Rohstoff-Report Wochenanalyse: Abwärtsdruck bei Metallen und Öl
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Energie: US Leichtöl fiel in der letzten Woche unter die Marke von 58 Dollar. Mit dieser Preiskorrektur um fast 6 Dollar seit Monatsbeginn reagierten die Märkte auf die hohen Lagerbestände bei Rohöl, Heizöl und Benzin. Durch das warme Winterwetter in großen Teilen der USA liegt die Nachfrage nach Heizöl deutlich unter dem Vorjahr. Die Lagerbestände konnten wieder gefüllt werden, nachdem sie durch die Hurrikans im letzten Jahr stark dezimiert wurden. Deshalb fielen auch die Margen der Raffinieren. Sie führen jetzt ihre Wartungsarbeiten durch, mit denen sie auch bis zum Frühjahr hätten warten können. Diese vorgezogenen Betriebsschließungen könnten zwar jetzt zu einer Entlastung des Angebotsdrucks, im Frühjahr aber zu einem Überangebot führen. Technisch scheint der Markt für Rohöl überverkauft zu sein. Eine Gegenbewegung wäre also möglich. Dagegen sprechen die starken Zuwächse der Lagerbestände. Erneute spekulative Kauflust könnte wohl nur dann eintreten, wenn sich die Nachrichten aus dem Iran, aus Nigeria und Venezuela wieder verschlechtern. Allerdings warnen Fachleute, dass der Winter noch nicht vorbei sei. Es gibt vermehrt Berichte über eine Abkühlung der Temperaturen in den USA. Und tatsächlich wurde New York in der vergangenen Woche von einem heftigen Schneesturm überrascht. Aber selbst wenn es deutlich kälter würde, sind die Lagerbestände so immens, dass jetzt wohl kaum noch mit einer winterbedingten Preisrallye zu rechen ist. Immerhin lagen in den drei Monaten des amerikanischen Winters die Durchschnittstemperaturen deutlich über den Werten der Vorjahre. Eisig kalte Temperaturen erlebten dagegen Osteuropa, Russland und Asien, und mittlerweile liegt sogar auf mancher Mittelmeerinsel meterhoch Schnee. Dort wird aber aus Geldmangel weniger geheizt. Die Hauptverschwender sind und bleiben die Amerikaner. Sie treiben die Nachfrage oder bringen sie eben auch zu Fall.
Industrie- und Edelmetalle: Kupfer begann in der letzten Woche die schon lang erwartete Korrektur. Nachdem der Preis von 5120 Dollar je Tonne an der LME nicht gehalten werden konnte, befindet Kupfer sich jetzt in einem kurzfristigen Abwärtstrend. Trotz der knappen Lagerbestände wird in diesem Jahr ein Angebotsüberschuss erwartet, nachdem die letzten Jahre stets defizitär waren. Viel hängt von der Produktion in Chile ab, dem größten Produzenten von Kupfererz. Chiles Produktion ging im letzten Jahr wegen einiger Erdrutsche, vor allem aber auch wegen heftiger Streiks zurück. Sie soll sich in diesem Jahr aber wieder erholen. Allerdings waren die Prognosen auch am Anfang des vergangenen Jahres ähnlich optimistisch. Eine echte Trendwende bleibt bisher Spekulation. Das gleiche gilt für Aluminium. Hier machen vor allem die hohen Energiekosten den Schmelzereien zu schaffen. Es kommt zunehmend zu Betriebsschließungen. Das Angebot wird damit auch anfälliger für technische Pannen oder Streiks. Trotzdem konnte sich auch Aluminium der beginnenden Korrektur der Metallpreise an der LME nicht entziehen. Es gab deutlich ab. Auch bei Zink und Nickel ging es abwärts. Ein großer Teil der Preisanstiege seit Jahresbeginn war getrieben durch Käufe von Indexfonds. Diese Käufe ebbten in den vergangenen Tagen ab. Eine Konsolidierung war aber auch notwendig nach der Hausse in den vergangenen Wochen.
Soft-Commodities: Mais fiel in der vergangenen Woche, nachdem seit Jahresbeginn Spekulationen auf eine stärkere Verwendung zur Herstellung von Ethanol die Preise stützten. Tatsache ist aber, dass die Mais-Lagerbestände ihr höchstes Niveau seit 13 Jahren erreichten. Es kam also zu dem erwarteten Rückschlag. Hinzu kommen die Nachfrageeinbrüche, die eine Folge der Vogelgrippe sind. Dem steht ein Wachstum des weltweiten Angebots um mehr als 20% gegenüber. Die Lagerhallen sind schon jetzt brechend voll. Graduell besser sieht es bei Weizen aus. Obwohl auch hier die Lager randvoll sind, hat sich zumindest die physische Nachfrage etwas belebt, und der milde Winter und Trockenheit haben offensichtlich zu Schäden beim Winterweizen geführt, so dass mit einer Abnahme der Ernteerträge zu rechnen ist. Über die Auswirkungen der Kältewelle in der Ukraine auf den Winterweizen gibt es bisher noch keine verlässlichen Daten. Schäden an den Pflanzen werden jedoch befürchtet. Die Baumwollpreise hielten sich auf hohem Niveau. Die Trockenheit im Süden der USA nährt Spekulationen über Ernteausfälle. Zudem spekulieren Händler trotz der üppig gefüllten Lager auf verstärkte Käufe aus China. Sie sollen in diesem Jahr das bisherige Rekordvolumen von 2003/04 um fast 100% übersteigen. Es wird sich zeigen, ob das nicht reines Wunschdenken ist. Der Zuckerpreis fiel auf das Jahresanfangs-Niveau zurück. Zucker wird aber noch lange gefragt sein. Die Ethanolherstellung aus Zuckerrohr ist in Brasilien inzwischen so günstig, dass Benzin dort nahezu unrentabel wird. Daran ändern auch Studien der amerikanischen Öl-Lobby nichts: Ein Liter Ethanol lässt sich in Brasilien zur Hälfte der Kosten eines Liters Benzin herstellen. Die USA planen nun, in stärkerem Maße aus Weizen Ethanol herzustellen. Ganz abgesehen davon, dass hohe Investitionen notwendig sein werden, um dies im großen Stil zu betreiben, wird dieses Weizen-Ethanol deutlich teurer sein als Zucker-Ethanol aus Brasilien. Bis 2013 will Brasilien 50 neue Ethanolfabriken bauen und bis dahin die Anbaufläche für Zuckerrohr drastisch erhöhen. Auch das mag nicht ausreichen, wenn man die wachsende Nachfrage aus Asien, bald aber auch den USA berücksichtigt. Keine Verknappung, aber eine Verringerung des Angebots gibt es in diesem Jahr bei Kaffee. Ungeachtet dessen gab es charttechnisch bedingt in der letzten Woche Gewinnmitnahmen.
Quelle: Rohstoff-Report.de Wochenrückblick
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