder zu verkaufen. Denn Minenaktien bewegen sich mit einem Hebel zum Goldpreis, da die Differenz zwischen Goldbestand und Explorationskosten höhere Wertververänderungen aufweist als der absolute Wert des Goldes. Von großer Bedeutung ist dabei allerdings das Hedge-Buch der Minengesellschaft. Ist bekannt, dass die Gesellschaft nahezu die gesamten Bestände der künftigen Exploration per Termin verkauft hat, kann sich der innere Wert der Aktie auch nicht mit einer Hebelwirkung zum Goldpreis verändern. Genau das ist ein Problem von Barrick. Sie hatte sehr wesentliche Teile ihrer künftigen Produktion abgesichert, hat jedoch inzwischen einiges getan, um von diesen Niedrigpreis-Termin-Verkäufen herunterzukommen. Allerdings liegt Hedge-Buch immer noch bei 2 bis 3 Jahresproduktionen.

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass der Kauf von Goldminenaktien, auch wenn es sich um Aktien der besten Gesellschaften handelt, sehr riskant sein kann. Wir hatten dies ja bereits bei unserer Analyse von Newmont Mining in unserem Rohstoffreport Nr. 10 festgestellt. Allerdings sollten Anleger, die mit einem stark ansteigenden Goldpreis rechnen, sich durchaus – wegen der Hebelwirkung – für den Aktienkauf zumindest als Beimischung entscheiden. In diesem Fall würden wir allerdings nur die sehr großen Minen empfehlen, weil nur sie aufgrund ihrer Finanzkraft in der Lage sind, neue Goldfelder zu erschließen. Unser Favorit wäre dann ganz eindeutig Barrick Gold.

Zusammenfassung

Barrick ist eine exzellente Gesellschaft, die mit zusätzlichem Goldangebot zu niedrigeren Explorationskosten an den Markt kommen wird, während die Produktionen der Konkurrenten eher zurückgehen und die Kosten steigen. Barricks Dynamik wird eine Reihe von Jahren vorhalten, da sie auch in schlechten Zeiten ihr Explorationsprogramm vorangetrieben und sich dabei nur wenig um Analystenmeinungen gekümmert hat. Was die zukünftigen Goldpreise anbelangt, hat Barrick immer auf Sicherheit gesetzt, in dem sie große Teile der künftigen Verkäufe gehedgt hat. Dies bietet Sicherheit gegen einen Kursverfall der Aktie, kappt teilweise aber auch ihr Gewinnpotential. Barrick unternimmt zur Zeit große Anstrengungen, um zu einem ausgewogeneren Verhältnis von abgesicherten und ungesicherten Verkäufen zu kommen.

Quelle: http://www.rohstoff-report.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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