Rohstoff-Report: Ölpreis wieder auf Rekordkurs
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Es gibt drei maßgebliche Faktoren bei der Bildung des Ölpreises, die nach den Preisentwicklungen im letzten Jahr zu Tage traten:
1)Der Ölpreis wird stärker durch langfristige Erwartungen geprägt, als durch kurzfristige Lagerbestandsveränderungen.
2)Die Krise an den Energiemärkten im Jahr 2004 war nachfrageinduziert. Deshalb ist sie nicht mit den ersten beiden Ölkrisen vergleichbar, die durch eine Angebotsverknappung ausgelöst wurden. Die hohen Preise heute sind dagegen auf einen Nachfrageschub, ausgelöst primär durch China, zurückzuführen. Die Hurrikans in den USA verknappten zwar auch das Angebot an raffiniertem Erdöl, doch nur in den USA. Die USA konnten das Defizit in den Folgewochen verblüffend schnell durch Importe aus Europa und Asien ausgleichen. Es scheint, als würden - in gewissen Grenzen - ausreichend Erdöl und auch Ölprodukte zur Verfügung stehen, solange nur der Preis stimmt.
3)Durch die zunehmende Popularität von Rohstoffindices bei Fonds und Kleinanlegern strömt neues, weniger bewegliches Kapital in die Rohstoffmärkte, dass erst einmal im Markt „sitzt“. Das zeigt sich vor allem daran, dass der Ölpreis, trotz des ungewöhnlich und unerwartet warmen Wetters in den USA und der daraus entstehenden Chance, die aus dem Herbst dezimierten Lager aufzufüllen, nur relativ schwach (22%) konsolidierte. Experten von Bloomsbury schätzen, dass sich bis 2007 das Kapital der neuen Marktteilnehmer von aktuell ca. 80 Milliarden Dollar noch einmal verdoppeln wird.
Wie dem auch sei: Technisch bildete WTI bei 57 Dollar einen Doppelboden aus. Von diesem erhöhten Niveau aus startete dann die jüngste Aufwärtsbewegung. Zuletzt notiert WTI wieder über 67 Dollar. Dabei handelt es sich bei den preistreibenden Faktoren, den Krisen in Iran und Nigeria, um delikate Angelegenheiten. Die beiden Länder stellen zusammen 8% des weltweiten Erdölangebots. Wegen fehlender freier Kapazitäten bei der OPEC und den stark begrenzten Restkapazitäten der Nicht-OPEC-Länder wäre ein Produktionsausfall Irans und Nigerias fatal.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit tobt in Nigeria ein blutiger Kampf ums Öl. Das Ziel der Rebellen: Nigeria soll daran gehindert werden, Öl zu exportieren. Die Menschen am ölreichen Nigerdelta wollen stärker an dem Reichtum ihres Landes beteiligt werden und sind, um der Armut zu entkommen, in der sie inmitten der milliardenschweren Ölbohrstationen leben müssen, auch bereit, mit Gewalt dafür zu kämpfen. Seit Beginn der Ausschreitungen ging die nigerianische Ölproduktion um 10 Prozent zurück.
Im Iran spielt das hingegen weniger eine Rolle. Der neue iranische Präsident setzt seinen Konfrontationskurs gegen die westlichen Industrienationen ungehindert fort und nutzt hierfür die Abhängigkeit des Westens vom Ölreichtum seines Landes als strategische Waffe. Bisher blieb es nur bei Worten, doch allein das genügte schon, um die Ölpreise in die Höhe zu treiben. Dabei spekuliert der Iran mit seinen engen Beziehungen zu China. China betonte jedoch bereits im Dezember, vor dem UN Sicherheitsrat mit seinem Vetorecht nicht alleine dastehen zu wollen, sollte es zu einer Abstimmung kommen. Die Lage am Ölmarkt ist nach einigen „ruhigen“ Wochen nun wieder sehr angespannt.
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